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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Vorbeigehen mit der Faust auf den Hals. Der Drache rappelte sich hoch und rieb die Schädeldecke an Veleris’ Handteller, wie ein Hund, der darum bettelt, gestreichelt zu werden. Kichernd öffnete Veleris die Tür. »Wenn ich nicht bei euch wäre, hätte er euch jetzt schon gegrillt!«
    Danielle wünschte, man hätte ihnen erlaubt, ihre Waffen wieder an sich zu nehmen. Zahm oder nicht, diese Kreatur war trotzdem groß genug, um jemandem mit einem einzigen Biss einen Arm oder ein Bein auszureißen. Andererseits bezweifelte sie, dass der Drache einen Angriff mit einer nicht verzauberten Klinge überhaupt bemerken würde.
    Das Zimmer der Riesin war bescheiden, kaum mehr als ein übergroßer Lagerraum mit verschalten Wänden und alten Stützbalken. An irgendeinem Punkt in der Vergangenheit war die Holzwand im hinteren Teil niedergerissen worden und man hatte primitive Regale in den Fels gehauen, die mit übergroßen Pergamenten, jedes fest zusammengerollt und verschnürt, vollgestopft waren. Ein schmutziger Vorhang verdeckte zum Teil eine kleinere Höhle, wo zerknitterte Wolldecken über eine geflochtene Matte geworfen waren. Rechts vom Eingang hing eine kleine Öllaterne an der Wand.
    »Achtet darauf, dass ihr die Tür schließt!«, sagte Veleris. »Das Biest schleicht sich gern herein und stibitzt sich einen Imbiss.« Bei diesen Worten tätschelte sie ein Fass, das nach altem Fisch stank.
    »Wie heißt er?«, erkundigte sich Gerta, als sie die Tür hinter sich zuzog.
    »Was gibt mir das Recht, einem anderen Wesen einen Namen aufzuzwingen?« Veleris begann, sich durch die Pergamente zu wühlen, indem sie kleine Symbole überprüfte, die auf dem unteren Rand eines jeden notiert waren. Mit einem zufriedenen Grunzen zog sie schließlich eines heraus und entrollte es auf dem Boden. »Haltet das mal, ja?«
    Das Pergament war von der Größe eines kleinen Teppichs und nahm mehr als die Hälfte des Fußbodens ein. Zeile um Zeile winziger brauner Schriftzeichen wurden nur von akribisch genauen Zeichnungen unterbrochen. Danielle hatte genug Zeit mit Schnee verbracht, um verschiedene Beschwörungskreise zu erkennen.
    »Was für eine Haut ist das?«, fragte Gerta.
    »Drache«, antwortete Bellum. »Hält viel länger als gewöhnliches Pergament.«
    »Meine Mutter sperrte den Dämon in einem Spiegel ein«, sagte Gerta, »in dem ihn ein Platinrahmen festhielt. Der Beschwörungsring war in den Palast eingebaut, aber es war der Spiegel, der den Dämon band.«
    »Hmm.« Veleris blickte finster drein. »Deine Mutter hat das Wesen nur im Geiste beschworen. Raffiniert! Aber selbst so hätte kein einfacher Kreis diesen Dämon festgehalten.«
    »Und was hätte?«, fragte Talia.
    »Macht.« Bellum fletschte die Zähne. »Es gibt Techniken, um Magie im Metall einzufangen. Man baut eine Schmiede, die mit den Gebeinen von einhundert Zauberern befeuert wird, und schreckt das weiß glühende Metall in ihrem Blut ab … Damit könnte man vielleicht sogar einen bedeutenderen Dämon eine Zeit lang fesseln. Aber dieser Rahmen hat seine Macht verloren, als der Dämon entkam, und jetzt hat er einen neuen Körper.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Talia. »Brauchen wir jetzt die Gebeine von zweihundert Zauberern? Gebt mir eine Woche in Kanustius, und …«
    »Schnee verleiht dem Dämon physische Form.« Veleris griff nach einer anderen Rolle und entrollte sie über der ersten. »Das kann sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche sein. Schneewittchens Macht wird seiner eigenen hinzugefügt, aber die Zauberkraft des Dämons wird jetzt durch ihren menschlichen Körper kanalisiert.«
    Bellum grunzte. »Elfenmagie würde ihrer Macht wahrscheinlich widerstehen, wenigstens eine Zeit lang.«
    »Das tut sie«, bestätigte Danielle. »Mein Sohn … er hat Elfenblut in sich. Die Magie des Dämons hat bei ihm nicht funktioniert.«
    Veleris betrachtete sie lange mit gefurchter Miene. »Ich werde nicht fragen.«
    Gerta hatte sich auf den Boden gekauert und die Augen zusammengekniffen, als könnte sie durch pure Willenskraft die Sprache auf dem Pergament der Riesin verstehen. »Ich habe die Macht des Dämons berührt, habe gesehen, wozu er imstande ist. Wie kann ein kleines Kind dem widerstehen, selbst mit Elfenblut?«
    »Es ist nicht das, was es tut«, entgegnete Veleris. »Es ist das, was es ist.« Sie zeigte auf eine kleine Bebilderung sich schneidender Kreise. »Eure Art glaubt, dass Dämonen Wesen der Hölle sind, richtig? Erschaffen, um die Verdammten bis in

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