Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)
groß wie die eines Pferdes. Ihre schwarzen Haare hingen ihr in einem geflochtenen Strang über die linke Schulter, und sie trug ein Lederstirnband, das mit grob gehämmerten Goldnuggets besetzt war.
»Danke, Tommy«, sagte Veleris. Danielle erkannte die Stimme wieder. Sie ließ den Blick über die Decke wandern, bis sie einen kleinen Metallkegel im Fels entdeckte, der im Augenblick mit einem Holzstöpsel verschlossen war. Irgendwie mussten sie Rohre durch die gesamte Mine verlegt haben, um den Schall zu der Tür auf der Oberfläche zu bringen.
Tommy salutierte erneut und zog sich zurück, wobei er Danielle und den anderen noch zuflüsterte: »Viel Glück!«
»Euch hat also die Herzogin zu uns geschickt«, sagte Veleris und betrachtete sie reihum. Als sie zu dem Dunkeling kam, verzog sie das Gesicht. »Und ihr habt einen ihrer Spione mitgebracht.«
Danielle verneigte sich. »Der Dunkeling half uns, aus Kanustius zu fliehen, Euer Exzellenz.« Sie war sich nicht sicher, wie der korrekte Titel der Damen lautete, aber ›Exzellenz‹ wurde in Elfenadelskreisen immer akzeptiert.
Veleris und Bellum sahen einander an. Bellums Haar war kürzer und mit irgendeinem Öl oder einer Schmiere rechts angeklatscht. Ihr Gesicht war ein Spiegelbild desjenigen Veleris’, breit und klobig mit massiger Stirn, aber während Veleris sich ehrlich zu freuen schien, sie kennenzulernen, sah Bellum aus, als wollte sie nichts lieber, als über den Tisch springen und anfangen, Knochen zu zermalmen.
»Wir wissen von dem Angriff auf Kanustius«, sagte Veleris. »Um welche Hilfe möchtet ihr uns bitten?«
Danielle trat näher an den Tisch heran. »Man hat mir gesagt, Ihr könntet mir helfen, meinen Sohn zu finden, und dass Ihr wüsstet, wie man den Dämon aufhalten kann, der Allesandria angegriffen hat. Der Dämon, der jetzt König Laurence übernommen hat.« So schnell sie konnte, fasste sie zusammen, was sie über den Dämon wussten.
»Euren Sohn finden und einen Dämon stoppen!«, brummte Bellum. »Das sind zwei Gefallen. Große Gefallen. Menschen sind Narren. Dämonen beschwören und dann wie Kinder herumrennen, wenn ihre Pläne scheitern! Ein echter Dämon, so wie sich’s anhört. Da könntet ihr ebenso gut euer Königreich gleich niederbrennen und euch die Zeit sparen.«
»Ich fürchte, da muss ich zustimmen«, sagte Veleris. »Euer Volk ist impulsiv und schnell mit Taten bei der Hand. Das kann eine Stärke sein, aber ihr vernachlässigt es, über euer kurzes Leben hinaus- und an die Folgen eures Handelns zu denken.«
»Wir sind nicht meilenweit durch Stein und Dreck gekrochen, um uns eine Strafpredigt halten zu lassen!«, ergriff Talia das Wort. »Dieser Dämon hat bereits den Palast niedergebrannt!«
»Lasst sie brennen!« Bellum schnappte sich das Stirnband von Veleris und legte es selbst an. »Lasst sie wissen, wie es sich anfühlt, gejagt zu werden, aus seinem Zuhause vertrieben und getötet zu werden! Je mehr von euch der Dämon umbringt, desto sicherer wird diese Welt für unser Volk.«
Die anderen Elfen am Tisch stahlen sich fort, um Bellums Zorn zu entgehen.
»Sicherer?«, wiederholte Talia. »Dieses Wesen hat die Dryade ermordet, die uns nach Allesandria gebracht hat!«
Bellum schlug mit der Hand auf den Tisch. »So ergeht es unsereinem, wenn wir Menschen helfen!«
Danielle versuchte es noch einmal und sprach so ruhig, wie sie konnte. »Die Herzo …«
»Die Herzogin spricht nicht für Speas Elan!«, brauste Bellum auf. »Was in eurer Welt vorgeht, ist für uns nicht von Belang! Eure Leute haben dieses Wesen gerufen – ihr müsst damit fertig werden.«
»Dann werdet Ihr also nichts unternehmen?«, wollte Talia wissen.
Veleris flüsterte Bellum etwas zu, die daraufhin die Augen verdrehte. »Doch«, erwiderte Bellum, ohne sich die Mühe zu machen, ihren Widerwillen zu verbergen. »Wir werden euch helfen. Ihr dürft hierbleiben. Dieser Ort ist sicherer als jeder andere in Allesandria. Welche Hölle dieser Dämon auch entfesselt, sie wird nicht ewig Bestand haben. Eines Tages werden sowohl ihr als auch wir an die Oberfläche zurückkehren, und wenn nicht ihr, so eure Kinder oder deren Kinder.«
»Mein Kind ist ein Gefangener«, sagte Danielle. »Ich werde es zurückholen!«
»Dann geht!«, sagte Bellum. »Niemand hier wird euch aufhalten.«
Danielle warf einen raschen Blick auf ihre Gefährtinnen. Talia sah aus, als wäre sie drauf und dran, die Riesin mit bloßen Händen anzugreifen. Der Dunkeling wartete
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