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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Elfen?
    Zum Glück war auch Gerta langsamer geworden. Schnee hatte körperlich nie so hart trainiert wie geistig; es sah so aus, als sei dies eine weitere Gemeinsamkeit der beiden.
    »Wir finden einen anderen Weg!«, rief Talia. »Ich werde keine von euch sterben lassen!«
    »Bitte lüg mich nicht an, Talia.« Gertas Stimme hallte eigenartig wider, und auch das Geräusch ihrer Schritte hatte sich verändert. Augenblicke später entdeckte Talia wieso.
    Der Tunnel kam am oberen Ende einer gewaltigen Höhle heraus, die gut doppelt so groß wie der Schlosshof zu Hause war und deren unteren Teil ein See ausfüllte. Die Luft roch nach Dampf und Schwefel. In die Seite des Fels war ein hölzerner Laufgang gebaut, der im Zickzack hinab zu einer Steinbrücke auf der anderen Seite führte, wo der See schmaler wurde und durch einen zerklüfteten Spalt in der Wand mit einer anderen Höhle in Verbindung stand. Die Wasseroberfläche war vollkommen still, wie schwarzes Glas.
    Talia zog die Stiefel aus. Nicht einmal Schneewittchen war stark genug, um den gesamten See gefrieren zu lassen. Es war höher als vorhin, aber das Wasser müsste den Sturz abfangen – falls es tief genug war.
    Gerta war auf halbem Weg zur Brücke. Talia packte das Geländer mit beiden Händen und holte mehrmals hintereinander tief Luft, um die Lunge zu füllen. Ihr Ellbogen tat teuflisch weh, und auch Hüfte und Oberschenkel beschwerten sich. Als Gertas Licht sich tiefer bewegte, kletterte Talia aufs Geländer und sprang.
    Sie kam mit den Zehen voran auf, Knie gebeugt und Arme gespreizt, um den Aufprall abzufedern, als sie ins Wasser eintauchte, aber sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Sie konnte zwar nicht sehen, wie tief der See war, aber ihre Füße berührten den Grund nicht.
    Das Wasser war wärmer, als sie erwartet hatte, fast schon heiß, und schmeckte nach Salz. Mit kräftigen Beinschlägen tauchte sie auf, wischte sich das Gesicht ab und klatschte sich die Haare an. Gerta zögerte auf den Stufen. »Du kannst nicht ständig davonlaufen!«, rief Talia ihr zu.
    Talia war nicht die beste Schwimmerin, aber Königin Beatrice hatte darauf bestanden, dass sie es lernte. Sie strampelte auf die Brücke zu, wobei sie auf der Seite schwamm, um den verletzten Arm und das Bein zu schonen. Gerta war nicht mehr weit entfernt, aber Talia müsste die Brücke zuerst erreichen. Gerta könnte versuchen, wieder durch die Tunnel zurück zu fliehen, aber das würde bedeuten, aufwärtslaufen zu müssen, und selbst von hier unten aus konnte Talia erkennen, dass sie schwitzte und außer Atem war.
    Wenn sie wirklich ein Teil von Schnee war, dann würde sie nicht so einfach aufgeben. Talia behielt sie im Auge, so gut es ging, bereit, beim ersten Anzeichen von Zauberei unterzutauchen.
    Etwas klatschte ihr gegen den Hinterkopf, so fest, dass es ihr das Gesicht ins Wasser drückte. Talia hörte auf zu schwimmen, trat auf der Stelle und betastete mit einer Hand ihren Schädel. Was immer es war, es hatte die Beschaffenheit von warmem Sirup. Es war auch in den See um sie herum gespritzt, den Kreisen nach zu urteilen, die sich im Wasser ausbreiteten. »Ich habe keine Ahnung, was das für ein Zauber war, aber er ist ekelhaft!«
    Gerta hastete auf die Brücke zu. »Talia, tauch unter!«
    Talia vertraute dem Entsetzen in Gertas Stimme und tauchte. Einen Moment später brach das Wasser über ihrem Kopf in orangefarbene Flammen aus.
    Talia tauchte tiefer, um der sengenden Hitze zu entgehen; das Feuer hatte die Oberfläche bereits zum Kochen gebracht. Sie schwamm, so weit sie konnte, und wartete, bis das Feuer nicht mehr loderte und ihre Lunge sie zwang, aufzutauchen. Dampf stieg vom Wasser auf, und jeder Atemzug tat ihr in Brust und Hals weh. Schnell holte sie noch einmal Luft und tauchte dann wieder unter.
    Diesmal schaffte sie es, die Brücke zu erreichen. Sie zog sich an einem der steinernen Stützpfeiler vorbei, behielt nur Augen und Nase über Wasser und gab sich Mühe, ihre Atmung zu normalisieren.
    Ein erneuter Flammenstoß beleuchtete den Drachen am anderen Ufer. Er war viel größer als die beiden »zahmen« Drachen, die sie oben gesehen hatte, und glitt jetzt, fast ohne eine Welle zu verursachen, ins Wasser. Der schwache Schein aus seinem Rachen verschwand mit einem Zischen.
    »Wo ist ein Ritter, wenn man einen braucht?« Historisch gesehen hatten Ritter nie gut gegen Drachen ausgesehen, ganz egal, was die Barden behaupteten, aber wenigstens hätte Talia sich

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