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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Namen vergessen. Zwanzig Jahre, und das Feuer wäre nur noch eine Geschichte, die von alten Männern erzählt wird. Selbst du, kleiner Prinz: Dein Tod wird nichts als eine Anmerkung in einer vergessenen Darstellung der königlichen Familie sein.«
    Jakob wimmerte.
    »Ich war zur Königin bestimmt«, fuhr sie fort, während sie übers Wasser schaute. »Meine Mutter würde nicht ewig leben. Alles, was ich tun musste, war zu überleben, und eines Tages hätte ich meine Belohnung kassiert. Als ich Roland kennenlernte, träumte ich davon, ihn zum König zu machen, Allesandria mit ihm gemeinsam zu regieren. Aber die Welt schert sich nicht um Träume.«
    Beim Gehen staunte sie über ihre Kraft. Die Magie des Spiegels hatte ihr Blut erfüllt; Jakobs Gewicht spürte sie kaum. Sie hätte ihn mühelos ins Meer werfen oder gegen die Felsen schmettern können, und das Zaubern fiel ihr so leicht wie Luftholen. Sie dachte kurz darüber nach, die Klippen auseinanderzureißen, einfach, weil sie es konnte. Vielleicht war das Beatrices letztes Geschenk – Schnee die Macht zu geben, sich zurückzunehmen, was ihr gehörte.
    »Mein ganzes Leben lang hat die Magie meiner Mutter meine eigene an der Entfaltung gehindert. Allein meine Wut und Verzweiflung ermöglichten es mir, sie zu besiegen, und selbst in ihrer Niederlage noch vernichtete sie mich. Ich hätte Königin sein sollen, aber ihr Gift hatte sich bereits in Allesandria verbreitet und diejenigen in den Machtpositionen verdorben. Sie hatten Angst, meiner Mutter die Stirn zu bieten, aber als sie erst einmal tot war, richteten sie ihren Abscheu und ihre Furcht auf mich.«
    Sie rückte den Riemen an ihrem Sack zurecht; das Seil grub sich in ihre Schulter, aber der Schmerz störte sie nicht. »Die Welt ist kaputt, Prinz Jakob. Ein Ort des Chaos und des Wahnsinns, der nie wirklich beherrscht werden kann. Deine Eltern glauben, dass sie eines Tages Lorindar regieren werden, aber sie können sein Volk genauso wenig beherrschen, wie ein Bettler diesen Möwen gebieten kann.«
    Sie lächelte und streckte eine Hand nach den Vögeln aus. Praktisch ohne einen Gedanken von ihr schrie eine der Möwen in der Luft auf und stürzte herab, prallte aufs Dach eines Lagerhauses und fiel mit einem nassen Klatschen auf den Boden.
    Sie wurde langsamer und warf einen Blick auf die Straße hinter sich. Es war ein Jammer, ihre Bibliothek im Palast aufgeben zu müssen, aber Lorindar war eine kleine, unbedeutende Nation. Und wozu brauchte sie schon alte Bücher und Schriftrollen? Wenngleich da etwas war … ein Zauber, an dem sie gearbeitet hatte? Es hatte etwas mit Beatrices Leiche zu tun. Ihre Experimente, Beatrice zu retten, waren nicht von Erfolg gekrönt gewesen; die Zaubertränke und Amulette, die sie über die Jahre hergestellt hatte, nicht mehr von Nutzen.
    Die Erinnerung verflüchtigte sich und verschwand im Dunkel.
    Die Gegenwart von Magie lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Docks. Als Kind hatte sie die Zauber ihrer Mutter immer spüren können; jetzt summte die Magie durch ihren Körper, eine stumme Melodie, die mit ihrer Umgebung stieg und fiel. Dieser neueste Chor des Zauberwirkens ging von den vier Personen aus, die die Straße entlang auf sie zugeeilt kamen. Die Gruppe wurde vom Hafenmeister persönlich angeführt, falls Schnees Augen sie nicht trogen.
    »Meister Francis!« Das hätte Schnee vorhersehen müssen. Der Hafenmeister war für alle ein- und auslaufenden Schiffe verantwortlich, was auch beinhaltete, diese Schiffe auf illegale Verzauberungen hin zu überprüfen. Ein simpler Illusionszauber hatte ihr erlaubt, aus dem Palast zu spazieren und eine Kutsche zu klauen, aber Francis würde solche Tricks durchschauen. Sie ließ den Sack von der Schulter gleiten und auf die Straße sinken. Ein einzelnes Glasstück, nicht größer als der Hut einer Eichel, fiel heraus. »Gibt es irgendein Problem?«
    »Prinzessin Whiteshore hat Nachricht gegeben, nach Euch und dem Jungen Ausschau zu halten.« Francis’ Männer schwärmten hinter ihm aus. »Lasst Prinz Jakob herunter und ergebt Euch!«
    »Was gibt Euch das Recht, mir Befehle zu erteilen?« Schnee trat vor und zermalmte dabei das Glas unter ihrem Absatz. Sie hob den Stiefel von den Bruchstücken und blies sanft.
    Sie konnte spüren, wie Francis’ Magie sie umkreiste, wie er versuchte, sie zu umfassen, ohne dem Prinzen etwas zuleide zu tun. Sie zerfetzte seinen Zauber so mühelos wie Spinnweben.
    Frost breitete sich über dem Glas auf der

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