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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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hast mich angesehen und die Erlösung gesehen. Ich war nichts weiter für dich als eine Möglichkeit, deiner Stiefmutter und deinen Stiefschwestern zu entkommen!«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    »So wie ich dich ansah und … Einfachheit sah. Ein Kind ohne geheime Intrigen, ein zu Gehorsam erzogenes Mädchen: eine Braut, geeignet für einen Prinzen. Liebe ist die Lüge, mit der wir uns vertrösten, wenn wir zu schwach sind, uns die Wahrheit einzugestehen. Du hast mein Bett gewärmt und bist an deinem Platz geblieben.«
    Gerta machte große Augen. »Mit dem bist du verheiratet?«
    »Ja.«
    »Er ist ein Arschloch!«
    Trittibar hustete und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Danielle umklammerte Gertas Schultern. »Du behauptest, Schnee habe dich erschaffen.«
    »Das stimmt.«
    »Als Armand mir damals geraubt wurde, hat Schnee meinen ungeborenen Sohn benutzt, um ihn zu finden. Als Jakob seine eigene Persönlichkeit entwickelte, wurde diese Verbindung immer schwächer. Aber du bist erst vor weniger als einem Tag Schnees Verstand entrissen worden – kannst du dieses Band benutzen, um sie zu finden?«
    Gerta schüttelte den Kopf. »Nicht ohne mich ihrer Macht auszusetzen.«
    »Verdammt!«, flüsterte Danielle. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit offen, eine, die sie inbrünstig gehofft hatte, vermeiden zu können. »Ich danke dir für deine Hilfe. Bitte bleibe hier bei Trittibar und Vater Isaac. Es muss einen Weg geben, das Glas aus Armand zu entfernen; arbeite mit ihnen daran, ihn zu finden!«
    »Vielleicht gibt es ja einen, aber …«
    »Versuch es!« Danielle ging auf die Tür zu. »Ich bin in meinem Zimmer. Schickt mir einen Pagen, wenn sich irgendetwas Neues ergibt.«
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte Talia.
    »Meinen Sohn finden.«

Kapitel 6
    Schnee blieb kurz stehen, als sie den Fischerkanal erreichte, die schmale Wasserstraße, die am Fuß der weißen Klippen entlangführte. Der Fäulnisgeruch von Fischen und alten Ködern hing in der Luft. Halb fertige Segelschiffe kauerten wie verwesende Kadaver in der Werft zu ihrer Rechten. Zu ihrer Linken drängten sich Gebäude auf das felsige Land, das den Klippen am nächsten war. Die meisten standen auf Pfeilern aus Holz oder Stein, die sie vor Wellen und der Flut beschützten. Wirtshäuser und Gasthöfe konkurrierten mit Lagerhäusern und Geschäften; zum Schutz vor Schnee und Eis im Winter waren alle mit steilen, verstärkten Dächern gebaut.
    Ein einziger Bergrutsch würde den halben Hafen zerstören. Schnee kniff die Augen zusammen und suchte nach den Zaubern, die die Gebäude unter den Klippen beschützten. Ihre Sicht war schärfer als vorher; obwohl nur Mond und Sterne schienen, konnte sie Einzelheiten erkennen, die ihr noch vor ein paar Tagen selbst bei vollem Sonnenlicht entgangen wären: Ein Nest, das sich auf eine Felsenspitze schmiegte, ein schlanker Schössling, der sich oben an den Klippen verzweifelt im kargen Erdreich festklammerte. Die Magie leuchtete, als stünde sie in Flammen – starke Zauber, aber eines Tages würde ihre Macht schwinden. Alle Magie wurde irgendwann schwächer.
    Sogar im Winter und Stunden vor dem Morgengrauen war der Hafen ein Ort des Chaos. Ein übergewichtiger Kapitän in einer schreiend grünen Jacke rief den Männern, die sein Schiff entluden, Anweisungen zu. Ein Stück weiter weg lotste ein jüngerer Mann in der Uniform der Hafenmeisterei ein Fischerboot in die Docks. Bettler krabbelten wie Läuse am Rand des Kanals entlang und wetteiferten mit den Möwen um Fischinnereien, die sie als Köder verkaufen wollten. Die Schreie der Möwen klangen wie das Hohngelächter von Kindern.
    »Sieh sie dir an!«, sagte Schnee. »Krächzen und hetzen umher, als ob ihr Leben irgendeine Bedeutung hätte!«
    Jakob antwortete nicht. Er ging wie ein Haustier neben ihr her, seine Hand fest in ihrer. Er hatte nicht mehr wegzulaufen versucht, seit sie damit gedroht hatte, ihn ins Meer zu werfen. Mit dem Weinen war es etwas anderes. Ihre Magie hatte sein Wimmern beendet, konnte jedoch seinen Verstand nicht durchdringen. Die ganze Kutschfahrt zum Hafen über hatte er geweint; getrocknete Tränen und Rotz überzogen sein Gesicht.
    Sie nahm ihn auf den Arm und trug ihn auf eine Weise, die aus der Entfernung für liebevoll gehalten werden mochte. Sein Körper war angespannt, und er weigerte sich, ihr in die Augen zu sehen.
    »Man könnte es alles verbrennen, und wem würde es auffallen?«, fragte Schnee. »In zehn Jahren wären ihre

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