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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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genug von Schnee gelernt, um zu wissen, dass es nicht der Name allein war, der Elfenmagie bewirkte, sondern die Absicht. Die Not des Rufenden.
    Sie dachte an Jakob und flüsterte dreimal »Herzogin«.
    An einer Stelle zwischen Bett und Tür sackte der Teppich durch, als wäre die Fußbodenfliese darunter weggesägt worden. Einzelne Fasern lösten sich ab und versanken in einem Loch, das von blassblauem Licht erhellt wurde.
    Danielle stand auf und beobachtete, wie das Loch sich erweiterte, bis es die Größe eines Serviertellers hatte. Die Oberfläche schimmerte wie Wasser, und entlang den kleinen Wellen tanzten blaue Lichter.
    »Prinzessin Whiteshore! Wie schön, Eure Stimme noch einmal zu hören.« Das Gesicht der Herzogin war wenig mehr als ein Schatten auf dem Wasser, aber Danielles Geist malte die Details aus. Kurzes, seidenweiches Haar von der Farbe gebleichter Baumwolle. Schlanke Ohren, deren spitze Enden knapp über den Kopf hinausragten. Übergroße Augen und schmale Lippen, auf denen ein immerwährendes raubtierhaftes Lächeln zu spielen schien. »Ich hatte nicht mit Eurem Ruf gerechnet. Schon gar nicht so bald, nachdem Ihr Euren Botschafter geschickt habt, um meine Festnahme zu fordern.«
    Es überraschte Danielle nicht im Geringsten zu erfahren, dass die Herzogin Ohren in den Elfenhöfen hatte. Neben dem Spionieren und Intrigieren Elfstadts wirkte Menschenpolitik wie das Gezänk von Kleinkindern.
    Danielle tat ihr Möglichstes, um ruhig zu bleiben. Die Herzogin hatte einen Elfenkönig ausgetrickst; sie würde mit Danielle in null Komma nichts dasselbe tun. »Das ist Monate her, und ich habe keine Forderungen gestellt. Ich habe Elfstadt bloß gebeten, Eure Rolle beim Tod meiner Stiefschwester Charlotte zu untersuchen.«
    »Ich war betrübt, von ihrem Ableben zu erfahren. Das Mädchen hätte in meiner Obhut bleiben sollen; sie war nicht vorbereitet auf die raue Wirklichkeit der Welt. Aber sie wünschte zu gehen, und aus Liebenswürdigkeit beschloss ich, ihr die Freiheit zu schenken. Hätte ich gewusst …«
    »Und der Umhang, den Ihr ihr zur Verfügung gestellt habt?«, fragte Danielle. »Verzaubert, um einen Feuerschemen zu tragen! Ich habe mitangesehen, wie er sie verbrannt hat!«
    »Der Feuerschemen sollte nur für Wärme sorgen«, sagte die Herzogin. »Wie Ihr wisst, ist mein Reich ein kalter Ort, dem es an dem Luxus fehlt, dessen sich diejenigen an der Oberfläche erfreuen. Ich habe keine Ahnung, wieso der Schemen sich gegen sie gewandt hat. Eure Stiefschwester war nicht die liebenswerteste Person; vielleicht hat sie etwas gesagt …«
    »Ich habe keine Zeit für nette Lügen.« Danielle ging an den Rand des Lochs. »Ihr habt meinen Stiefschwestern Zuflucht gewährt, als sie meinen Mann entführten! Ihr habt Euch mit der Lady von der Roten Kapuze gegen meine Freundin verschworen und dabei Charlotte ermordet! Hätte ich irgendeinen Beweis, dass Ihr diese Dinge absichtlich getan habt, würde ich einen Weg finden, Euch Eurer gerechten Strafe zuzuführen.«
    »Aber Ihr habt keinen solchen Beweis.« Aus der Stimme der Herzogin wich zu keiner Zeit die aufreizende Höflichkeit.
    »Nein.« Danielle kämpfte gegen den Drang an, ihr Schwert in dieses schemenhafte Gesicht zu stoßen. »Ich möchte mit Euch über eine andere Angelegenheit sprechen. Mein Sohn Jakob ist mir geraubt worden.«
    »Falls Ihr vorhabt, mich dessen zu beschuldigen, so vergeudet Ihr Eure Zeit, Euer Hoheit. Ob Ihr es glaubt oder nicht, meine Leute sind nicht für jedes Kind verantwortlich, das ihr Menschen verlegt.«
    »Ich weiß, wer ihn genommen hat. Ich will, dass Ihr mir helft, ihn zu finden.«
    Die Herzogin ließ sich mit der Antwort Zeit, als koste sie Danielles Worte aus. »Ihr müsst am Boden zerstört sein. Bitte nehmt mein Mitgefühl für Euch und Eure Familie entgegen.«
    »Ihr habt mir einmal gesagt, ich würde Eure Hilfe brauchen. Könnt Ihr meinen Sohn finden?«
    Das Lächeln der Herzogin wurde breiter. »Ihr würdet um meine Hilfe handeln?«
    Danielle konnte Talias Warnung so deutlich hören, als wäre sie im selben Zimmer. Handele nie mit Elfen! Nicht, wenn du deine Zukunft, deine Freude, deine Seele behalten willst! Doch was, wenn der Handel die einzige Möglichkeit war, diese Dinge wiederzuerlangen? »Ja.«
    Das blasse Gesicht der Herzogin wurde scharf. Sie trug ein Platindiadem mit Intarsien aus Jadesplittern. Ein hoher, silberner Kragen folgte den Konturen ihrer Wangenknochen. »Ich kann Euch möglicherweise helfen, ihn

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