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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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hatte sich an den Stoff geklammert und riss mit ihrem verspiegelten Stachel ein Loch nach dem anderen hinein.
    »Nicht bewegen!«, sagte Talia. Ihr Schwert schmetterte die Wespe auf den Boden.
    Gerta schrie auf und fasste sich ans Ohr, als ob sie sich vergewissern wollte, dass Talia es nicht abgetrennt hatte. Talia grinste bloß und schlug nach einer anderen Wespe.
    »Du hast gesagt, die Mauer würde Schnee passieren lassen, weil sie von königlichem Blut ist?«, fragte Danielle. »Du bist doch ihre Schwester – wird die Mauer dich erkennen?«
    Gerta biss sich auf die Lippen; sie war blass im Gesicht. »Ich … ich weiß nicht. Wenn ich wirklich Schnees Schwester …«
    »Geh einfach!« Danielle schob sie weg. »Sie können dir nicht in die Flammen folgen. Bleib so lang drin, wie du kannst, bis sie weg sind!«
    Gerta hatte die Mauer noch nicht ganz erreicht, als die Wespen sich für einen zweiten Angriff neu gruppierten. Danielle nahm ihren Mut zusammen.
    Knisternd wie der Atem eines Drachen zischte blaues Feuer durch die Luft. Rauch und Dampf schossen von der Erde in die Höhe. Binnen eines Wimpernschlags waren vier der Wespen verschwunden – verdampft. Die Übrigen fielen mit sich auflösenden Flügeln zu Boden.
    Talia fluchte: Feuer flackerte am Saum ihres Umhangs. Sie warf sich in den Schnee und wälzte sich hin und her, bis die Flammen vollständig erstickt waren.
    Die Feuersäule brannte noch ein paar Momente weiter und brüllte dabei fast so laut wie ein lebendiger Drache. Sie entsprang der Mauerkrone und bildete einen Bogen nach außen, wie Wasser aus einem Brunnen. Und ungefähr auf die gleiche Weise erlosch sie auch, indem sie sich zu einem Flammenrinnsal verringerte, das an die Mauer zurückfiel. Danielle sprang zur Seite, um den kleinen Flämmchen auszuweichen, die herunterspritzten.
    »Seid ihr in Ordnung?«, fragte Talia.
    Danielle nickte. Talia schien unverletzt zu sein, ebenso wie Gerta, die wie festgenagelt an der Mauer stand, als wüsste sie nicht genau, was sie als Nächstes tun sollte.
    »Schnee weiß, dass wir hier sind.« Talia wischte sich den Schlamm vom Umhang, ein nutzloses Unterfangen, das den Schmutz nur verteilte. »Falls sie es vorher nicht gewusst hat – jetzt weiß sie es.«
    »Du denkst, ihre Wespen sind uns gefolgt?«, fragte Danielle.
    »Wahrscheinlicher ist, dass sie sie als Kundschafter hierher geschickt hat. Wenn sie gewusst hätte, wo wir sind, hätte sie schon vorher angegriffen.« Talia warf einen Blick zur Mauer hoch. »Ich möchte wissen, wieso Schnee uns so was nie daheim in Lorindar gebaut hat!«
    »Weil sie es nicht konnte«, beantwortete Gerta ihre Frage. »Allein das Rohmaterial hätte mehr gekostet, als euer ganzes Königreich wert ist. Der Zaun besteht aus …« Sie sprang zurück, denn neben ihr trat ein Mann durch die Mauer. Das Feuer spritzte wie Regen von seinem Körper und zischte, wo die einzelnen Flammen auf der Erde auftrafen.
    Er war offensichtlich einer der Zauberer der Stadt, aber er sah nicht aus wie irgendein Zauberer, den Danielle schon einmal gesehen hatte. Zum einen trug er eine Rüstung. Der Kettenpanzer schien aus Gold und Stahl angefertigt zu sein; die einzelnen Ringe waren nur wenig dicker als Draht. Die goldenen Glieder waren so miteinander verflochten, dass sie ein wirbelndes Muster erzeugten, wie Schlangen, die sich auf sein Herz zuwanden. Seine einzige Bewaffnung bestand in einer Athame mit Ebenholzheft an seiner Hüfte. Er trug einen schwarzen Halbumhang und eine ebensolche Hose, die in pelzgefütterten Stiefeln steckte.
    Er lüftete seinen Metallhelm und verneigte sich leicht zum Gruß. Er war schlank und kahlköpfig; seine braune Kopfhaut glänzte im Feuerschein. Sogar seine Augenbrauen waren abrasiert. Er musterte sie reihum, doch sein Hauptaugenmerk galt Gerta. Als er sprach, waren seine Worte ruhig, aber bestimmt.
    »Er warnt uns, ganz höflich, dass man uns töten wird, falls wir versuchen zu kämpfen oder zu fliehen«, sagte Talia, ohne den Blick auch nur einen Augenblick von dem Zauberer abzuwenden. »Seine Sturmkrähenkollegen hören von den Türmen aus mit. Er will wissen, wer Gerta ist und wie sie sich der Mauer so weit nähern konnte.«
    »Achte darauf, was du sagst!« Danielle warf einen Blick auf die Pfütze, wo eine der Wespen auf die Erde gestürzt war: Ein Glassplitter lag halb vergraben im Schlamm. »Sie sind vielleicht nicht die Einzigen, die mithören.«
    Talia fuhr fort zu übersetzen, als Gerta sagte: »Meine

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