Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
Vom Netzwerk:
Mauer war dicker, als ihr klar gewesen war: Sie brauchte vier Schritte, ehe sie auf der anderen Seite wieder herauskam.
    Sie entfernte sich von den Flammen und blinzelte die Trockenheit aus den Augen. Die anderen warteten auf sie und schienen unversehrt.
    »Willkommen in Kanustius!«, sagte Forssel und nahm den Abstand zu ihnen ein, der in Allesandria als höflich empfunden wurde. Immer noch nah genug für Talia, um ihn nötigenfalls mit dem Schwert zu erreichen.
    Die Straßen waren mit Steinen gepflastert, die einen Stich ins Rote zeigten, und schnitten enge Pfade durch niedrige, klobige Gebäude. Aus den meisten Kaminen stieg Rauch auf. Gemalte Schlingenverzierungen, hauptsächlich in Blau- und Weißtönen, schmückten die Türen und schmalen Fenster.
    Es war viel zu ruhig auf den Straßen für eine Stadt dieser Größe. Talia konnte sehen, dass die Einwohner sie durch rissige Fensterläden beobachteten. Die wenigen Menschen auf der Straße bewegten sich schnell und blickten dabei geradeaus.
    »So hat es sich angefühlt, als meine Mutter regierte«, sagte Gerta leise. Sie machte große Augen wie ein Neuankömmling und nahm mit gerunzelter Stirn ihre Umgebung in sich auf. »Erstickt von Furcht. Niemand durfte sich ohne einen Passierschein nach Einbruch der Dunkelheit in den Straßen aufhalten.«
    »Das Ausgangsverbot wurde schon vor Jahren aufgehoben«, sagte Forssel. »Die blaue Mauer dient den Menschen ebenso als Warnung wie als Schutz. Sie bleiben zu Hause und vertrauen darauf, dass der König sich um die Bedrohung kümmern wird. Aber die Mauer steht jetzt schon seit mehreren Tagen, und die Anspannung nimmt zu.«
    »Wie hat es angefangen?«, fragte Danielle.
    »Jede Stadt befindet sich in erhöhter Alarmbereitschaft«, erklärte er. »Wir machen Jagd auf Schneewittchen seit der Ermordung Lord Ollears.«
    »Und doch ist sie noch auf freiem Fuß«, stellte Talia fest.
    Forssel schien nicht beleidigt zu sein. »Allesandria ist gut geschützt gegen Invasionen. Ganze Armeen sind in unsere Wälder eingedrungen und nie mehr herausgekommen. Lyskar hat einmal versucht, seine Grenzen auszuweiten: Der König von Allesandria hat die Berge selbst gegen sie aufgebracht. Aber Schnee kennt das Land, und sie reist allein.«
    »Allein?«, wiederholte Danielle scharf.
    »Sie hat ihre Anhänger zerstreut. Sie bewegen sich einzeln oder in kleinen Gruppen.« Seine Miene verhärtete sich. »Gestern hat ein Seher von der Universität geträumt, eine silberne Wolke rase vom Hafen aus landeinwärts. König Laurence hat eine ganze Einheit Sturmkrähen losgeschickt, um die Wolke abzufangen.«
    »Und was geschah?«, wollte Gerta wissen.
    »Es war keine Wolke, sondern ein Schwarm. Hunderte dieser verdammten Kreaturen sausten auf die Hauptstadt zu. Die Zauber der Sturmkrähen wurden auf sie zurückgeworfen, als sie sie wirkten. Sechs wurden auf der Stelle von ihrer eigenen Magie getötet.«
    »Die Spiegel!«
    »Genau. Ähnlich den Schutzzaubern, die Königin Curtana als Vorkehrung gegen Angriffe auf ihre Person zu tragen pflegte.« Er warf einen Blick auf die anderen Sturmkrähen. »Die Übrigen wurden gestochen. Wir waren heute gezwungen, drei unserer eigenen Männer zu töten.« Er legte die Hand aufs Herz und flüsterte drei Namen, vermutlich die der erwähnten Zauberer.
    »Das tut mir leid.« Gerta wiederholte die Namen. »Der Palast liegt nördlich von hier. Wo bringt Ihr uns hin?«
    »Dies ist ein schnellerer Weg und sicherer obendrein – falls irgendwelche von Schneewittchens Sklaven die Stadt infiltriert haben und Ausschau halten.« Er zeigte auf ein Steingebäude am Ende einer Straße, die von Gasthäusern und Schenken gesäumt wurde.
    »Ein Eishaus?«, wunderte sich Gerta. Das Gebäude war flach, nicht einmal ein ganzes Stockwerk hoch. »Das verstehe ich nicht.«
    »Könnte das ein Trick sein?«, fragte Danielle leise. Talia war sich nicht sicher, ob die Sturmkrähen die Sprache Lorindars verstanden, doch reagierte keiner von ihnen.
    »Ein bisschen spät für diese Frage.« Talia schüttelte den Kopf. »Nichts ist sicher, aber wenn sie uns gefangen nehmen oder töten wollten, könnten sie das auch leichter haben.«
    Vachel schloss die Eishaustür auf, die zweimal so dick wie eine normale Tür war. Nebel quoll auf die Straße, und flüchtig bekam Talia große Eisblöcke zu sehen, die innen gestapelt waren. Stroh säumte die Steinwände und bedeckte auch den Boden, mit Ausnahme einer hölzernen Falltür in der Mitte des

Weitere Kostenlose Bücher