Daemon von Karanda
erschallte, gefolgt vom Schmettern einer Fanfare.
Die verrottenden Vorhänge nahe dem goldenen Thron wurden zurückgezogen. Eine Doppelreihe inbrünstig betender Grolims trat ein, während die anwesenden Chandim und Tempelwächter auf die Knie fielen und die Karandeser sich auf den Boden warfen.
Die Trommeln dröhnten weiter, und nun stolzierte eine Gestalt in goldener Gewandung, mit einer Krone auf dem Haupt, majestätisch durch die Vorhänge. Etwas wie ein Strahlenkranz umgab diese Gestalt, und Garion spürte ganz deutlich, daß er von dem Willen des Goldgewandeten aufrechterhalten wurde. Dann hob dieser Mann den Kopf in einer Geste maßloser Arroganz. Sein Gesicht war fleckig – einige Flecken von normaler Hautfarbe, andere von grauenvollem, fahlem Weiß. Was jedoch Garion am meisten erschreckte, waren die Augen, aus denen absoluter Wahnsinn sprach.
»Urvon!« zischte Feldegast plötzlich. »Du scheckiger Sohn eines räudigen Hundes!« Plötzlich klang seine Stimme ganz anders. Der Akzent war verschwunden, ebenso der Singsang.
Unmittelbar hinter dem Wahnsinnigen folgte eine schattenhafte Gestalt mit so tief über die Stirn gezogener Kapuze, daß vom Gesicht nichts zu sehen war. Das Schwarz, in das sie gehüllt war, war keine Grolimrobe, sondern schien aus ihr selbst zu wachsen. Garion rann es eisig über den Rücken, denn eine Aura des absolut Bösen umgab diese finstere Gestalt.
Urvon stieg auf das Podest und setzte sich auf den Thron. Seine von Wahnsinn gezeichneten Augen quollen leicht aus den Höhlen, und seine Miene war in diesem Ausdruck unendlichen Stolzes erstarrt. Die schattenhafte Gestalt stellte sich hinter seine linke Schulter, dann beugte sie sich vor und wisperte ihm ins Ohr.
Die Chandim, Tempelwachen und Karandeser im Thronsaal verharrten in ihrer unterwürfigen Haltung, und die Hunde winselten, während der letzte Jünger Toraks sich in ihrer Verehrung sonnte. Ein Dutzend der schwarzgewandeten Chandim kroch auf den Knien näher, mit vergoldeten Truhen auf den Armen, die sie demütig auf den Altar vor dem Podest absetzten. Als sie diese Truhen öffneten, sah Garion, daß sie bis zum Rand mit angarakanischem Gold und mit Edelsteinen gefüllt waren.
»Diese Opfergaben erfreuen meine Augen«, erklärte der thronende Jünger mit schriller Stimme. »Nun mögen auch die anderen dem neuen Gott von Angarak ihre Opfergaben darbieten!«
Bestürzung breitete sich unter den Chandim aus, und sie berieten sich hastig.
Die nächsten Opfergaben wurden in einfachen Holzkisten herbeige-bracht, und ihr Inhalt erwies sich nach dem Öffnen als Steinchen und Rei-sigstücke. Jeder Chandim, der diese Kisten auf den Altar stellte, entfernte dafür verstohlen eine der vergoldeten Truhen.
Urvon weidete sich an diesen Truhen und Kisten und war offenbar nicht imstande, zwischen Gold und Kiesel zu unterscheiden, während ein Priester nach dem anderen an den Altar trat, seine Opfergabe dort absetzte und dafür eine andere an sich nahm und sich wieder am Ende der Reihe anstellte.
»Ich bin sehr zufrieden mit euch, meinen Priestern«, rief Urvon mit seiner schrillen Stimme, als der Täuschung offenbar genug war. »Wahrlich habt ihr mir die Schätze eines Weltreichs gebracht.«
Nachdem sich Chandim, Karandeser und Tempelwachen erhoben hatten, flüsterte die schattenhafte Gestalt Urvon wieder etwas ins Ohr.
»Und nun werde ich Lord Mengha empfangen«, verkündete der
Wahnsinnige, »den hervorragendsten unter allen meinen Dienern, denn er hat mir diesen Vertrauten gebracht, der mir meine Göttlichkeit verkündete.« Er deutete auf die Schattengestalt hinter sich.
»Rufet Lord Mengha, damit er dem Gott Urvon huldige und damit der neue Gott von Angarak ihn ehren möge.« Die Stimme, die diesen Befehl rief, klang so hohl, als käme sie aus einer Gruft.
An der Tür in der gegenüberliegenden Wand schmetterte eine Fanfare, und eine andere hohl klingende Stimme rief: »Heil Urvon, dem neuen Gott von Angarak. Lord Mengha kommet, um dem lebenden Gott zu huldigen und seinen Rat zu erbitten.«
Wieder erschallte ein Trommelwirbel, und nun trat ein Mann in Gro-limschwarz durch den vorderen Eingang und schritt den breiten Mittelgang entlang zu Altar und Thronpodest. Als er den Altar erreichte, beugte er das Knie vor dem Wahnsinnigen auf Toraks Thron.
»Erblicket nun das erhabene Antlitz Lord Menghas, der Gott Urvons oberster Diener ist und alsbald sein Erster Jünger sein wird!« dröhnte die hohle Stimme.
Die Gestalt vor dem
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