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Daemon von Karanda

Daemon von Karanda

Titel: Daemon von Karanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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das Geld ausging, torkelte er auf die Straße und erschlug einen Mann mit seinem Marlspieker, doch der Tote trug nur sechs Kupferstücke bei sich. Dann schwankte er weiter und erstach einen fetten Kaufmann. In dessen Beutel befanden sich sogar ein paar Goldmünzen. Er taumelte zum Bunten Hund zurück und soff bis zur Sperrstunde.
    »Habt acht, Maat«, mahnte ihn der Wirt, als er ihn vor die Tür setzte.
    »Meuchlerische Straßenräuber treiben ihr Unwesen, habe ich gehört – und Schergen sind so viele in dieser Gegend unterwegs wie Flöhe auf einem räudigen Hund.«
    Balsca nahm die Kanne Rum, die er gekauft hatte, mit in seine schäbige Kammer und soff sich besinnungslos.
    Am folgenden Morgen setzte das Delirium ein. Er krächzte im Fieberwahn, zwischendurch nahm er immer wieder einen Schluck Rum und übergab sich aufs Bett.
    Erst bei Sonnenuntergang starb er. Seine letzten Worte waren: »Mutter, hilf mir!«
    Als man ihn ein paar Tage später fand, war seine Leiche starr nach hinten gekrümmt und das Gesicht wie grinsend verkrampft.

    Drei Tage später entdeckten zwei Wanderer die Leiche eines bärtigen Fuhrmanns neben seinem Wagen in einem Graben an der Straße nach Mal Gemila. Der Tote war starr nach hinten gekrümmt und sein Gesicht zu einem gräßlichen Grinsen verzerrt. Die Wanderer folgerten, daß er Wagen und Gespann nicht mehr brauchte, und stahlen beides. Als sie damit schon aufbrechen wollten, fiel ihnen ein, daß er auch seine Kleidung nicht mehr benötigte, also nahmen sie die Sachen ebenfalls an sich und bedeckten die Leiche mit gefallenen Blättern. Dann wendeten sie den Wagen und kehrten damit nach Mal Zeth zurück.
    Etwa eine Woche nach Balscas so gut wie unbemerktem Dahinscheiden taumelte ein Mann in einem regendichten Seemannsmantel am hellichten Tag in eine verrufene Gasse. Er phantasierte und langte sich immer wieder würgend an den Hals. Er torkelte noch etwa hundert Fuß weit über das Kopfsteinpflaster, ehe er zusammenbrach und starb. Das gräßliche Grinsen, zu dem seine schaumbedeckten Lippen sich verzerrten, verursachte einigen Zuschauern in der kommenden Nacht Alpträume.
    Der tätowierte Besitzer der Taverne Zum Bunten Hund wurde am nächsten Morgen tot in seiner Wirtsstube gefunden. Er lag inmitten der Trümmer mehrerer Tische und Stühle, die er in seinem Delirium zerschmettert hatte. Sein Gesicht war zu einem grauenvollen Grinsen verzerrt.
    Im Lauf dieses Tages starben etwa ein Dutzend Männer in diesem Stadtteil, die alle Stammgäste im Bunten Hund gewesen waren.
    Am Tag darauf fanden drei Dutzend weitere ein ähnliches Ende. Die Behörden wurden nun darauf aufmerksam.
    Doch inzwischen war es bereits zu spät. Die Vermischung von Klassen, wie in einer so großen Stadt üblich, machte es unmöglich, die Seuche auf ein Viertel zu beschränken. Dienstboten, die in diesem schäbigen Stadtteil wohnten, trugen die Krankheit in die Häuser der Reichen und Mächtigen.
    Arbeiter brachten sie an Baustellen, und Handwerker nahmen sie mit nach Hause in andere Viertel. Kunden brachten sie zu Kaufleuten, die sie wiederum an andere Kunden weitergaben. Der oberflächlichste Kontakt konnte schon anstecken.
    Die Toten waren zunächst Dutzende an der Zahl, doch schon gegen En-de der Woche waren Hunderte erkrankt. Die Häuser, in denen sie wohnten, wurden verbarrikadiert, trotz des Protests der Bewohner. Karren rumpelten durch die Straßen, und Arbeiter mit kampfergetränkten Tü-
    chern um die untere Gesichtshälfte sammelten die Toten mit langen Haken ein, stapelten sie auf ihren Karren wie Baumstämme, zogen sie zu den Friedhöfen und begruben sie ohne Zeremonien in riesigen Massengrä-
    bern. Die Straßen von Mal Zeth wurden leer, denn die verängstigten Bürger zogen sich in ihre Häuser zurück.

    Im Schloß herrschte verständlicherweise auch einige Besorgnis, doch durch die Mauer um die Anlagen war es vom Rest der Stadt getrennt. Als Vorsichtsmaßnahme befahl der Kaiser, daß niemand die Anlage verlassen oder betreten dürfe. Zu jenen, die dadurch im Schloßkomplex festsaßen, gehörten mehrere hundert Arbeiter, die der Handelsminister, Baron Vasca, hatte kommen lassen, um die Amtsräume seines Ministeriums zu renovieren.
    Gegen Mittag des Tages, nachdem das Schloß zur Festung gemacht worden war, rief Zakath Garion, Polgara und Belgarath zu sich. Sie betraten sein Studiergemach und fanden ihn hager und mit Ringen unter den Augen über eine Karte der Kaiserstadt gebeugt. »Tretet ein, tretet

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