Daemon von Karanda
den Erschöpften an, den er unter Vorbehalt als Freund erachtete. »Ich werde dich eine Weile nicht sehen«, sagte er.
»Viel Glück. Versuch auf dich aufzupassen, ja?«
»Versuchen werde ich es, Garion.«
Ernst schüttelten sie einander die Hand, dann drehte sich Garion um und verließ den Saal.
Die nächsten Stunden waren sie sehr beschäftigt. Trotz Garions geschickten Einfällen beschattete Bradors Geheimpolizei sie auf Schritt und Tritt. Durnik, Toth und Eriond holten die Pferde aus dem Marstall, gefolgt von ihren Schatten.
»Warum geht es nicht los?« fragte Belgarath, als sie wieder einmal alle in dem oberen Saal mit seinem Podest und dem thronähnlichen Sessel bei-sammensaßen.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Silk und schaute sich um. »Es ist jedoch nur noch eine Frage der Zeit.«
Fast im selben Moment war aus den Schloßanlagen, außerhalb der ver-riegelten Türen des Ostflügels, Gebrüll zu hören, dem laute Schritte sowie das Klirren von Stahl auf Stahl folgten.
»Offenbar tut sich was«, sagte Sammet.
»Wird auch Zeit!« brummte Belgarath.
»Seid nicht so unwirsch, Ehrwürdiger.«
Auch aus ihrem abgeschlossenen Flügel wurden hastige Schritte laut.
Die Türen, die zum Rest des Schlosses und auf die Anlagen führten, wurden aufgerissen, dann zugeschmettert.
»Verlassen sie uns alle, Pol?« fragte Belgarath.
Ihre Augen wirkten kurz abwesend, dann nickte sie. »Ja, Vater.«
Das Laufen und Türenschmettern hielt noch ein paar Minuten an.
»Oh!« sagte Sadi mild. »Das waren aber eine Menge!«
»Würdet ihr drei aufhören, euch selbst zu loben, und lieber rasch die Türen wieder verriegeln?« wies Belgarath sie an.
Silk grinste und verließ den Saal. Ein paar Minuten später kam er stirnrunzelnd zurück. »Wir haben ein kleines Problem. Die Wachen an der Haupttür sind offenbar ungewöhnlich pflichtbewußt. Sie haben ihren Posten nicht verlassen.«
»Großartiges Ablenkungsmanöver, Silk«, sagte Belgarath sarkastisch.
»Toth und ich kümmern uns um sie«, erklärte Durnik. Er trat zu der Kiste neben dem Kamin und suchte aus dem Brennholz einen kräftigen Ei-chenprügel aus.
»Das dürfte ein bißchen zu direkt sein, Liebes«, murmelte Polgara. »Ich bin sicher, daß du sie nicht töten möchtest, und dann werden sie früher oder später geradewegs zu Zakath laufen. Ich glaube, wir müssen uns schon etwas Hinterlistiges einfallen lassen.«
»Ich mag dieses Wort nicht, Pol«, sagte er steif.
»Würde dir ›Diplomatischeres‹ besser gefallen?«
Er dachte darüber nach. »Nein«, antwortete er schließlich. »Nicht wirklich. Im Grund genommen bedeutet es dasselbe, nicht wahr?«
»Nun… Ja, wahrscheinlich. Aber es klingt doch netter, findest du nicht?«
»Polgara«, sagte der Schmied fest. Es war das erste Mal, daß Garion ihn je ihren vollen Namen hatte nennen hören. »Ich will ja nicht unvernünftig sein, aber wie können wir anderen in die Augen sehen, wenn wir lügen und betrügen und uns hinterlistig um jede Ecke schleichen? Ich meine…
Also, wirklich, Pol.«
Sie blickte ihn an. »O mein Durnik«, sagte sie zärtlich. »Ich liebe dich.«
Sie schlang die Arme mit mädchenhaftem Ungestüm um den Hals ihres Gemahls. »Du bist zu gut für diese Welt, weißt du?«
»Nun«, murmelte er, etwas verlegen über diese offene Zuneigungsbe-kundung. »Es ist eine Sache des Anstands, nicht wahr?«
»Natürlich, Durnik«, pflichtete sie ihm mit seltsam unterwürfigem Ton bei. »Was immer du sagst.«
»Also, was machen wir mit den Wachen?« fragte Garion.
»Das erledige ich.« Polgara lächelte. »Ich kann es so machen, daß sie nichts sehen und nichts hören. Wir können von hier verschwinden, ohne daß es jemand merkt – vorausgesetzt, Vater weiß, wovon er spricht.«
Belgarath blickte sie an, dann zwinkerte er plötzlich. »Verlaß dich ganz auf mich. Durnik, sei so gut und bring die Pferde herein.«
»Herein?« Der Schmied blickte ihn ungläubig an.
Belgarath nickte. »Wir müssen sie in den Keller hinunter schaffen.«
»Ich wußte gar nicht, daß dieser Flügel unterkellert ist«, sagte Silk.
»Ebensowenig wie Zakath«, feixte Belgarath, »oder Brador.«
»Garion!« rief Ce'Nedra.
Garion drehte sich um und sah in der Saalmitte ein Schimmern. Gleich darauf erschien Cyradis.
»Beeilt euch«, drängte sie. »Ihr müßt vor Ende der Woche in Ashaba sein.«
»Ashaba?« rief Silk. »Wir müssen nach Calida! Ein Mann namens Mengha beschwört dort Dämonen.«
»Das ist
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