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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Brogan verschlug es die Sprache.
    Was gibt es zu tun, nachdem sich etwas Schreckliches ereignet hat? Etwas, von dem man weiß, dass es den Lauf der Dinge ändern wird. Das noch Jahre später auf einen wirkt, und von dem man irgendwann später sagt: Danach war nichts mehr wie zuvor. Der Tod trifft die Menschen jeden Tag. Menschen sterben bei Autounfällen, Flugzeugabstürzen, Wohnungsbränden. Und dann bleibt nur, nach Hause zu gehen und zu versuchen, in den normalen Alltag zurückzufinden.
    Genau das würde Jefferson irgendwann auch tun müssen. Einen Platz für sich selbst finden. Das hatte er schon nach den Erlebnissen in Bosnien getan. Tat man es oft genug, sah man genügend grauenvolle Dinge, dann verstand man es immer besser – oder vergaß ganz und gar, wie es ging.
    Jefferson saß am Ufer und beobachtete, wie das Wasser den Strand hinaufrollte. Er starrte hinaus auf Blade Island. Irgendwo unter der Erde, in irgendwelchen Tunnels unter dem Wasser, lagen die Toten. Als Jefferson und Brogan endlich einen Weg nach draußen gefunden hatten, waren die Hubschrauber bereits eingetroffen. Große Helikopter waren im Hof gelandet und wirbelten mit ihren Rotoren Gras und Erde auf. Sie waren mit einem Helikopter zurück aufs Festland geflogen, als am Horizont bereits der Morgen gedämmert hatte. Brogan war ins Mass General gegangen; der Schnitt an seinem Arm war offen und blutete wieder. Jefferson saß am Ufer und starrte auf die Wellen, die immer wieder heranbrandeten.
    Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas hatte er übersehen. Was immer dort unten in den Tunnels sein Unwesen trieb, was immer die zehn Männer des SWAT -Teams getötet hatte – es hatte Jefferson und Brogan verschont. Es hätte sie genauso töten können wie alle anderen, wenn es gewollt hätte. Es hatte sie am Leben gelassen. Warum?
    Vielleicht wusste Dr. Wu mehr darüber. Jefferson griff in die Tasche und suchte nach der Visitenkarte. Der Karte mit der Adresse des Doktors und der privaten Telefonnummer. Er wusste, dass er die Karte eingesteckt hatte, aber sie war verschwunden.
    Panik schnürte ihm die Brust zusammen. Dieses Ding im Tunnel musste die Karte an sich genommen haben. Es hatte ihm die Karte aus der Tasche gezogen. In Jefferson stieg ein furchtbarer Gedanke auf, wie es weitergehen würde. Das Ding hatte es auf Dr. Wu abgesehen. Wu war der einzige Mensch, der vielleicht eine Idee hatte, was diese Kreatur war.
    Jefferson ließ sich von der Telefongesellschaft die Nummer Wus geben und rief vom Mobiltelefon aus an. Während er auf das Freizeichen wartete, tastete er nach der Beretta im Schulterhalfter. Er lauschte den wiederholten Klingeltönen. Wu wohnte ganz in der Nähe. Das Ding hatte Sinatra gefunden, und auch diesen Wachmann vom Blade-Gefängnis. Es hatte beide in Sinatras Haus ermordet. Was würde dieses Ungeheuer mit Wu und seiner Familie anstellen?
    Das Läuten verstummte, und eine Frauenstimme fragte: »Ja?«
    »Ist Dr. Wu zu Hause?«
    »Einen Augenblick.«
    Jefferson hörte, wie die Frau im Hintergrund leise mit jemand anderem redete. Dann erklang Dr. Wus vertraute Stimme im Hörer. »Hallo?«
    »Dr. Wu?«
    »Ja?«
    »Hier Detective Jefferson.«
    »Ah, Detective. Sie sind Frühaufsteher, wie?«
    »Tut mir Leid, Doc, wenn ich Sie geweckt habe. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Familie. Geht es ihr gut?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Wu. In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. »Was hat das zu bedeuten, Detective?«
    »Nichts, Doc. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme zu Ihnen. Bleiben Sie im Haus, versperren Sie Türen und Fenster und machen Sie nicht auf«, sagte Jefferson. »Niemandem, hören Sie? Ich möchte, dass Sie Ihre Sachen zusammenpacken, Sie und Ihre Familie. Es haben sich neue Entwicklungen ergeben. Möglicherweise müssen Sie die Stadt eine Zeit lang verlassen.«
    Nervös fragte Wu: »Was ist denn passiert? Was hat das zu bedeuten?«
    »Haben Sie eine Waffe, Doc?«
    »Nein.«
    »In Ordnung. Verhalten Sie sich ruhig. Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen, okay?«
    Im Hintergrund weinte ein Baby. Dann gab es ein Geräusch wie von einem reißenden Stück Stoff, und das Schreien des Babys verstummte.
    »Tut mir Leid, Detective«, meldete sich Wu erneut. Ruhig. Wie ein Mann, der die Lage nicht begriff.
    »Was tut Ihnen Leid, Doc?«
    »Wegen heute Nacht, Detective.« Die Stimme klang nun eisig. »Das viele Blut. Überall Blut. Es muss grauenhaft für Sie gewesen sein.«
    Jefferson presste

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