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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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die Gestalt herum waren sauber und trocken und frei von Blutflecken.
    Rasch sah Jefferson sich um – das Zimmer war leer bis auf das Bett und die Gestalt unter der Decke. Er näherte sich dem Bett, und die Gestalt darunter rührte sich leicht, drehte sich um, lag wieder still. Schwer atmend streckte Jefferson die Linke nach der Decke aus. In der Rechten hielt er die entsicherte, feuerbereite Beretta.
    Los!
    Er riss die Decke vom Bett, und sie glitt zu Boden. Ein Mann lag dort. Der Mann drehte den Kopf und starrte Jefferson an. Jefferson richtete die Pistole auf die Stirn des Mannes und sagte: »Bleiben Sie liegen. Rühren Sie sich nicht.«
    Der Mann antwortete nicht, wollte sich jedoch aufsetzen. Jefferson drückte ihm den Lauf der Beretta an die Schläfe und zwang ihn wieder aufs Bett. Dort lag er voller Angst, ohne sich zu rühren, die Hände ausgebreitet. Zum ersten Mal hatte Jefferson Gelegenheit, das Gesicht des Mannes eingehender zu betrachten.
    Es war Dr. Michael Wu.
    Wu starrte ihn aus großen Augen an und schüttelte den Kopf. Nein, nein, nein. Er trug ein schlichtes weißes T-Shirt und blaue Boxershorts, und sein rundlicher Bauch war deutlich unter dem Stoff zu erkennen. Eine Stimme in Jefferson rief immer wieder: Erschieß ihn! Vertrau ihm nicht! Erschieß ihn!
    Jefferson riss sich zusammen. »Wer sind Sie?«, fragte er.
    Wu starrte ihn verständnislos an.
    »Wer sind Sie?«, wiederholte Jefferson und presste die Mündung der Waffe erneut an Wus Stirn.
    »Ich bin es, Michael«, sagte Wu endlich. »Sie kennen mich. Ich arbeite bei … bitte, erschießen Sie mich nicht, Will. Erschießen Sie mich nicht.«
    Wu war in Panik. Er atmete keuchend und zitterte.
    Jefferson hielt einen Finger an die Lippen und brachte Wu damit zum Schweigen. Vielleicht war es ja tatsächlich Michael Wu. Aber wie soll ich das feststellen? Wie kann ich mir sicher sein? Narben … Selbst wenn dieser Dämon menschliche DNS imitieren und jede Gestalt annehmen kann, Narben gehören nicht dazu. Narben sind nicht in der DNS verankert; sie sind die Folgen von Verletzungen oder Eingriffen. Wu hatte sich mal die Hand verbrannt; die Narbe müsste noch deutlich zu erkennen sein.
    Ohne die Waffe zu senken, packte Jefferson die Hand des Doktors und drehte sie herum. Nichts. Keine Narbe.
    Erschieß ihn, bevor es zu spät ist!, schrie die Stimme in seinem Innern. Stattdessen packte Jefferson die andere Hand. Wu leistete keinen Widerstand. Er sah verängstigt aus, schien nicht zu begreifen. Jefferson hob die andere Hand hoch, drehte sie herum und betrachtete prüfend die Haut über den Knöcheln. Und da war sie. Ein großer Fleck auf dem Handrücken. Eine Narbe, hervorgerufen von einem Bunsenbrenner.
    Es war also tatsächlich Dr. Michael Wu.
    Und das bedeutete, dass dieses Ding aus den Tunnels sich immer noch irgendwo im Haus herumtreiben konnte.
    Wu zitterte am ganzen Leib. Es sah aus, als würde er jeden Augenblick losschreien. Jefferson legte die freie Hand auf Wus Mund. Wu riss die Augen noch weiter auf; offensichtlich dachte er, Jefferson wolle ihn erschießen.
    »Seien Sie leise, verstanden?«, sagte Jefferson. »Nicken Sie.«
    Wu nickte.
    »Sind Sie allein im Haus?«
    Wu zögerte, dachte nach, dann nickte er erneut.
    »Ganz sicher?«
    Wieder ein Nicken.
    »Ich werde Ihnen nichts tun. Nicken Sie, wenn Sie verstanden haben.«
    Wu nickte.
    »Ich glaube, dass außer uns noch jemand im Haus ist. Verstehen Sie?«
    Wu dachte sehr lange nach, dann nickte er erneut.
    »Ihr Telefon hat vor zwanzig Minuten geläutet. Haben Sie es gehört?«
    Ja.
    »Wissen Sie, wer den Anruf entgegengenommen hat?«
    Wu schüttelte den Kopf. Nein. Langsam nahm Jefferson die Hand von Wus Mund.
    »Ihre Frau?«, fragte er.
    Wu schüttelte erneut den Kopf »Nein. Sie ist gestern Nachmittag nach Providence gefahren.«
    Jefferson dachte an den Anruf, und das Baby fiel ihm ein, das er im Hintergrund weinen gehört hatte.
    »Und das Baby?«
    »Ist mit meiner Frau gefahren.«
    »Wer ist dann ans Telefon gegangen? Eine Frau?«
    »Vielleicht meine Haushälterin. Sie kommt sehr früh und geht früh wieder.«
    »Hat sie auch ein Baby? Einen Säugling?«
    Wu nickte. »Ja. Manchmal bringt sie ihn mit.«
    »Ist sie jetzt da?«
    Wu zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Was für einen Wagen fährt sie?«
    »Ich weiß es nicht. Einen weißen.«
    Weder in der Auffahrt noch an der Straße hatte ein weißer Wagen gestanden. Wu legte die Hand auf sein Herz, und Jefferson befürchtete

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