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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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nervös auf, und ein lautes Klicken verriet Eric, dass jemand seinen Karabiner entsichert hatte.
    »Jesses, was hat das zu bedeuten?«, wiederholte Alabama, als ein weiterer Schrei durch die Nacht hallte.
    »Könnten Japse sein«, mutmaßte Keaveney in der Dunkelheit. »Die verdammten Kerle schreien immer, bevor sie angreifen.«
    »Das klingt aber nicht nach Japsen«, widersprach Alabama. »Wenn du mich fragst, hört sich das eher so an, als würde jemand gefoltert.«
    »Ja«, pflichtete Eric ihm bei, als der nächste Schrei erklang.
    »Könnte das Hartmere sein?«, murmelte Alabama. Hartmere war der Marine, der in der vergangenen Nacht spurlos verschwunden war.
    Eric schüttelte den Kopf. »Möglich. Könnte jeder sein. Schreie sind Schreie.«
    Ein krachendes, splitterndes Geräusch ertönte, als würde jemand durch den Dschungel auf sie zugerannt kommen.
    »Macht euch bereit!«, rief Seals durch die Dunkelheit.
    »Gütiger Gott!«, flüsterte Alabama und rappelte sich auf.
    Die Mondsichel warf nur schwaches Licht, das vom nassen Blätterdach über ihnen zusätzlich gedämpft wurde und den Dschungel nur wenig erhellte. Die Schreie hielten an. Sie schienen näher zu kommen und bewegten sich überraschend schnell durchs dichte Unterholz. Eric erhob sich auf die Knie und legte das Gewehr an die Schulter, während er über den Lauf auf die dichte Vegetation starrte. Die Bäume waren als schwache Umrisse zu erkennen, die in der Höhe ineinander übergingen. Vom nassen Blätterdach tropfte Regen auf die Männer.
    Dann brach irgendetwas aus dem Dschungel hervor. Eric sah etwas Weißes aufblitzen, bevor er an der Schulter getroffen wurde. Er fiel nach hinten, während er den Abzug betätigte und blind feuerte. Die restlichen Männer, voll angespannter Nervosität, begannen ebenfalls zu schießen und jagten blindlings Kugeln in den Dschungel. Es dauerte fast dreißig Sekunden, bevor Seals den Befehl gab, das Feuer einzustellen.
    Eric lag auf dem Rücken, halb betäubt. Irgendetwas Schweres drückte auf seinen Arm. Er schüttelte den Kopf und setzte sich auf.
    »Alle in Ordnung?«, rief Seals. »Davis, wurden Sie getroffen?«
    Eric stöhnte und betastete seine Gliedmaßen. »Nein. Aber jemand hat mich beworfen.«
    »Womit?«
    Eric tastete den Boden ringsum ab und suchte nach dem Wurfgeschoss, das aus dem Dschungel gekommen war. Seine Finger berührten etwas Warmes, bedeckt mit weichem Fell. Er hob den Gegenstand auf, hielt ihn sich vors Gesicht und versuchte in der Dunkelheit zu erkennen, was es war.
    Mondlicht fiel auf das helle Objekt. Eric blinzelte überrascht. Es war Private Hartmere, der verschwundene Marine von der vergangenen Nacht. Er hatte die Augen weit aufgerissen und nach oben verdreht. Eric war sekundenlang benommen, bis ihm dämmerte, was er in den Händen hielt.
    Hartmeres Kopf.
    Entsetzt sprang er zurück und ließ den Kopf fallen.
    »Was ist es?«, fragte Keaveney.
    »Sein Kopf«, antwortete Eric. »Jemand hat ihm den Kopf abgeschnitten.«
    Sie schickten eine Gruppe los, die den Dschungel durchkämmen sollte, doch die Männer kamen ohne Ergebnis zurück. Sie begruben Hartmeres Kopf im weichen Erdreich unter einer Bananenstaude. Dann legten sie sich erneut schlafen.
    Die tropische Dämmerung verwandelte die Nacht zum Tag. Eric ging zum Zelt von Seals, das am Rand des Lagers stand, und stellte überrascht fest, dass der Sergeant nicht darin lag. Er blickte sich um, doch Seals war nirgendwo zu sehen. Direkt hinter der Zeltklappe bemerkte er die Einsatzjacke des Sergeants, und erneut regte sich in ihm die Neugier wegen dem, was Reder am Tag zuvor erzählt hatte: dass Seals irgendetwas von einem der gepfählten Toten abgeschnitten und in die Tasche gesteckt habe. Leise bückte Eric sich nach der Jacke, während Nervosität in seinem Magen wühlte. Der Stoff war grob und feucht, als Erics Finger tastend zur Klappe der ersten Tasche glitten. Er öffnete den Knopf und griff hinein – leer.
    Im ersten Augenblick war er enttäuscht, dann fiel ihm ein, dass die Jacke zwei Brusttaschen besaß. Er beugte sich vor und öffnete den zweiten Knopf, steckte die Finger in die Tasche und spürte etwas Warmes, Glibberiges. Er spähte in die Tasche und sah eine weiße, nass glänzende Kugel. Eric drehte sie um und zuckte angewidert zurück.
    Es war ein menschliches Auge.
    »Manche Menschen glauben, das Auge sei das Fenster zur Seele.«
    Die Stimme war direkt hinter ihm. Eric stand auf und wandte sich langsam um. Seals stand auf

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