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Dämon

Dämon

Titel: Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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der Lichtung und beobachtete ihn. Er trug kein Hemd, und seine Brust glänzte schweißnass. Schmutz klebte an seinem Oberkörper, an dem blutige Flecken zu sehen war. Einen Arm hatte Seals in die Seite gestemmt, den anderen hatte er hinter dem Rücken versteckt, als wolle er etwas vor Erics Blicken verbergen.
    »Wenn man einem Mann das Auge raubt, nimmt man ihm zugleich die Seele«, erklärte der Staff Sergeant und musterte Eric kalt.
    Eric nickte benommen und warf die Jacke zurück ins Zelt.
    »Tut mir Leid«, sagte er verlegen. »Ich wollte nicht in Ihren Sachen wühlen.«
    Seals zuckte die Schultern. »Spielt doch keine Rolle. Sie haben gesehen, was Sie gesehen haben.«
    »Wessen Blut ist das?«, wechselte Eric das Thema und deutete auf die roten Flecken auf dem Oberkörper des Sergeants.
    Seals lachte. »Nun … meines jedenfalls nicht, so viel steht fest.«
    Hinter dem Rücken zog er ein langes Messer hervor. Die Klinge glänzte nass vor Blut. Er betrachtete sie einen Augenblick lang, bevor er sie an der Hose abwischte. Dann trat er einen Schritt auf Eric zu.
    »Sie sollten darauf achten, in wessen Angelegenheiten Sie Ihre Nase stecken, Private. Krieg ist manchmal eine gefährliche Sache, und es geschehen eine Menge Unfälle.«
    Eric wich einen Schritt zurück, während er mit der Hand langsam nach seinem eigenen Messer tastete. In diesem Augenblick wurde eine Zeltklappe geräuschvoll aufgeschlagen. Seals und Eric drehten sich gleichzeitig um und erblickten Alabama, der sich langsam aus dem Zelt erhob. Er musterte die beiden Männer neugierig und sagte: »Guten Morgen.«
    Seals nickte. »Morgen.«
    Alabama richtete sich auf, streckte sich und ging zum Rand der Lichtung, um sich zu erleichtern. Eric wandte Seals den Rücken zu und kehrte zu seinem eigenen Zelt zurück. Er bückte sich und kroch hinein, um sich neben Jersey zu legen. Draußen erklangen Schritte, als Seals vorüberging. Die Schritte verstummten in unmittelbarer Nähe, nur Zentimeter vom dünnen Stoff der Zeltwand entfernt, hinter dem Erics Kopf lag.
    Neben Eric schnarchte Jersey laut und friedlich.
    Draußen ertönte Seals’ Stimme. »Der Engel der Dunkelheit ist unter uns.«
    Eric schloss die Augen, und die Schritte entfernten sich. Ringsum erwachten allmählich die anderen Männer in ihren Zelten.
    Zwanzig Minuten später war das Lager abgebrochen und alles in den Rucksäcken verstaut. Die Männer setzten sich widerwillig in Bewegung und nahmen den Kampf gegen die Hitze des Tages auf. Der dichte weiße Nebel war zurückgekehrt und verhüllte alles. Eric erblickte nur die Schemen der anderen Männer ringsum. Ein Helm hier, ein Arm, eine Schulter da, die im weißen Dunst sichtbar wurden und gleich wieder verschwanden. Das Leder der Stiefel war im Verlauf der Nacht steif geworden, und Eric spürte, wie seine immer noch geschwollenen Füße schon jetzt darin scheuerten.
    Der Pfad, den die Marines in einer lang gezogenen Reihe entlangstapften, führte einen steilen Hang hinunter. Der Dschungel ringsum lag ruhig da; die Stille wurde nur durch den gelegentlichen Schrei eines Tiers oder das Tropfen von Wasser auf Blätter durchbrochen. Sie kamen an einem Paar schlafender Vögel vorbei, die dicht aneinander gekauert auf einem Ast saßen.
    Der Abhang ging in eine Ebene über, und der Dschungel wurde lichter. Vor ihnen lag eine freie Fläche aus hohem Gras, das sich sanft im Wind wiegte. Das Gras reichte den Männern bis fast an die Brust. Auf der anderen Seite des Tals zog es sich den Hang hinauf. Im stählernen Grau der Morgendämmerung bewegte sich nichts, und es gab keine Geräusche bis auf die Schritte der Marines und ihre geflüsterten Unterhaltungen.
    Plötzlich hob Seals die Hand und winkte die Männer zu sich. »Von jetzt an in einer lang auseinander gezogenen Reihe, Männer. Kein überflüssiges Geräusch mehr, keine Unterhaltungen.«
    Die Marines nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten, und bewegten sich auseinander. Sie verschwanden fast augenblicklich außer Sicht, und die Halme schlossen sich um sie wie die Wogen eines Ozeans. Eric arbeitete sich langsam voran. Er hielt das Gewehr schussbereit, während Gras über seine Arme und Beine streifte. Leichter Regen hatte eingesetzt, ein kühler Morgenregen, noch nicht erwärmt von Sonnenstrahlen.
    Direkt vor Eric ging der Soldat mit dem bunten Papagei. Das Tier war immer noch bei ihm. Er hielt es auf Augenhöhe vor sich gestreckt und redete leise mit ihm. Der Vogel hatte den Kopf zur Seite

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