Dämon
du’s weißt – Kugeln töten ihn nicht«, sagte Jefferson. »Sie können ihn nur eine Zeit lang aufhalten.«
McKenna nickte, und Jefferson schloss die Reisetasche wieder, um sie Saint zurückzugeben. Er warf sie sich über die Schulter, während Jefferson die Mossberg vom Boden aufnahm, Patronen aus der Tasche zog und sie ins Magazin des Schrotgewehrs steckte. Der Lauf der schweren Waffe war noch immer warm vom Schießen. Wenn er Brogan voll damit traf, konnte er den Dämon lange genug aufhalten, um einen weiteren Treffer mit dem Bogen zu landen. Hoffte er zumindest.
»Auf zur Jagd«, sagte Saint und wandte sich zum Gehen. McKenna und Jefferson folgten ihm durch den Korridor. Das Stöhnen wurde lauter, als sie den Bereich des Großraumbüros mit seinen Abteilen durchquerten. Jemand lag dort schwer verwundet. Saint hatte sein AK -47 im Anschlag und schwenkte die Waffe hin und her. Jefferson ging mit der Mossberg hinter ihm. Die Trennwände der Abteile waren brusthoch, fast wie das Gras auf der pazifischen Insel in Jeffersons Erinnerung. Brogan konnte überall zwischen den Wänden auf sie lauern. Im Gang hatten sie bessere Chancen, denn sie würden Brogan dort kommen sehen. Im Labyrinth der Abteile war es gefährlicher.
Saint duckte sich und huschte in Richtung des stöhnenden Mannes davon. Jefferson und McKenna blieben dicht hinter ihm. Bald waren sie von Trennwänden umgeben. Plötzlich richtete Saint sich auf und starrte auf etwas rechts von ihm: An der Wand saß der riesige Samoaner, dem Jefferson bereits zweimal begegnet war. Seine Brust und sein Leib waren aufgeschlitzt: drei tiefe parallele Schnitte quer über die Vorderseite bis zum Unterleib. Er saß in einer Blutlache, die eine klebrige, dunkle Masse auf dem Teppich bildete, und starrte blicklos vor sich auf den Boden. In seiner kraftlosen rechten Hand hielt er eine leer geschossene TEC -9; ringsum waren Patronenhülsen verstreut. Er hatte ein ganzes Magazin in Brogans Körper gepumpt, bevor der ihn überwältigt hatte.
Saint wollte sich abwenden, doch der Samoaner rief ihn mit leiser Stimme und gab zum ersten Mal zu erkennen, dass er seine Umgebung doch noch registrierte. Er sprach mit Saint und flehte ihn an, ihn nicht so liegen zu lassen. Saint drehte sich zu dem Sterbenden um, nickte und hob das AK -47. Jefferson wandte sich ab, als Saint in schneller Folge zwei Schüsse abgab.
Er drehte sich zu Jefferson und McKenna um. »Er ist nicht mehr hier. Der große Mann hat gesagt, dass er durch die Tür ins Treppenhaus gerannt ist und dass auch noch drei oder vier Wachleute im Gebäude sind, aber er wusste nicht wo.«
Saint ging zum Treppenhaus. In der Tasche auf seiner Schulter klapperten Waffen. Das Treppenhaus war leer und verlassen. Die Notbeleuchtung brannte flackernd.
Plötzlich ertönten drei rasch aufeinander folgende Schüsse aus einer großkalibrigen Waffe, einer 45er vielleicht. Die Geräusche kamen aus einem der Stockwerke weiter unten. Saint rannte los, nahm immer zwei Stufen auf einmal und sprang das letzte Stück bis zum Absatz. Es schepperte laut in der Tasche. Jefferson und McKenna folgten ihm. Sie stiegen vier Etagen nach unten, bevor Saint innehielt.
Die Tür zum siebenunddreißigsten Stock stand offen.
Der Raum hinter dem Treppenhaus sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Umgekippte Stühle, in Stücke geschlagenes Mobiliar, Kugellöcher in den Wänden. Die Szene erinnerte Jefferson an Bosnien.
In der Mitte des Zimmers standen zwei lange Tische mit Modellen von Gebäuden. Rechts davon befand sich ein kleiner Raum mit einem glänzend sauberen Konferenztisch und zwei Reihen gepolsterter Stühle rechts und links. Geradeaus war ein weiteres Büro durch eine Glaswand abgeteilt. Durch das Glas hindurch sah Jefferson Fotos des amerikanischen Südwestens an den Wänden. Der Rest der Etage schien verlassen – bis auf die Leiche.
Der Mann lag unter einem der Tische mit einem ausladenden Gebäudemodell darauf, offenbar ein Einkaufszentrum. Jefferson untersuchte den Toten nicht. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Fußabdrücke, die von der Leiche wegführten – blutige Spuren, die erst nach zehn Metern verblassten.
»Sieht aus, als wären wir nicht allein«, flüsterte Saint.
Irgendwo weiter vorn hörten sie die streitenden Stimmen dreier Männer. Saint bewegte sich in Richtung des Geräusches. Als sie an den Modellen vorüberkamen, bemerkte Jefferson in den Augenwinkeln eine Bewegung. Ein vierter Mann sprang aus seinem
Weitere Kostenlose Bücher