Dämon
zurück und sammelten sich im Tal, wo sie sich irgendwo im Dschungel in den Hinterhalt legen würden – und dann fing alles wieder von vorn an, bis nicht mehr genügend Männer zum Kämpfen da waren. Die Sonne brannte heiß und kochte die Männer und das hohe Gras, doch am Horizont ballten sich dunkel drohende Regenwolken. Eric betete, dass es regnen würde. Kühlender Regen. Er saß auf dem Boden und rupfte Grashalme, während er darauf wartete, dass die Pfeife das Zeichen gab: Die Luft ist rein. Zehn Meter hinter ihm lag Baynes. Er war tot. Eric sah die Austrittsstelle der Kugel. Sie hatte dem Marine einen Teil des Hinterkopfs weggerissen. Schon jetzt sammelten sich Fliegen auf dem Blut.
Alabama war davongeschlichen, um Seals zu suchen und anschließend die japanische Stellung auf dem Kamm auszuschalten. Er hatte Eric alleine bei Baynes zurückgelassen. Nicht, dass es Baynes etwas ausgemacht hätte – der Mann war bereits tot gewesen, als er auf dem Boden aufgeschlagen war. Eric pflückte einen weiteren Grashalm, steckte ihn sich in den Mund und kaute darauf herum. Er schmeckte bitter. Irgendwo in der Ferne dröhnten Explosionen. Rufe. Donnergrollen im Tal. Irgendwo fiel Regen. Irgendwo fiel immer Regen.
Dann hörte er es.
Ein Grollen. Oder eher ein dumpfes Brüllen, ähnlich dem Geräusch, das ein Bulle macht. Es kam von irgendwo rechts. Irgendwo aus dem Gras, unsichtbar. Erics Gewehr lag neben ihm am Boden. Er hielt den Blick unverwandt in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, während er nach der Waffe tastete. Irgendetwas war dort. Was immer Reder geschnappt hatte, es lauerte noch immer dort und beobachtete Eric. Er fand sein Gewehr, hob es an die Wange und spannte mit leisem Knacken den Abzug.
Das Grollen erklang wieder, fünf Meter näher als zuvor. Dann das Rascheln von Schritten im Gras. Irgendetwas kam auf ihn zu, lauerte auf ihn, irgendwo in der Nähe von Baynes’ Leiche. Langsam wich Eric zurück, weg von dem Leichnam und dem Ding, das es offensichtlich auf den Toten abgesehen hatte. Gras federte zurück und verdeckte nach und nach seinen Blick auf Baynes. Dann ertönte das dumpfe Bellen von neuem, gefolgt vom Geräusch von irgendetwas Schwerem, das durchs Unterholz und durchs Gras geschleift wurde. Das Geräusch von Baynes’ Leichnam, der weggezerrt wurde.
Eine weitere Stunde verstrich, und Eric wartete immer noch. Hin und wieder vernahm er das Bellen irgendwo in der Nähe. Irgendwo außerhalb seiner Sichtweite. Das Ding beobachtete ihn. Der Regen hatte eingesetzt, stahlgrau und in Strömen. Der Tag war dunkel geworden, und dicke schwarze Wolken zogen über den Himmel. Heftige Windböen fegten über das Feld und drückten die Halme nieder, bis die Stängel grau-weiß aussahen im herannahenden Sturm. Eric wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und den Augen. Dann packte er das nasse Holz seines Gewehrs und setzte sich in Bewegung, hinauf zum Kamm.
Voraus erklangen immer wieder Explosionen. Er hob den Kopf aus der Deckung und starrte über das wogende Gras hinweg nach vorn. Der Wind hatte einen Zweig von einer Palme am Rand des freien Feldes gerissen. Eric beobachtete, wie der grüne Wedel über das Feld zu der Stelle segelte, wo die übrigen Marines warteten. Sie hatten die japanische Stellung erreicht und warfen Granaten in die Löcher, die die Japaner ausgehoben hatten. Weitere Explosionen schleuderten Dreck in die Luft, der vom Wind erfasst und davongeweht wurde. Alabama feuerte eine Salve von Schüssen in einen der Bunker. Keaveney war hinter ihm, ein Maschinengewehr im Anschlag.
Eric hörte ein schrilles Pfeifen, dann fegte ein Luftzug über ihn hinweg. Ein Blitz zuckte über den Himmel und schlug im Westen in den sturmgepeitschten Dschungel. Die Luft ringsum fühlte sich an wie ein Meer aus Elektrizität.
Dann hörte er das Signal der Pfeife; die Stellung war frei von Feinden. Ringsum erhoben sich Marines aus ihrer Deckung im hohen Gras und setzten sich in Richtung des eingenommenen Hügels in Bewegung. Ein weiterer Blitz zuckte durch den dunklen Himmel, gefolgt von einem tiefen, lang gezogenen Donnergrollen.
Eric blinzelte angestrengt und suchte das Gras ab. Irgendetwas war dort und bewegte sich. Er konnte es hin und wieder sogar sehen, ein Stück grauer Haut, das durch die wogenden Halme jagte. Was immer es war – es kam rasch voran und näherte sich einem der Soldaten. Eric erkannte Alabama. Er brüllte eine Warnung, doch seine Stimme war nicht kräftig genug, um das
Weitere Kostenlose Bücher