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Daemonen des Lichts

Daemonen des Lichts

Titel: Daemonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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ein besserer Engeljäger als er. Und es war ja nicht nur das, es ging auch um die Strategie, das Training und die Organisation der ganzen Jagden. Aber dann wurde es für ihn zur … Besessenheit.«
    »Besessenheit?«, fragte ich.
    Alex senkte den Kopf. Durch das Spiel von Licht und Schatten auf seinem Gesicht traten seine Wangenknochen und Lippen deutlich hervor. Er zuckte mit den Schultern. »Engel zu töten, wurde zu seinem einzigen Lebensinhalt. Irgendwann hat er den AKs verboten freizunehmen, nicht einen einzigen Urlaubstag hat er ihnen mehr zugestanden. Alle im Camp packte der Lagerkoller, bis sie sich am liebsten gegenseitig an die Gurgel gegangen wären. Da haben die Leute dann angefangen, nach einer Jagd heimlich noch ein bisschen blauzumachen, nur ein, zwei Tage, damit sie mal rauskamen.«
    Ich drehte mich auf meinem Stuhl herum und beobachtete ihn. »So wie du und Jake, als ihr diese Hütte renoviert habt, stimmt’s?«
    Er nickte und ließ seinen Blick über die Wände wandern. »Ja, das war toll«, sagte er ruhig. »Das war eine echt schöne Zeit. Die Leute haben sich auch oft nach Mexiko verdrückt. Oder nach Albuquerque. Egal wohin, Hauptsache man konnte etwas Spaß haben.« Er verzog den Mund. »Spaß war etwas, das in Dads Welt nicht mehr vorkam.«
    Ich sah auf die Gabel, mit der er auf den Tisch tippte, und war mir nicht sicher, ob ich die Frage stellen sollte. Doch schließlich fasste ich mir ein Herz. »Wie ist dein Vater gestorben?«
    Die Gabel behielt ihren Rhythmus unverändert bei. »Ein Engel hat ihm die Lebensenergie herausgerissen. Er ist an einem schweren Herzinfarkt gestorben.«
    »Du warst dabei«, sagte ich, denn plötzlich konnte ich es fühlen. Ich griff nach seiner Hand und hielt sie ganz fest. »Oh Alex, es tut mir so leid.«
    Er nickte und biss die Zähne zusammen. »Ja, das war … schlimm. Aber, ich weiß auch nicht, man könnte sagen, er ist im Kampf gestorben. Das hätte ihm gefallen.«
    »Du musst sehr stolz auf ihn sein«, sagte ich sanft. »Und er auch auf dich.«
    Urplötzlich lachte Alex los. »Er hat immer gesagt, meine Angeberei würde mir noch mal schlecht bekommen … Ja, aber ich glaube, er war wohl trotzdem ziemlich stolz auf mich.« Er lächelte mich an und drückte meine Finger. »So, genug von mir«, sagte er und lehnte sich zurück. »Du bist dran. Erzähl mir was von dir, was ich noch nicht weiß.«
    Auf einmal wollte ich ihm unbedingt von meiner Mutter erzählen. Ich zog ein Knie an die Brust. »Na ja, du weißt noch nicht, wieso Mom und ich zu Tante Jo gezogen sind.«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein, wie kam es dazu?«
    »Wir haben in Syracuse gewohnt«, sagte ich und strich mit der Hand über das abgewetzte Holz des Tisches. »Und Mom bekam Sozialhilfe. Jeder wusste, dass sie psychische Probleme hatte – schließlich gab es eine offizielle Diagnose und alles –, aber niemand wusste, wie schlecht es ihr wirklich ging. Niemand außer mir. Sie konnte nach außen hin … ziemlich lange eine Fassade aufrechterhalten.«
    Ich erzählte ihm, wie es Mom nach und nach immer schlechter gegangen war, sodass ich, als ich sieben oder acht Jahre alt war, das Essen für uns beide hatte kochen müssen und für die ganze Wäsche und das Saubermachen zuständig gewesen war. »Ich habe immer darauf geachtet, dass das Haus nett und ordentlich aussah«, sagte ich. »Falls jemand vorbeikam, sollte es nicht auffallen, dass etwas nicht stimmte. Ich habe mich auch selbst darum gekümmert, dass ich jeden Tag zur Schule ging und … alles.« Einen Moment lang schwieg ich, als ich mich daran erinnerte, wie ich hinten im Schulbus saß, auf unser schäbiges Häuschen zurückblickte und mir furchtbare Sorgen um Mom machte, weil ich sie den ganzen Tag allein ließ.
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Alex mit leiser Stimme.
    »Als ich neun war, kam ich eines Tages aus der Schule und Mom war nicht da.« Ich sah ihn an und versuchte zu lächeln. »Ich habe stundenlang gewartet. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass etwas nicht in Ordnung war. Aber … ich hatte schreckliche Angst. Irgendwann habe ich schließlich die Polizei angerufen und sie sind vorbeigekommen. Es stellte sich heraus, dass sie sie an jenem Nachmittag aufgegriffen hatten. Sie war einfach … wie in Trance in der Gegend herumgewandert und war mitten in den Verkehr gelaufen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wer sie war.«
    Alex griff nach meiner Hand und drückte sie

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