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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan R. Corwyn
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Aufspürtrankes wohl einfach
übersehen hätte.
    Hab
ich dich, dachte sie. Schlagartig war ihre Beklemmung verschwunden
und das Fieber der Jagd ergriff von ihr Besitz. Sie würde ihn
finden und sich an ihm stellvertretend für all das, was die
Dämonenwelt ihrer Familie angetan hatte, rächen.
    Ein
leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie mit schnellen
Schritten leichtfüßig in die nächtlichen Straßen
Londons lief.

    *

    Aufmerksame
Augen verfolgten das junge Mädchen und beobachteten alles, was
es tat.
    Shane
Truax hatte um drei Uhr morgens mit keinem weiteren Besucher des
Parks gerechnet – und so war er erst in letzter Sekunde in das
dichte Gebüsch am Rande der Mauer gesprungen und hatte sich vor
dieser jungen Frau verborgen.
    Jetzt
wuchs seine Verblüffung von Minute zu Minute mehr. Das Mädchen
war keine einfache Nachtschwärmerin, auch keine durchgeknallte
Verehrerin dunkler Künste, die den Ort eines Verbrechens
anziehend fand. Nein, diese junge Frau wusste genau, was sie tat -
und Shane wusste es auch: sie suchte nach dem Dämon, der hier
letzte Nacht gewütet hatte.
    Seine
anfänglichen Zweifel über den Grund ihrer Anwesenheit waren
spätestens in dem Augenblick ausgeräumt, als sie etwas zum
Mund führte und er kurz darauf deutlich ihre Präsenz spüren
konnte. Sie hatte einen Aufspürtrank benutzt! Unwillkürlich
fasste er sich an den Hals und war erleichtert, als er zwei Ketten
fühlte. Heute trug er beide Amulette, er müsste für
sie also unsichtbar sein, solange sie ihm nicht zu nahe kam.
    Er
selbst konnte sie nun allerdings so deutlich wahrnehmen, wie er einen
riesigen weißen Wolf unter einer Schar von Hühnern erkannt
hätte. Wusste sie denn nicht, was dieser Trank so alles
bewirkte? Andererseits: sie war eine Frau, und niemand würde
eine Frau ernsthaft zu einer Dämonenjägerin ausbilden.
    Also
hatte sie sich ihre Fertigkeiten höchstwahrscheinlich selbst
beigebracht und besaß wohl die eine oder andere Kenntnislücke.
Gefährliche Kenntnislücken, wie er feststellen musste.
Frauen besaßen eine tödliche Schwachstelle, und durch das
Benutzen dieses Trankes hatte sie sich noch zusätzlich in Gefahr
gebracht.
    Aus
seiner Deckung heraus betrachtete er sie genauer. Ihre Kleidung war
für diese nächtliche Unternehmung optimal gewählt:
dunkel, um nicht gesehen zu werden, und enganliegend, um nicht mit
einem Ärmel oder einem Hosenbein irgendwo hängen zu
bleiben.
    An
einem Oberarm und auf ihrem Rücken konnte Shane im Mondlicht hin
und wieder etwas aufblitzen sehen, und als das Mädchen sich auf
dem Parkweg auf den Boden kniete und für ein paar Sekunden still
verharrte, war endlich auch zu erkennen, um was es sich handelte:
eine Auswahl kleiner Messer sowie eine winzige, silbern glänzende
Armbrust.
    Sie
ist gut ausgerüstet, dachte er. Eigentlich viel zu gut, um nur
aus Büchern gelernt und nicht die Hilfe eines echten
Dämonenjägers gehabt zu haben. Die Benutzung des
Aufspürtrankes wiederum deutete auf große Unerfahrenheit
hin. Hatte das Mädchen denn keinen Mentor, der sie begleitete?
Die junge Frau erschien ihm immer rätselhafter.
    Shane
beschloss, erst einmal im Hintergrund zu bleiben und das Mädchen
weiter zu beobachten. Sie interessierte ihn. Außerdem war sie
hübsch. Groß zwar für eine Frau, doch ihre Bewegungen
verrieten Geschmeidigkeit und gutes Training, ihr dunkles Haar
umrahmte ein ernstes, aber ausgesprochen schönes Gesicht. Es
kostete ihn also keine große Überwindung, sie anzusehen.
    Er
lächelte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen –
mit einer Zunge, die dünn, schwarz und an der Spitze gespalten
war.

    *

    Keeva
lief mit hoch erhobenem Kopf durch die dunkle Stadt. Nachdem sie die
Spur des Dämons einmal aufgenommen hatte, war es ein Leichtes,
ihm zu folgen. Ein paar Mal war sie irritiert, weil sie hinter sich
dämonische Präsenz wahrzunehmen glaubte, doch sie schob es
darauf, dass die gesamte Spur noch recht frisch war und sie wohl
einfach nur den bereits passierten Teil fühlte.
    Allerdings
wurde ihr unangenehm bewusst, dass sie doch noch eine blutige
Anfängerin war. Es war ein riesengroßer Unterschied, ob
sie in unzähligen Nächten mit Großvater über die
Theorie der Dämonenjagd sprach und den einen oder anderen Trank
in der Sicherheit des elterlichen Kellers ohne Angst vor Konsequenzen
ausprobierte – oder ob sie jetzt, allein und ungeschützt,
durch die schlafende Stadt lief und einem wirklichen Monster auf der
Fährte war. Sie wünschte

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