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Daemonen in London

Daemonen in London

Titel: Daemonen in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan R. Corwyn
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unterwegs war.
Und woher sie kam.

    *

    Keeva
brauchte nur noch wenige Meter zu gehen, ehe sie sich sicher war, den
Unterschlupf des Dämons gefunden zu haben. Sie spürte das
Ungeheuer in unmittelbarer Nähe, also blieb sie stehen und sah
sich um.
    Vor
ihr befand sich ein schmaler Torbogen, der in den Hinterhof eines
alten Hauses führte. Das Haus war offensichtlich unbewohnt, denn
die Fenster im Erdgeschoss waren mit Brettern vernagelt und in den
Stockwerken darüber fehlten einige Scheiben – sie waren
wohl von Kindern eingeworfen worden. Vor dem Haus stand ein großer
Müllcontainer, bis zum Rand voll mit alten Bodenbrettern,
abgeschlagenem Putz und verrosteten Eisenteilen. Anscheinend sollte
das Haus renoviert werden, doch jetzt, über die Winterzeit,
ruhte die Arbeit. Jedenfalls sah es nicht so aus, als ob das Haus in
den letzten Tagen betreten worden war, denn eine dicke Eisschicht
überzog das Vorhängeschloss an der Eingangstür, wie
Keeva beim Nähertreten feststellte.
    Sie
begutachtete die Bretter über den Fenstern. Es handelte sich um
alte Bretter, billiges Bauholz, aber sie konnte keine Lücke
erkennen, die groß genug für einen Diener Samaels war.
Wenn auf diesem Weg jemand in das Haus gelangt war, dann höchstens
eine Maus oder eine kleinere Ratte. Für größere Wesen
waren die vorhandenen Spalten zu klein.
    Prüfend
rüttelte Keeva an den Verschalungen, doch das Holz gab an keiner
Stelle nach. Im Grunde hätte sie einem niederen Dämon auf
der Stufe eines Höllenhundes sowieso nicht genügend
Intelligenz zugetraut, um eines der Bretter zur Seite zu schieben und
hinter sich wieder zu verschließen – aber sicher war
sicher.
    Nachdem
also weder der Hauseingang noch die Fenster als Durchlass für
den Dämon infrage kamen, blieb nur noch die Einfahrt in den
Hinterhof.
    Keeva
trat ein paar Schritte in den dunklen Torbogen. Er war kaum breit
genug für ein Auto, Besitzer von schweren Limousinen würden
sich hier schwer tun. Das Haus musste aus einer Zeit stammen, in der
der Hof noch nicht für das Parken von Autos gedacht gewesen war.
Nach nur wenigen Metern kam sie nicht weiter und stand vor einem
mannshohen Bretterzaun, der die gesamte Durchfahrt versperrte.
    Beinahe
wäre ihr ein lautes Fluchen über die Lippen gekommen, denn
ihr wurde schlagartig klar, dass sie an diesem Hindernis nicht so
einfach vorbeikommen würde. Der Zaun war viel zu hoch, als dass
sie hinüber springen konnte.
    Sie
ging zurück auf die Straße und sah in den Müllcontainer,
ob sich dort vielleicht ein geeignetes Podest finden würde, doch
sie hatte Pech. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie mit Hilfe
einer untergestellten Kiste über den Zaun geklettert wäre.
Auf diese Weise käme sie zwar in den Hof hinein – aber
nicht mehr hinaus. Und sich ohne Fluchtmöglichkeit einem Dämon
zu stellen wäre nun wirklich zu leichtsinnig.
    Also
ging sie zurück zu dem Zaun und betrachtete die Bretter. Es
handelte sich um dicke Bohlen, die an quer verspannte Balken genagelt
waren. Wenn sie eine oder zwei dieser Bohlen lösen und zur Seite
schieben könnte, dann würde sie durch den so entstehenden
Spalt in den Hof schlüpfen können. Probeweise zog sie mit
den Fingern an einem der dicken Nägel, doch außer einem
abgebrochenen Fingernagel bewirkte sie damit nichts.
    Sie
lauschte, aber hinter dem Zaun war es totenstill.
    Irgendwo
dort schläfst du gerade, dachte sie. Es war ein aufregendes und
beunruhigendes Gefühl zugleich, sich einem Wesen aus den
Abgründen der Hölle so nahe zu wissen. Sie hätte zu
gerne ihre sorgsam präparierten Armbrustbolzen in seinen weichen
Unterleib gejagt und ihn so schnell und erbarmungslos vernichtet –
doch sie kam einfach nicht an ihn heran!
    Sie
zog ihre kleine Taschenlampe heraus und untersuchte das Holz. An der
rechten Seite fand sie lange, tiefe Kratzspuren. Das musste die
Stelle sein, an der die Bestie über die Absperrung gesprungen
war. Es klebte sogar noch etwas grünes Blut am Holz. Keeva
fragte sich, wobei der Dämon sich verletzt haben mochte –
doch im Grunde interessierte es sie nicht sonderlich. Wenn sie ihm
endlich gegenüberstand, dann würde die Schnittwunde an
seiner Pfote sein geringstes Problem sein.
    Doch
dazu musste sie an diesem vermaledeiten Zaun vorbei kommen, und ohne
geeignetes Werkzeug würde ihr das nicht gelingen.
    Es
war schon irgendwie zum Lachen: da war sie mit den feinsten Waffen,
die ein Dämonenjäger nur haben konnte, ausgerüstet –
und scheiterte nun daran, dass

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