Daemonen kuesst man nicht
oben bis unten und blickte auf meine unbequeme Lederhose und das »Don’t Mess with Texas« -T-Shirt, das ich über mein lilafarbenes Top gezogen hatte. »Nur schauen. Nicht berühren. Wir wollen nur Informationen bekommen.«
Ich nickte und strich mir das Haar hinter die Ohren. Es war ja nicht so, als würde ich jeden Sukkubus in Las Vegas erledigen können.
Großmutter warf die zerkratzten Kerzen auf das Bett und klappte den Silberring in Form eines Adlers auf, den sie am Mittelfinger trug. Nicht schon wieder Opossumzunge. »Ist das für Phils Zeremonie?«, fragte ich.
Ein wenig Hoffnung war wohl erlaubt.
Großmutter grub mit der Fingerspitze einen rostfarbenen Brei aus dem Ring. Vielleicht würde sie dem Mann, der mein Leben gerettet hatte, mit dem stinkenden Zeug Kräfte übertragen. Dem Mann, der, wie ich mit Entsetzen feststellte, meinen Hund gerade zum Ringträger auserkoren hatte.
»Halt still«, befahl sie. Ihr Atem kitzelte meinen Pony. Sie zielte mit dem süßlich nach Moschus riechenden, klebrigen Zeug auf meine Stirn und traf die Stelle über meinem linken
Auge. Es war pappig, feucht und roch wie ein überfahrenes Tier. »Du brauchst alle Hilfe, die du kriegen kannst.«
»Danke.« Meine Anfängergenehmigung schien mir ein Loch in die Hose zu brennen.
»Ich muss jetzt gehen«, erklärte Phil und stützte sich heftig atmend mit beiden Händen auf das Fensterbrett. »Sie braucht mich. Ich brauche sie. Ich brauche …« Verwirrt brach er den Satz ab.
»Mach dir keine Sorgen, Bruder. Wir werden das schon regeln.« Großmutter warf mir ein Päckchen Zahnseide an den Kopf. Oral-B Superfloss mit Pfefferminzgeschmack, um genau zu sein. »Reiß mir zwei lange Stücke ab, Lizzie.«
Ich war klug genug, nicht weiter nachzufragen.
Ich war froh, mich auf Phil konzentrieren zu müssen – das hielt mich davon ab, mir Sorgen um Dimitri zu machen. Rasch wickelte ich die Zahnseide ab, bis sich der Faden vor meinen Füßen kräuselte.
»Wo ist mein Scope? Diese verdammten Reiseflaschen verstecken sich immer ganz unten.« Sie kramte in den Jeans in ihrer Reisetasche. »Ich will nicht jammern, aber manchmal vermisse ich es, einen festen Wohnsitz zu haben. Früher hatte unser Hexenzirkel eine Holzhütte hinter dem Haus. Ant Eater pflanzte dort Minze, Herzgespannkraut und Salbei an. Das sind die Pitbulls unter den Schutzkräutern, und sie riechen außerdem sehr gut.« Sie pfiff durch die Zähne. »Das waren schöne Zeiten.«
Bevor der Hexenzirkel verraten worden war. Bevor meine Mutter sich ihren Pflichten entzogen hatte und die Hexen gezwungen wurden, zu flüchten und auf ihren Motorrädern durch die Gegend zu brausen. Mir war bis jetzt nicht klar geworden, dass Großmutter ihr altes Zuhause vermisste. Sie spielte die Rolle einer Straßenkriegerin viel zu gut.
Ich reichte Großmutter die Fäden aus Zahnseide. Sie nickte,
klemmte die Kerzen unter den Arm und nahm die Reiseflasche zwischen die Zähne. »Dort hinein«, stieß sie undeutlich mit der Flasche im Mund hervor und deutete mit dem Kopf auf die Badezimmertür.
Sie ließ die Kerzen auf die Waschtischplatte fallen und spuckte die Scope-Flasche in das Waschbecken, während ich das Licht anknipste. »Nein«, rief sie und drückte rasch wieder auf den Schalter. »Wir müssen das in völliger Dunkelheit machen, also gewöhne dich schon mal daran.« Sie warf einen Blick auf die Tür. »Es ist die beste Methode, um herauszufinden, was, zum Teufel, hinter ihm her ist. Und hinter uns.«
Phil steckte den Kopf herein und sah uns verwirrt an.
»Oh, prima.« Großmutter nahm ihm die weiße Fliege ab. »Fokusobjekt«, erklärte sie und drehte sie zwischen den Fingern.
»Vielleicht sollten wir einfach nur versuchen, Serena loszuwerden, und es dabei belassen.« Ich war keine Spielernatur. Natürlich wollte ich wissen, womit ich es in der übernatürlichen Welt zu tun hatte, aber nicht, wenn es Phil in Gefahr brachte. Was mich betraf, sollten wir Phil befreien und ihn von hier fortschaffen.
»Nur Geduld«, meinte Großmutter, schob Phil zurück in das Zimmer und schloss die Tür hinter ihm. Sie stellte die Kerzen auf beiden Seiten des Waschbeckens auf und legte die Fliege in die Mitte. Dann spannte sie die Zahnseide quer über den Spiegel und öffnete die Flasche mit der Kräutertinktur. »Minze«, erklärte sie und roch an der Öffnung. »Es sieht vielleicht nicht so hübsch aus wie frische Kräuter, aber es wirkt.«
»Die Zahnseide auch?«
»Das ist ein Zauber
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