Daemonen kuesst man nicht
einer Kristallkugel. Der Spielautomat erwachte scheppernd zum Leben, und die Räder drehten sich klingelnd, bis sie bei zwei Abbildungen von Mondsteinringen und dem Bild einer schwarzen Katze anhielten.
Der Automat spuckte zwei topasblaue Karten aus. Als Großmutter mir eine davon reichte, sah ich, dass es sich um Kartenschlüssel des Hotels handelte.
»Donnerwetter!«, stieß ich hervor, als sie die andere Karte in ihre Hosentasche schob. Wieder ein guter Punkt für The Dangerous Book for Demon Slayers – wie man in ein magisches Hotel eincheckt. Man konnte doch nicht erwarten, dass jemand das wusste.
»Während wir hier warten, haben wir wenigstens Zeit, um Phil zu bearbeiten«, meinte Großmutter.
»Was meinst du damit? Ihn von dem weiblichen Dämon loseisen?«
Großmutter nickte.
Ich hatte keine Ahnung, wie wir das anstellen sollten.
Na gut. Ich streckte meine Hand aus und tätschelte ihm beruhigend den Arm. Ich machte mir Sorgen um ihn. Außerdem würde seine enge Verbindung zu der Dämonin Serena es uns nicht gerade leicht machen, uns unerkannt zu bewegen.
»Irgendetwas stimmt hier nicht.« Phil zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. »Oder bilde ich mir das nur ein?«
Ich versuchte gerade, meine Antwort nett zu formulieren, als mir auffiel, dass ein gewisser pelziger Gefährte verschwunden war. »Wo ist Parate?«
»Er sagte, du hättest nichts dagegen, wenn er einen kleinen Spaziergang macht.«
»Er hat gelogen«, erklärte ich. Ich war sauer auf Phil (und auf mich selbst), weil wir meinen Hund aus den Augen verloren hatten.
Dann entdeckte ich Parate in einem Gang mit Spielautomaten im Inselstil und hob ihn rasch hoch.
»Hey, warte mal!« Er reckte den Hals, als ich mich hastig mit ihm zurückzog. »Ich habe mir nach der langen Fahrt hierher nur ein wenig die Beine vertreten. Du hast mich in diesem Tragegestell angegurtet, und du weißt, wie sehr ich es hasse, festgeschnallt zu sein. Mein Fell ist zerdrückt, und ich habe Insekten in meiner Nase.«
»Nicht jetzt.« Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber ich wollte nicht länger in der Lobby bleiben als unbedingt nötig.
»Der Fahrstuhl ist dort drüben«, sagte Großmutter und warf einen verstohlenen Blick zurück. Wir folgten ihr zu der Reihe goldfarbener Lifttüren.
»Sobald wir das magische Stockwerk erreicht haben,
werden wir uns sicherer fühlen«, meinte Großmutter und scheuchte unsere kleine Gruppe in den Aufzug.
Ich hoffte, dass sie recht hatte.
Die Türen schlossen sich und sperrten uns ein, bevor der Aufzug ruckte und langsam nach oben fuhr.
Das Gefühl, dass jemand bei uns war, wurde immer stärker, selbst als die Türen sich in unserem Stockwerk öffneten. Ich atmete tief durch und stieg aus dem Lift.
Neben einem glänzenden braunen Tisch standen zwei beigefarbene Ohrensessel. Auf der Tischplatte lagen einige extravagante Bücher, die wahrscheinlich festgeklebt waren. In einer einfachen Glasvase hingen leblos einige vertrocknete Lavendelzweige. Ich konnte hier keine Magie spüren. Nur Böses.
Phil zog einen Lavendelzweig aus der Vase und steckte ihn sich an sein Jackett, als ob es nichts Wichtigeres für ihn gäbe.
»Kommt schon, Leute.« Großmutter führte uns einen schier endlos langen Gang entlang. Wir überholten ein normal wirkendes Paar mit drei (wahrscheinlich) menschlichen Kindern, die anscheinend auf dem Weg zum Pool waren.
»Wer waren diese Leute?«, fragte ich Großmutter, aber sie war uns schon einige Meter voraus und eilte weiter.
»New Yorker«, rief sie über die Schulter.
»Oh.« Ich warf einen Blick auf den Rücken des T-Shirts des Mannes. Dort war in geschwungener Schrift aufgedruckt: Famous Ray’s Original Pizza.
Ich konnte nur hoffen, dass Großmutter wusste, was sie tat.
»Ich muss Serena anrufen«, murmelte Phil und rieb seinen Ringfinger.
»Du weißt, dass sie ein Sukkubus ist«, erinnerte ich ihn behutsam.
»Niemand ist vollkommen«, entgegnete er.
»Wir werden das regeln, sobald wir in unserem Zimmer sind«, warf Großmutter ein. Als sie endlich stehen blieb, befanden wir uns nicht vor einer der Standardhoteltüren, die endlose Gänge säumten. Großmutter öffnete die schmucklose Notausgangstür am Ende des Gangs und winkte uns in das Treppenhaus.
Ich rümpfte die Nase, als ich die schale, metallische Luft einatmete. »Du hast einen magischen Kartenschlüssel aus einem Spielautomaten, der dich in ein Treppenhaus führt?« Vielleicht handelte
Weitere Kostenlose Bücher