Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
»Streng vertrauliche Befehle von Ihrer Majestät.« Der Markgraf musste sich näher zu mir beugen, um mich zu verstehen, und zuckte dann schnell wieder zurück für den Fall, dass ich versuchen sollte, ihn zu packen. Fast wünschte ich, ich wäre dazu in der Lage gewesen.
»Die Königin hat Euch geschickt?«, rief er aus.
»Schschsch … !« Ich schielte in gespieltem Schrecken zu den Wachen hinüber. »Na schön, jetzt ist das Geheimnis raus. Ihr habt es vermasselt. Wartet nur, bis ich das Ihrer Majestät erzähle.«
»Ihr seid ein Schwindler. Ich nehme an, Ihr kennt nicht einmal den Namen des Herzogs dieser Provinz.«
»Spruesel«, antwortete ich, ohne zu zögern. »Das ist sein privater Name. Sein offizieller Name lautet Congreave, aber seine Mama nannte ihn gewöhnlich Spruey. Er ist ein paar Zoll größer als Ihr, hat braunes Haar, das an den Geheimratsecken zurückgeht, schielende haselnussbraune Augen und eine Vorliebe für lange rote Flanellunterwäsche … aber darüber sollte ich vermutlich nicht einmal Euch gegenüber sprechen. Er hat uns im Auftrag Ihrer Gütigen Majestät, Königin Schierlingsfleck, nach Mernge geschickt, um die ganze Geschichte des Knaben Imgam in Erfahrung zu bringen.«
Wieder wurden die Augen des Markgrafen schmal. Ich hatte ihn dazu gebracht, uns neu einzuschätzen, und das behagte ihm ganz und gar nicht.
Die Angehörigen des Adels in diesem Land haben Geburtsnamen, legen sich aber einen neuen Namen zu, wenn sie den Thron besteigen. Das wusste ich zufällig, weil ich Zugriff auf die Archive des Hofs in Possiltum gehabt hatte, welche Informationen, Karten und die Porträts von grenzüberschreitend tätigen Spionen und Kartografen enthielten und dazu noch einige äußerst vertrauliche Daten aus diplomatischen Tagebüchern.
Zu der Zeit, als er noch Prinz seines Landes gewesen war, bevor Possiltum es sich einverleibt hatte, hatte Congreave der Königin, damals noch Prinzessin Schierlingsfleck, wiederholt einen Heiratsantrag gemacht. Sie hatte seine Anträge nie ernst genommen, da sie sowohl Congreaves Spitznamen als auch seine Unterwäsche lächerlich fand. Vermutlich wäre sie nicht sonderlich begeistert gewesen, hätte sie die Spitznamen gekannt, mit denen ihre Mitmonarchen sie belegten.
Ich versuchte, meinen Vorteil auszubauen, und schüttelte die Handfesseln. »Schaut her, Highboy, Herzog Spruesel wird nicht erfreut sein, wenn er erfährt, dass Ihr drei seiner bevorzugten Höflinge wegen eines dummen kleinen Missverständnisses in Ketten gelegt habt, meint Ihr nicht auch?«
»Der Name ist Highperin«, korrigierte mich der Markgraf automatisch. Er wirkte weniger selbstsicher als vorher, doch dann fing er sich wieder. Der Ball befand sich noch immer in meiner Hälfte des Spielfeldes, welchen Raumgewinn ich auch immer gerade erzielt hatte. Er näherte sich mir, trat eine Ratte aus dem Weg und blickte mir direkt in die Augen. »Ihr werdet mich gefälligst Lord Markgraf nennen!«
Ich blieb gelassen. »Was immer Ihr wünscht. Mich könnt Ihr Lord Fistel nennen.«
»Habe nie von Euch gehört.« Er hoffte, dass ich log.
Ich schmunzelte. »Der Herzog schon. Ich bin seine rechte Hand.«
»Ihr taugt wohl nicht so viel, wenn Ihr es schafft, durch Euer ungeeignetes Vorgehen beinahe einen Aufstand auszulösen. Die Skivers …«
»Ihr solltet stolz auf die Skivers sein«, unterbrach ich ihn. »Darauf, dass sie derart die Ehre der Provinz hochhalten. Sie waren nicht bereit, einem Fremden gegenüber auch nur eine Silbe auszuplaudern, ohne vorher sicherzustellen, dass sie das Volk und damit auch seinen Herrscher im bestmöglichen Licht erscheinen zu lassen. Ich würde das als ziemlich beeindruckend bezeichnen. Sie haben von Anfang an versucht, das Richtige zu tun. Das muss ich ihnen lassen. Es wird in meinem Bericht stehen.«
Highperin strich sich über das dicke Kinn. »Ich verstehe …«
»Seine Gnaden werden froh sein, uns geschickt zu haben«, hieb ich weiter in dieselbe Kerbe. »Ich werde alles in dem Pergament festhalten. Sobald Ihr uns diesen Eisenschmuck abgenommen habt. Er passt nicht zum Rest unseres Aufzugs.« Ich rasselte erneut mit den Handfesseln.
»Nun, Fistel, sofern das Euer Name ist, wenn der König so viel Wert auf Sicherheit legt, wird er nicht unzufrieden mit mir sein.«
Ich streckte Highperin die Hände entgegen, aber er winkte ab.
»Ich werde mich nicht auf Euer Wort verlassen. Ihr werdet hier bleiben, ohne Nahrung und Wasser, bis mein Bote aus der Hauptstadt
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