Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
seid. Nur zu, feiert das letzte Mal, zu dem Ihr Tageslicht seht.«
Einer der Wächter füllte den Becher aus einem Regenwasserfass neben dem Fenster. Ich vermutete, dass es dazu diente, die glühenden Foltereisen abzukühlen. »Was denn, nicht einmal Wein?«, fragte ich gekränkt.
»Sei froh, dass du das hier kriegst, du Verbrecher«, sagte die Wache hochnäsig.
Ich zuckte die Achseln. »Hin und wieder komme ich auch mit Wasser zurecht. Ich übertreibe es nur nicht.«
»Fast bin ich versucht, Euch eine Ehrenbezeichnung zu erweisen, Lord Fistel«, sagte Highperin. »Was für eine Nonchalance im Angesicht des Unterganges.«
»Mein mittlerer Name lautet Haltung«, erwiderte ich.
Die Wache hielt mir den Becher entgegen. Als ich danach griff, neigte er ihn absichtlich so weit zur Seite, dass sich sein Inhalt auf den Boden ergoss. Ich unterdrückte einen Aufschrei und sah den Markgrafen an. Der Bonze hatte seinen Spaß an dem Theater. Ich konnte es nicht mehr erwarten, wieder über meine Magik zu verfügen. Ich würde ihm einen Tritt verpassen, an den er sich für den Rest seines bald schon endenden Lebens erinnern würde. Auf ein Nicken seines Arbeitgebers hin füllte der Wächter erneut den Kelch und reichte ihn mir.
Meine Hände zitterten, als ich ihn entgegennahm. Die Vorfreude brachte mich beinahe um. Nach all den Jahren stand ich nur noch Sekunden davor, meine Kräfte zurückzubekommen. Ich schwebte regelrecht. In meiner Vision hatte ich den Becher in einem Zug geleert. Das Wasser roch unappetitlich, an seiner Oberfläche schwamm ein toter Käfer, aber wer schon einmal pervisches Essen gegessen hat, ist Schlimmeres gewöhnt.
Was sollte ich als Erstes tun, sobald das Scherzpulver aus meinem Blutkreislauf gewaschen worden war? Sollte ich einfach schleunigst von hier verschwinden, oder sollte ich diesen arroganten Hurensohn wie einen Ball einmal über alle Wände hüpfen lassen? Sollte ich ihn in kleine Fetzen reißen und diese neu wieder zusammenfügen? Ich überlegte mir, damit anzufangen, dass ich die Ketten wie Wolken in der Luft herumschweben und dann auf den kleinen runden Kopf des Markgrafen herabstürzen lassen würde.
»Auf Eure Gesundheit, Markgraf«, sagte ich und hob den Becher in die Höhe. »Ihr seid der Inbegriff eines Regierungsvertreters, und das meine ich vom Grunde meines Herzens so.«
Ich leerte den Kelch in einem Zug. Wohlbefinden durchströmte mich. Ich fühlte mich stärker, als ich es seit Jahren getan hatte. Jede Schramme und Prellung, die ich durch den Mob erlitten hatte, der über uns hergefallen war, verflüchtigte sich. Mein Blick schien klarer zu werden. Ich konnte Vögel meilenweit draußen von unserem Fenster entfernt zwitschern hören, ich fühlte mich auf eine Art mit dem Rest der Welt verbunden, die ich seit langer, langer Zeit nicht mehr kannte. »Ahhh!«, seufzte ich. Ich klopfte mir auf die Brust und streckte die Arme aus. Sieh dich vor, Welt, jetzt komme ich!
Der Markgraf bedeutete einer der Wachen mit einer ungeduldigen Geste, mir den Becher abzunehmen. »Nun habt Ihr also auf meine Gesundheit getrunken. Und, fühlt Ihr Euch dadurch besser?«
Ich grinste. »Tatsächlich, Highboy, fühle ich mich großartig. Gestattet mir jetzt, Euch einen kleinen Trick vorzuführen.«
Ich atmete tief ein, balancierte mich auf den Fußballen aus und schob die Handfesseln zurück, sodass ich die Hände frei bewegen konnte. Dann stand ich auf und ließ meine Hände vorschnellen. Vielleicht legte ich etwas zu viel Dramatik in die Bewegung, aber das war es mir wert. Ich öffnete die Augen.
Nichts geschah.
Verblüfft starrte ich meine Hände an. Was war schiefgegangen? Ich fühlte tief in mich hinein, baute alle verfügbare Energie in mir auf, holte damit aus und schleuderte sie dem Markgrafen entgegen.
»Und was sollte ich jetzt sehen?«, erkundigte sich Highperin, eine Braue so weit erhoben, dass sie fast seinen dünnen Haaransatz berührte.
»Ähh …«
Es hätte ihn in sechs Teile zerlegen müssen, auseinandergerissen von einem Blitzstrahl, der eigentlich immer noch wie ein Querschläger von den Wänden abprallen sollte. Ich tastete um mich herum nach den Kraftlinien. Es musste viel Energie in Reichweite sein, da Tananda sie immer noch benutzte, um unsere Tarnung aufrechtzuerhalten. Ich tastete immer tiefer und kam mir schließlich so beschämt vor wie ein Restaurantgast, der seine Geldbörse zu Hause vergessen hatte. Es war nichts zu spüren. Der Energiestoß, der mich durchspült
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