Dämonen-Reihe 17 - Des Dämons fette Beute
keinen Sinn für Humor.«
»Die Horde hat sich fast zufällig gebildet«, begann Ersatz mit lauter Stimme, um den Sopran der Querpfeife zu übertönen. »Das geschah in der großen Dimension Walhall.«
»Walhall?«, fragte ich. Ich durchforstete mein Gedächtnis. »Nie davon gehört.«
Ersatz gab einen melodischen Laut von sich, der wie ein Seufzen klang. »Das ist keine Überraschung, denn Walhall existiert nicht mehr. Ich werde Euch erzählen, was sich zugetragen hat. Vor Tausenden von Jahren tobte ein furchtbarer Krieg zwischen vier Parteien, den Nationen Thorness, Odinsk, Freyaburg und Heimdale, angeführt von Herrschern, die fest entschlossen waren, sich einen ganzen äußerst fruchtbaren und reichen Kontinent einzuverleiben.«
»Das hört sich bisher ganz vertraut an«, stellte ich fest.
»Diese Nationen waren damals sehr berühmt. Seither sind sie natürlich zu bloßen Legenden verblasst. Vier Armeen, eine jede strotzend vor Macht und Heldenmut, und jede führte einen von uns mit sich.«
»Mich natürlich nicht«, warf Kelsa ein. »Mich gab es damals noch nicht.«
»Nay«, bestätigte Ersatz. »Es waren ich, Asti, Chin-Hwag und Pilius, der Große Speer. Jeder von uns hatte den Gipfel seiner Macht erklommen. Ich war in diesem Jahr von einem täuflischen Handlungsreisenden, den der Kaiser von Thorness dazu auserkoren hatte, seine Armee für die kommende Schlacht mit Waffen zu versorgen, nach Walhall gebracht worden. Die Armeen trafen sich auf dem Feld der Ehre. Sie bekämpften einander tapfer, wozu sie sich sowohl unserer Fähigkeiten und Begabungen, als auch der bloßer Speerträger …«
»Bitte entschuldigt diesen Ausdruck«, fügte Kelsa hinzu. »Es gab nur einen Speer, der wirklich eine Rolle spielte.«
»… einfacher sterblicher Soldaten, bedienten«, fuhr Ersatz mit einem langen leidenden Blick auf die Kristallkugel fort. »Trotzdem kam es zu einem Patt zwischen den Armeen. Alle vier standen einander auf einem rechteckigen Gebiet gegenüber, das als Kein-Wals-Land in die Geschichte einging. Keine konnte die Linien einer anderen durchbrechen. Als trotz zahlloser Ausfälle keine Bewegung in die starren Fronten kam, geruhten unsere Führer den Versuch zu unternehmen, den Krieg durch Verhandlungen zu beenden. Zumindest lautete so mein Rat.«
»Meiner ebenfalls«, sagte Asti. »Ich hatte es allmählich satt, jeden Tag die Wunden von Schwertstreichen und Keulenschlägen zu heilen, ohne irgendetwas damit zu bewirken!«
Ich nickte. »Klingt vernünftig. Das hätte ich ebenfalls getan.«
»Aye. Es war eine Demonstration der unendlichen Sinnlosigkeit dieses Krieges. Das einfache Fußvolk wurde geopfert, und doch konnte trotz aller Leiden niemand einen Zoll an Boden gewinnen. Der Stillstand fand um ein kleines Tal herum statt, in dem es ein seit langem verlassenes unterirdisches Gewölbe gab, geräumig genug, um den vier Armeeführern und ihren Beratern als Versammlungsort zu dienen. Es war ein historischer Augenblick, als wir alle von den vier Führern an einem Ort zusammengeführt wurden, während sie versuchten, einen Friedensvertrag auszuarbeiten. Das Bier floss reichlich. Tatsächlich badeten wir alle regelrecht darin.«
»Es war mein bestes Bier«, seufzte Asti. »Ein ganz besonderes Rezept, das ich mir für diesen besonderen Anlass ausgedacht hatte.«
»Klingt nach einer richtigen Sause«, sagte ich.
»Durch diesen Katalysator fühlten wir uns völlig verändert. Unsere Auren überlagerten sich, und so kam es zu einer Verwandlung.«
»Ich war selbst auf solchen Partys«, gestand Tananda mit einem wehmütigen Lächeln.
»Das ist nicht das, was ich meine«, sagte Ersatz streng.
»Das glaubst du.«
»Wir waren empfindungsfähig und uns der anderen bewusst geworden, mächtiger als unsere Schöpfer uns einst gemacht hatten. Wir hatten Ziele. Das, was uns gefehlt hatte, war durch die Anwesenheit der anderen in uns geweckt worden.«
»Klingt wie so ein Verein zur gegenseitigen Bewunderung«, meinte ich.
»Nicht wirklich«, widersprach Asti. »Ich wusste nur, dass ich nicht mehr der einzige magische Gegenstand war. Ich war daran gewöhnt, Dinge zu teilen, aber nicht die Aufmerksamkeit, die mir zuteil wurde. Das gefiel mir nicht.«
Ersatz beäugte sie. »Keinem von uns gefiel das. Wir waren es gewohnt, Individuen zu sein. Und doch konnten wir nicht bestreiten, dass wir einander ebenbürtig waren, jeder von uns mit einer überlegenen Gabe ausgestattet, die die anderen nicht duplizieren konnten.
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