Dämonen-Spiele
von den Beinen. Und dann, wieder freigeworden, segelte er erneut in die Höhe, wo er nicht mehr zu packen war.
Kim rannte zu Cyrus hinüber, um ihm behilflich zu sein. »Alles in Ordnung?« fragte sie besorgt.
Cyrus setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Darin flogen g e rade drei kleine Vögel herum und fiepten. »Ich glaube, mir ist nur schwindlig, sonst nichts«, sagte er benommen. »Was ist passiert?«
»Du hast die Leine von einem Boxdrachen ergriffen«, erklärte Nada. »Daraufhin hat er dir eins verpaßt.«
Kim war ihm beim Aufstehen behilflich. Er war noch etwas wacklig auf den Beinen, doch die kleinen Vögel waren offenbar zu dem Schluß gelangt, daß alles in Ordnung sei, und waren wieder davongeflogen. »Keine Flugdrachen mehr«, sagte er.
»Keine Flugdrachen«, stimmte Kim ihm zu.
Nada sah sich um. »Das ist aber merkwürdig.«
»Was ist merkwürdig?« fragte Kim besorgt. Sie sah, daß auch Bläschen verwundert dreinblickte.
»Wir scheinen ein gutes Stück weiter gekommen zu sein, als ich erwartet habe. Es sieht wie das Gebiet jenseits des Spaltendorfs aus, vielleicht auch jenseits des Kobolddorfs.«
Kim begriff, daß die Landschaft sich verändert hatte, als sie sich von dem Flugdrachen ablenken ließ. Sie befanden sich zwar immer noch nördlich der Spalte und gingen in Richtung Osten, aber das Land hatte sich verändert. »Könnte das ein Mechanismus des Spiels sein, um uns schneller zur nächsten Herausforderung zu befördern?«
»Das muß es wohl sein«, pflichtete Nada ihr bei.
»Professor Fetthuf verfügt über dämonische Kräfte. Immerhin ist er ja auch ein Dämon«, bekräftigte Kim.
Beim Weitermarsch bemerkte Kim, daß die Landschaft nicht nur verschoben war, sondern auch einen gänzlich anderen Typ zeigte. Anstelle der verstreuten Steine am Wegrand lagen nun Kristalle. Diese wurden bald immer phantasiereicher, in hübschen Farben gehalten. Sie sahen aus wie Diamanten, Rubine, Saphire, Smaragde, Opale, Amethyste, Granate und alle möglichen anderen Edelste i ne. Manche von ihnen waren klein, andere groß, einige wenige sogar riesig.
Kim betrachtete sie staunend. »Ach, schöne Steine habe ich schon immer gemocht«, sagte sie. »Aber das teuerste, was ich mir leisten konnte, war ein Rauchkristall, der sich zu echten Edelste i nen verhält wie ein Seifenklumpen zu Gold. Eine solche Sam m lung hätte ich mir nicht einmal im Traum vorstellen können!«
»Ich glaube, das sind Niemandssteine«, sagte Nada. »Die kann man unmöglich zu irgend etwas gebrauchen.«
»Niemandssteine?« fragte Kim. »Sind die gefährlich?«
»Sie sind harmlos. Aber du kannst sie trotzdem nicht anfassen.«
Bläschen beschnüffelte gerade einen solchen Stein. Kim kauerte nieder, griff nach dem wunderschönen roten Stück von der Größe eines Apfels. »Die verpassen einem doch keinen Schlag oder so etwas?«
»Nichts dergleichen. Aber du verschwendest deine Zeit.«
Kims Finger schlossen sich um den schönen Edelstein. Mit e i nem anerkennenden Oooohh! nahm sie ihn auf und bewunderte seine Facetten.
Da geschah etwas. »Oh, ich habe ihn fallenlassen!« rief sie b e stürzt. Und tatsächlich fiel etwas Rotes zu Boden. Doch es sah nicht aus wie ein Edelstein, sondern wie ein Klumpen roter Gel a tine. Der Aufprall war lautlos.
Und dann, als ihre Augen sich darauf konzentrierten, sah sie, daß sie sich geirrt hatte. Das war nicht mehr derselbe Stein, den sie noch unversehrt aufgenommen hatte. Aber wie hatte sie ihn denn nur fallenlassen können? Irgendwie hatte sie das Gefühl gehabt, als würde er durch ihre Finger fließen – eine ganz schön gespenstische Situation.
Wieder nahm sie ihn vorsichtig auf. Und wieder fiel er zu Boden. Nur daß sie es diesmal passieren sah. Das Ding verlor seine Form, wurde zu einem großen Tropfen roter Flüssigkeit, glitt zwischen ihren Fingern hindurch, landete am Boden – und formte sich wi e der zu dem Edelstein zurück.
Cyrus versuchte einen Diamanten aufzunehmen, und auch der entglitt ihm und landete unverändert auf dem Boden. Verwundert blickte der Mann ihn an.
»Niemandssteine«, wiederholte Nada. »Die lassen nicht zu, daß man sie bewegt.«
»Das ist wie ein Traum«, sagte Kim, stark beeindruckt sowohl von der willkürlichen Magie der Steine als auch ihrer Anzahl, Gr ö ße und Schönheit. »Sie wirken so echt, und doch könnten sie Ill u sion sein.«
»Ein großer Teil von Xanth besteht aus Illusion«, sagte Nada. »Der Rest sind Kalauer und Drachen.«
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