Dämonen-Spiele
ebenfalls, und der Schlüssel glitt ein Stück zurück.
Kim fiel auf, daß eine der Tick-Zecken ihre Zweifel zu haben schien. Ihr Buchstabe war A. »Agnos-Tick!« rief sie, und die Zecke machte halt.
»Agnos-Tack. Schieb in die andere Richtung!«
Die Tick-Zecke drehte sich um und befolgte die Anweisung. Nun waren es zwei gegen eine, und der Schlüssel glitt wieder auf das Schloß zu. Jetzt war es nicht mehr weit. »Los, los, los!« flüste r te Kim eindringlich und feuerte ihre Mannschaft an.
Doch da drängte sich eine vierte Zecke in die Lücke, die Agnos-Tack hinterlassen hatte, und schob in die Gegenrichtung. Jetzt waren es zwei gegen zwei, und der Schlüssel blieb wieder liegen. Eine fünfte Zecke traf ein, verstärkte die Gegenmannschaft auf drei gegen zwei, und der Schlüssel setzte sich erneut in Bewegung – in die falsche Richtung.
Diese Tick-Zecke war selbst nicht allzu aktiv, schien die beiden anderen aber aufzustacheln, so daß sie stärker drückten. Ihr Buc h stabe war K. Plötzlich wußte Kim, mit wem sie es zu tun hatte.
»Kataly-Tick!« rief sie, und die Kreatur hielt inne. »Kataly-Tack!« Sie drehte sich um. »Schieb den Schlüssel an.« Und sie schob.
Nun wurden Nektro- und Agnos-Tack aufs neue beschwingt und sehr aktiv. Der Schlüssel bewegte sich so schnell vorwärts, daß die anderen Tick-Zecken ihn nicht mehr einholen konnten, und endlich erreichte er das Schlüsselloch. Die Zecken schoben ihn hinein und drehten ihn auch noch herum. Mit lautem Scheppern sprang das Schloß auf.
Das Wasser strudelte hinein. Kim begriff, daß das Portal wie eine Art Schleuse wirkte. Das Wasser würde dort so lange festsitzen, bis es zur nächsten Schleuse befördert wurde.
Als der Teich an Wasser verlor, verlor seine dünne Wachsdecke zugleich an Halt. So brach sie ein, und die drei mußten hastig fli e hen, um nicht naß zu werden.
Die Ticks und die Tacks wurden zusammen mit den Wach s trümmern und dem Wasser in die Schleuse gewirbelt. Bald war nur noch eine trockene Mulde zu sehen. Die stiegen sie nun hinunter. Doch hier unten schien es nichts anderes mehr zu geben als ein flaches Stück Erde. Wo war denn nur der Trockensegen? Bläschen blieb stehen und beschnüffelte irgend etwas. Kim schaute genauer hin. Es war etwas Blitzendes, quadratisch oder länglich, und so klein, daß Kim es nicht bemerkt hätte, hätte die Hündin sie nicht darauf aufmerksam gemacht.
Sie hob es auf. Es schien überhaupt keine Masse zu haben; es war nur eine winzige Manifestation, die sich auf der Fingerspitze balancieren ließ. Was mochte das sein?
Da begriff sie. »Das ist ja ein Segen!« rief sie. »Wir mußten erst den ganzen Teich austrocknen, um daranzukommen. Das also ist der Segen, der erst die Gießerei angezettelt hat und dann wieder selbst getrocknet werden mußte. Damit dürften wir den angeric h teten Schaden rückgängig machen.«
Nada und Bläschen blickten zwar etwas zweifelnd drein, mac h ten aber keine Einwände geltend. Kim marschierte aus dem Tr o ckenteich zurück auf den Wachsweg, das blinkende Ding auf dem Finger balancierend. Nada und Bläschen folgten ihr.
Schließlich gelangten sie zu der Stelle, wo die Zentauren bego s sen worden waren. »Ich hab’s! Ich hab’s«, rief Kim und zeigte i h ren blinkenden Finger.
Köpfe fuhren herum, um sie anzusehen. Die männlichen Ze n tauren runzelten die Stirn. Die weiblichen erröteten. Was war denn nur mit ihnen los? Zentauren waren doch geradezu berüchtigt d a für, daß man sie nie in Verlegenheit bringen konnte.
Dann begriff Kim, was verkehrt war. Es hatte den Anschein, als würde sie mit ihrem Finger ein Zeichen geben. Es mochte zwar in Xanth eine andere Bedeutung haben als in Mundania, aber höflich war es wohl kaum.
Also reckte sie auch die anderen Finger hoch. »Ich habe den Trockensegen«, erklärte sie. »Mit dem man den Fluch neutralisi e ren kann, glaube ich.«
»Natürlich«, erwiderte der am nächsten stehende Zentaur. »Leg ihn auf die Gießerei.«
Kim ging auf die Gießerei zu. Doch je näher sie kam, um so mehr schmerzten plötzlich ihre Füße. Ihre Schuhe fühlten sich viel zu eng an. Am liebsten hätte sie sich diese schweren Gewichte von den Füßen gerissen. Das war die Wirkung des Fluchs. Sie brauchte ihn nur zu neutralisieren, dann würde es aufhören. Also biß sie die Zähne zusammen und ging weiter.
Der Schmerz wurde immer schlimmer, bis sie das Gefühl hatte, auf einem säuregetränkten Nadelkissen zu gehen. Es war
Weitere Kostenlose Bücher