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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zweiten Eingang gehört hatte. Doch inzwischen standen hier abgewetzte Sofas und ein kleiner Fernsehapparat, auf dem gerade ein kaum verständlicher Jerry Springer in Schwarz-Weiß zu sehen war. Was war das hier? Das Mittelalter?
Die Heimbewohner saßen auf den zwei Sofas. Ein alter Mann rief immer wieder: »Zeig es ihnen, Jerry!« Die beiden anderen zuckten mit keiner Wimper, sodass ich vermutete, dieses Verhalten gehörte hier zur Tagesordnung. In dem Raum befanden sich noch zwei Spieltische (um die vier alte Männer saßen und Karten spielten) und ein einzelner Schaukelstuhl. Eine alte Frau mit lila gefärbten Haaren und einem Buckel stand neben dem Stuhl und schlug rhythmisch mit dem Ende ihres Stocks auf den Schenkel des alten Mannes ein, der dort saß. Dabei murmelte sie irgendetwas Unverständliches vor sich hin. (Als ich sie von der anderen Seite sah, wurde mir der Grund für ihr Murmeln klar: Sie hatte ihre dritten Zähne herausgenommen.) Der alte Mann ignorierte sie und starrte nur regungslos auf den Fernsehapparat.
Ich beugte mich zu Jenny. »Welcher ist Eddie?«
»DÄMONEN!«
Ich zuckte erschrocken zusammen. Das Brüllen kam von demselben alten Mann, der Jerry Springer ebenso energisch angefeuert hatte. Jetzt drohte er dem Fernseher mit der Faust. Ich blickte auf die Mattscheibe und musste zugeben, dass seine Beurteilung der Situation nicht ganz falsch zu sein schien. Der Typ, den Jerry Springer gerade interviewte, hatte so viele Sicherheitsnadeln und Tattoos an seinem Körper, dass er direkt aus dem Film Hellraiser zu stammen schien.
»SIE SIND ÜBERALL. IM FERNSEHEN, UNTER DEN BETTEN, IN MEINEN RICE-CRISPIES. KNACK-KNIRSCH, SAGEN SIE, KNACK-KNIRSCH!« Plötzlich riss er einen Zerstäuber aus der Tasche, schüttelte das Fläschchen kräftig und besprühte den Fernseher, wobei er jedoch vor allem Jenny traf, die sich ihm vorsichtig genähert hatte.
Laura trat einen Schritt zurück. Ich fasste sie am Arm. Schließlich war sie freiwillig mitgekommen, und ich hatte keine Lust, mich allein mit Eddie herumzuschlagen. (Ich gebe es ja zu: Für einen Moment überlegte ich mir auch, leise wieder zu verschwinden. Aber ich war gekommen, um Eddie kennenzulernen – und das würde ich auch tun.)
»Beruhigen Sie sich doch, Mr. Lohmann. Wir können Sie auch hören, ohne dass Sie schreien.« Jenny ging vor ihm in die Hocke, während ich mich vorsichtig neben ihn stellte, um einen Blick auf sein Gesicht werfen zu können.
Der Mann sah aus, als wäre er um die fünfundachtzig Jahre alt. Sein zerknittertes Gesicht wirkte ebenso fahl wie das ungepflegte Haar auf seinem Kopf. Mit dem Alter waren seine Lippen verschwunden, sodass der ungeschnittene graue Schnurrbart, den er trug, ohne Verankerung in seinem Gesicht zu schweben schien. Seine Haut war ledrig. Wie ich nun so sein Gesicht sah, wusste ich, dass ich Eddie Lohmann auch ohne Jennys Hilfe erkannt hätte. Dieser Mann hatte bereits viele Kämpfe hinter sich. Er hatte gekämpft und gewonnen. Jetzt allerdings fragte ich mich, ob er gerade zum ersten Mal dabei war, einen Kampf zu verlieren.
Plötzlich hob er das Kinn und sah mich von unten herauf an. Seine schweren Lider verdeckten den Großteil seiner Augen, aber ich konnte trotzdem die wache Intelligenz darin erkennen. Eddie Lohmann mochte sich vielleicht seltsam benehmen, aber ich war mir absolut sicher, dass er nicht senil war. Zumindest noch nicht.
»Wer ist denn die da?«, fragte er Jenny und nickte in meine Richtung.
»Sie ist hier, um Sie zu besuchen«, erwiderte das Mädchen. »Könnten Sie nicht ein bisschen freundlicher sein, Mr. Lohmann?«
Er rümpfte die Nase. »Ist sie ein Dämon?«
Die anderen Heimbewohner blickten geschlossen hoch und starrten mich an. Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Am liebsten hätte ich an meiner Bluse gezupft, um so makellos wie möglich zu wirken.
Jenny seufzte und rollte die Augen in meine Richtung, was ihre Meinung zu dieser ganzen Dämonengeschichte klar verriet. Zum Glück schien niemand Eddies Geschrei und Geschimpfe ernst zu nehmen. Trotzdem gefiel mir die Tatsache überhaupt nicht, dass er das seit Jahrhunderten gehütete Geheimnis des Vatikans in alle Welt hinausposaunte.
Jenny wandte noch immer ihre ganze Aufmerksamkeit dem alten Mann zu. Sie wirkte ruhig und geduldig. »Sie ist kein Dämon. Hier gibt es keine Dämonen – haben Sie das schon wieder vergessen? Wir gießen Weihwasser in unsere Putzeimer. Unsere Böden könnten Dämonen gar nicht betreten.«

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