Dämonen zum Frühstück
Dämonen bekämpft. Wenn der Geruch eines Altenheims Laura nicht aus der Fassung brachte, konnte auch ich mir nicht erlauben, derart die Nerven zu verlieren.
Wir befanden uns in einer großen Eingangshalle, deren Mittelpunkt eine runde Theke bildete, wo sich Pfleger und Schwestern sammelten und sich die Besucher anzumelden hatten. Eine Frau in einer altmodischen Schwesternuniform samt gestärkter Haube begrüßte uns mit einem schmallippigen Lächeln. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie, noch ehe wir die Theke erreicht hatten.
Ihr Tonfall überraschte mich, und ich zuckte unerwartet heftig zusammen. Als ich Laura ansah, bemerkte ich, dass sich auch ihre Augen ein wenig geweitet hatten. Es war also nicht nur meine Einbildung gewesen. »Wir sind hier, um Eddie Lohmann zu besuchen. Können Sie mir sagen, in welchem Zimmer er zu finden ist?«
Sie starrte mich derart lange schweigend an, dass ich mich schon zu fragen begann, ob ich etwas Unappetitliches in meinem Gesicht hatte. Gerade wollte ich mein Anliegen wiederholen (ich bin schließlich von Natur aus optimistisch veranlagt), als sie mich über ihre Brille hinweg ansah und leise schnaubte.
»Ihr Name.« Sie schob widerstrebend ein Gästebuch in meine Richtung.
»Kate Connor«, sagte ich. »Und das ist Laura Dupont.« Ich begann, unsere Namen einzutragen.
»Verwandte?«
»Angeheiratet«, erklärte ich, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ich warf Laura einen Blick zu und sah, wie sich kaum merklich ihre Augenbrauen hoben. Dann reichte ich der Frau, die mich an Schwester Ratched aus Einer flog über das Kuckucksnest erinnerte, das Besucherbuch. Sie schürzte die Lippen, während sie unsere Namen las, hob das Kinn und betrachtete mich aus schmalen Augen. Ich begann mich sofort sehr unwohl zu fühlen und konnte wirklich nicht behaupten, dass mir diese scharfe Musterung zusagte.
»Angeheiratet«, wiederholte sie.
»Genau. Er ist mit meinem Mann verwandt«, erwiderte ich und war wieder einmal verblüfft, wie leicht mir doch Schwindeleien über die Lippen gingen. »Warum? Gibt es da etwa ein Problem?«
»Die Besuchszeiten für Nicht-Verwandte enden in fünf Minuten. Wenn Sie jedoch zur Familie gehören –«
»Das tun wir«, unterbrach ich sie entschlossen.
Ich erwartete, dass sie das nicht auf sich beruhen lassen würde. Doch stattdessen hob sie eine Hand und winkte ein etwa zwanzigjähriges Mädchen in einer gestreiften Uniform zu uns heran. Ihr Namensschild zeigte, dass wir es mit Jenny zu tun hatten. »Führe diese Damen doch bitte in den Fernsehraum. Sie besuchen Mr. Lohmann.« An uns gewandt meinte sie: »Es überrascht mich, dass wir Sie noch nie zuvor bei uns gesehen haben.«
»Eine lange Geschichte«, erklärte ich leichthin. »Wir haben gerade erst erfahren, dass Eddie hier ist.«
»Hm. Nun, ich hoffe, dass Sie mehr Glück mit ihm haben als wir.« Und mit dieser rätselhaften Bemerkung wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Papieren zu, die vor ihr lagen. Laura und ich folgten dem Mädchen, das uns einen langen, schlecht erleuchteten Gang entlangführte.
Die meisten Türen standen offen. In den Zimmern waren Doppelbetten und lieblos zusammengewürfelte Möbel zu erkennen. Die Räume erinnerten mich an die winzig kleinen Mönchszellen, die in meiner Jugend als Schlafkammern fungiert hatten, und ich fragte mich, ob sich für Eddie in diesem Altenheim nicht ein Kreis geschlossen hatte.
Mir fiel auf, dass die meisten Zimmer leer standen. Als ich mich deswegen bei Jenny erkundigte, erklärte sie, dass sich die Bewohner im Fernsehraum aufhielten, wohin auch wir unterwegs waren. »Ich freue mich, dass Sie ihn besuchen«, sagte das Mädchen. »Er bekommt sonst nie Besuch. Das ist wirklich schade.«
»Seit wann ist er denn hier?«
»Seit etwa zwei Monaten. Zuerst schien er gar nicht zu verstehen, was mit ihm geschah, doch inzwischen glaube ich, dass er sich an sein neues Zuhause gewöhnt hat. Er wirkt klarer, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Gut zu hören«, erwiderte ich, auch wenn ich in Gedanken ganz woanders war. Seltsam, dass der Vatikan gerade erst erfahren hatte, wo Eddie steckte. Außerdem überraschte es mich, dass die Diözese keine Freiwilligen vorbeischickte, die regelmäßig mit ihm plauderten, oder einen Priester, der ihm am Sonntag die Kommunion gab.
Mir blieb jedoch keine Zeit, länger über diese Dinge nachzudenken. Inzwischen waren wir am Fernsehzimmer angekommen. Der Gang öffnete sich in ein zweites Foyer, das früher vermutlich einmal zu einem
Weitere Kostenlose Bücher