Dämonen zum Frühstück
die Tür, und der alte Mann sank auf einen schmuddeligen grauen Lehnstuhl, der so aussah, als ob er ursprünglich einmal eine andere Farbe gehabt hätte.
»Kennen wir uns?«, fragte er mit unsicherem Blick. »Woher kommen Sie?«
»Wir haben uns gerade im Fernsehraum kennengelernt«, erklärte ich geduldig. »Ich arbeite für die Forza.« Ich wusste nicht, welche Reaktion ich erwartete, aber es überraschte mich, dass er überhaupt nicht reagierte. Weder ein Blinzeln noch ein Zucken oder ein nervöser Tick verrieten, was in ihm vorging. Er starrte mich nur an und sah dann gelassen zu Laura.
»Und die da?«
»Sie ist eine Freundin. Keine Jägerin, aber sie weiß Bescheid.«
Seine Finger zuckten, als ob er wieder die Flasche herausholen wollte, die noch in seiner Tasche steckte, doch dann hielt er inne. Er sah mich scharf an. »Sie bürgen also für sie?«
»Mit meinem Leben«, erklärte ich.
Seine Finger wurden ruhig, und er faltete die Hände in seinem Schoß. »Dann kann sie bleiben.«
Ich wusste nicht, was ich als Nächstes sagen sollte. Ich war zwar hierhergekommen, um diesen alten Jäger kennenzulernen, aber was wollte ich eigentlich von ihm? Nachdem ich ihm nun gegenüberstand, hatte ich keine Ahnung, wie ich meine Gefühle und Gedanken in Worte fassen sollte. Das Ganze kam mir wie eine Situation aus einem dieser Träume vor, wo man plötzlich nackt auf einer Bühne steht und das Publikum darauf wartet, dass man eine Arie singt oder ein akrobatisches Wunder vollbringt.
»Sind Sie hierhergekommen, um sie zu töten?«, fragte er. »Ich würde es ja gern selbst tun, aber mein alter Körper funktioniert einfach nicht mehr so wie früher.«
»Sie töten?«, wiederholte ich. »Wen töten?«
»Na, die Dämonen.« In diesem Moment öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester in einer Uniform mit Teddybärenmuster betrat den Raum. »Überall sind Dämonen.«
»Also, also, Mr. Lohmann«, sagte sie. »Fangen Sie doch nicht schon wieder damit an.« Sie balancierte ein Tablett, auf dem das Mittagessen für Eddie stand, und stellte es auf dem Tisch ab. »Er ist nämlich Dämonenjäger, müssen Sie wissen«, erklärte sie mir in einem Tonfall, der sowohl belustigt als auch verächtlich klang.
»Oh«, erwiderte ich einfallslos. »Wie schön.«
Die Schwester blickte von ihrem Tablett auf und zwinkerte mir zu. »Das finden wir auch. Ein wirklich interessanter Beruf. Und die Geschichten, die er erzählt. Er hat schon viele Abenteuer bestanden, kann ich Ihnen sagen.«
Sie ging zu Eddie und schaltete neben seinem Stuhl die Lampe an. Das harsche Licht der Glühbirne ließ ihn kleiner wirken. Seine Gesichtszüge kamen mir nun noch verschrumpelter vor – ganz so, als ob seine Energie aufgesogen würde. »Haben Sie heute schon ein paar Dämonen gesehen, Eddie?«, wollte sie wissen.
»Sie sind überall«, erwiderte er, aber seiner Stimme fehlte auf einmal die Überzeugung.
»Nun, dann ist es wahrscheinlich das Beste, wenn ich wieder Ihr Weihwasser auffülle«, meinte die Schwester. »Wir möchten schließlich nicht, dass hier jemand eindringt, wenn Sie gerade einmal nicht aufpassen.«
Sie nahm seinen kleinen Zerstäuber, zwinkerte mir erneut zu und ging damit ins Badezimmer. Ich hörte, wie sie den Wasserhahn aufdrehte. Dann kehrte sie mit einer vollen Flasche zu uns zurück und steckte diese Eddie in die Tasche. »Hier, bitte schön. Das sollte diese schrecklichen Dämonen erst einmal in Schach halten.«
»Gute Melinda«, sagte er, »Sie sind die Einzige hier, die nett zu mir ist.«
»Machen Sie das jeden Tag für ihn?«
»Ja«, antwortete sie. »Sonst könnten ihn doch die Dämonen fressen.«
»Sie versteht mich«, erklärte Eddie. »Melinda glaubt mir.«
»Jetzt ist es aber Zeit für Ihre Medizin.« Sie sah uns fragend an. »Sind Sie noch lange hier? Ich kann warten, wenn Sie möchten. Die Medikamente haben nämlich eine ziemlich starke Wirkung.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte ich.»Wir wollten gerade gehen.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber ich musste mich tatsächlich bald wieder auf den Weg machen.
Sie schüttete sich eine Ladung bunter Pillen aus einem kleinen Messbecher in die Hand und streckte diese Eddie hin. Der nahm die Medikamente ohne Murren entgegen. Er schluckte sie hinunter und streckte dann seinen Arm aus, damit ihm Melinda eine Spritze geben konnte. Sobald sie die Nadel herausgezogen hatte, fiel sein Kopf zurück. Ich sah, wie sich seine Muskeln entspannten.
»Eddie?«
Er blickte auf, doch den Eddie Lohmann,
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