Dämonen zum Frühstück
ausgezeichnete Idee.« Das entsprach tatsächlich der
Wahrheit, auch wenn ich die Gründe für meine Überlegungen
mit ihm nicht teilen konnte. Also sann ich darüber nach, was
Stuart wohl überzeugen würde. »Ihr – du und die Kinder –
müsst endlich einmal mehr Zeit allein miteinander verbringen.
Vor allem für Allie erscheint mir das gerade sehr wichtig.« »Was ist mit Allie? Wir verstehen uns doch super.« Er sah
mich verunsichert an. »Oder etwa nicht?«
»Doch, doch, klar«, meinte ich. »Jetzt schon noch. Aber sie
ist vierzehn. Erinnerst du dich noch daran, als du vierzehn
warst?«
»Eigentlich nicht.«
»Nun gut – ich als Frau erinnere mich allerdings noch sehr
gut an diese Zeit. Vierzehn ist ein schwieriges Alter.« Auch
wenn mein Leben im Alter von vierzehn völlig anders ausgesehen hatte als das von Allie. Mit vierzehn hatte ich meinen ersten
Dämon gepfählt. Das ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell
vergisst. »Sie sollte mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen.« »Aber muss das wirklich in Form von Shoppen sein?« Allein
die Vorstellung trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn. »Könnte
ich sie nicht einfach zum Essen ausführen?«
Ich warf ihm einen mahnenden Blick zu. »Stuart, wirklich
…«
»Na gut. Dann muss es wohl oder übel das Einkaufszentrum
sein. Aber du kannst nicht von mir erwarten, dass ich auch
noch Timmy mitnehme.«
Die Sache mit Timmy war wahrhaftig schwieriger an den
Mann zu bringen. Ich mochte es zwar geschafft haben, psychologisch plausible Gründe aus dem Ärmel zu schütteln, warum
Stuart Allie zum Einkaufen begleiten sollte; aber es gab eigentlich keinen triftigen Anlass, auch noch einen Zweijährigen
mitzunehmen.
Ich entschloss mich also, die Indignierte zu markieren. Dies
war der einzige Ausweg, der mir blieb und den jede Hausfrau
und Mutter als letzte Möglichkeit aus dem Hut zieht, um ihren Kopf durchzusetzen. »Stuart Connor«, tönte ich streng, stemmte die Arme in die Hüften und sah ihn so strafend wie nur irgend möglich an. »Willst du etwa behaupten, du seist nicht in der Lage, einige wenige Stunden mit denselben Kindern zu verbringen, mit denen ich mich jeden Tag herumschlage? Dass du nicht die Zeit oder die Nerven hast, deinen eigenen Sohn
mitzunehmen? Dass du –«
»Okay, okay. Habe schon verstanden. Es ist also mal der liebe
Papi an der Reihe, sich um die kleinen Racker zu kümmern.« Meine finstere Miene verflog, und mit einem Schlag war ich
wieder zu einem strahlenden Lächeln fähig. Ich stellte mich auf
die Zehen und küsste ihn zärtlich. »Du bist wirklich der Beste.« Stuart wirkte zwar nicht gerade ekstatisch, aber er war zumindest wieder ansprechbar. Ein Punkt für mich. Wir kehrten
in die Küche zurück, wo Allie bereits die Teller und die Gläser
in die Spülmaschine geräumt hatte und gerade Timmys Gesicht,
seine Haare, Hände und Kleidung mit einem Lappen abwischte,
um alle Anzeichen von Puderzucker und Sirup zu entfernen.
Selbst an einem schlechten Tag ist Allie ziemlich gut, wenn es
darum geht, mit Timmy zu helfen. Wenn es dann noch die
Aussicht auf neue Klamotten gibt, verwandelt sich das Kind in
eine Heilige.
Zehn Minuten später saßen die drei in unserem Wagen. Stuart war mit seinen Kreditkarten, Allie mit ihrer Einkaufsliste
und Timmy mit Boo Bear bewaffnet. Als das Auto auf die
Straße hinausfuhr, stand ich auf der Veranda, lehnte mich
gegen einen der Holzpfosten und winkte ihnen fröhlich hinterher. Dabei hoffte ich inbrünstig, dass ihnen nicht auffiel, wie
erleichtert ich wirkte. Ich liebe meine Familie – wirklich, das tue ich. Aber während ich zusah, wie der Minivan davonfuhr, musste ich zugeben, dass es wirklich angenehm war, zur Ab
wechslung auch einmal ein wenig allein für mich zu sein. Selbst wenn ich mit einem toten Dämon das Haus teilen
musste.
FÜNF
Eine Viertelstunde später stand eine frisch aufgebrühte Kanne Kaffee in der Küche, und das kräftige Aroma der SumatraBohnen gab mir das beruhigende Gefühl, eine Koffeinbelohnung würde auf mich warten, wenn ich meine Aufgabe erledigt hatte. Momentan hockte ich gerade vor der Leiche des Dämons. Ich hatte sie aus der Speisekammer in die Küche gezerrt und wollte sie jetzt durch die Verandatür hinter das Haus schleppen.
Das Treffen mit meinem alimentatore war für zwölf Uhr angesetzt, und ich konnte es kaum erwarten, ihn kennenzulernen. Seit Stuart und die Kinder weg waren, quälte mich das unheimliche Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Zuerst war ich zu dem
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