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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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mich, während sie mir einen Karton reichte.
»Ach, niemand Wichtigen«, erwiderte ich und versuchte so unschuldig wie möglich zu klingen, wobei ich wahrscheinlich eher wie ein Bankräuber klang, der hoch und heilig schwört, keine Ahnung zu haben, wo das Geld versteckt ist. »Ein alter Bekannter von mir hält sich gerade in der Stadt auf. Ich möchte wissen, wie es ihm ergangen ist, seit wir uns das letzte Mal trafen. Mal wieder Familienfotos ansehen und so. Du weißt schon.«
»Das klingt aber sehr nett. Woher kennst du diesen Mann denn?«
»Noch aus Erics Zeiten«, erwiderte ich. Diese Antwort war die erste, die mir in den Sinn kam.
Laura seufzte. »Ach, mein armer Liebling. Dich erwischt es momentan wohl ziemlich, nicht wahr?«
»Ja, könnte man so sagen.« Ich vermochte ihr erneut nicht in die Augen zu sehen, als ich ihr einen weiteren Karton abnahm.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Schön wäre es«, sagte ich. »Aber das ist eben meine Vergangenheit. Manchmal schleicht sich dein altes Leben von hinten an dich heran, und du musst dich damit auseinandersetzen – ob du willst oder nicht.«
Sie nickte, und wir räumten schweigend die restlichen Kartons weg. Ich schloss die Tür zum Schuppen und verriegelte sie, klopfte mir den Staub aus der Kleidung und sah demonstrativ auf die Uhr. »Danke für die Hilfe«, sagte ich. »Aber ich sollte jetzt wohl besser unter die Dusche.«
»Klar, mach das. Ich muss auch weg. Ich habe nämlich Mindy versprochen, mit ihr heute zum Einkaufszentrum zu fahren, um neue Klamotten zu kaufen. Ich habe es den ganzen Sommer über geschafft, es hinauszuschieben …«
Ich musste lachen. »Ich habe heute Stuart dazu verdonnert.«
»Du hast einen richtigen Tausendsassa geheiratet«, meinte sie mit einem leichten Stirnrunzeln. Dann suchte sie in ihren Taschen nach ihrem Schlüsselbund und begann mit dem Schlüsselring zu spielen. »Ich weiß jetzt schon, dass ich fix und fertig bin, wenn ich heute Abend nach Hause komme. Wollen wir uns später vielleicht auf ein Glas Wein treffen und uns gemeinsam entspannen?«
Mir war klar, was sie damit bezweckte: Sie wollte mir ihr Ohr leihen, nachdem ich einen emotional schwierigen Nachmittag mit meinem lieben alten Freund verbracht hatte.
Laura mochte vielleicht nicht den wahren Grund wissen, aber sie lag nicht falsch, was das Ergebnis betraf. Wenn dieser Tag vorbei sein würde, brauchte ich garantiert ein Glas Wein. Oder auch zwei.
»Klingt gut. Außerdem bin ich mir sicher, dass die Mädchen ihre neuen Klamotten vergleichen wollen. Wahrscheinlich müssen sie sich absprechen, was sie am ersten Schultag tragen.«
»Stimmt. Und wir brauchen etwas Stärkung, um die Teenager-Modenschau zu überstehen.« Ihr Blick wanderte in die Ferne, und ich vermutete, dass sie in Gedanken bereits ihr Weinregal durchging. »Ich habe noch einen ganz guten Moscato zu Hause. Den werde ich kühl stellen und mitbringen, wenn ich nachher mit Mindy und einem Umzugswagen voller Klamotten wiederkomme.« (Als CEO einer sehr erfolgreichen Schnellrestaurantkette verdiente Paul wesentlich mehr als Stuart. Seine Tochter würde sich bestimmt nicht nach Schnäppchen umsehen.)
Lauras Blick richtete sich auf die Verandatür unseres Hauses. »Hast du vielleicht noch Zeit, um mir rasch eine Tasse Kaffee zu spendieren? Außer koffeinfreiem habe ich nämlich keinen im Haus und lechze schon den ganzen Morgen nach einem Schluck.«
»Da bist du bei mir genau richtig.« Der Gedanke an den frisch gekochten Kaffee in meiner Küche ließ mich wieder munter werden.
Wir gingen ins Haus, und ich reichte Laura eine von Stuarts zahlreichen Thermotassen. Sie ging zum Kühlschrank, um etwas Sahne zu holen. In demselben Augenblick, in dem sie die Tür öffnete, hörte ich es auf einmal – ein leises Kratzen an der Plastikplane. Mein Herz begann doppelt so schnell wie sonst zu schlagen. Adrenalin pumpte durch meine Adern, und mein Körper bereitete sich darauf vor, jeden Moment in Aktion zu treten. Was war das? Ein Dämon, der die Aufgabe zu Ende bringen sollte, der dieser Opa gestern nicht gewachsen gewesen war? Oder vielleicht ein Höllenhund, der noch kurz draußen herumschnüffelte, ehe er hereinsprang und sich in meinen Hals verbiss?
»Könnte ich mir auch einen Schuss von eurem HaselnussSirup nehmen?«, erkundigte sich Laura mit dem Kopf im Kühlschrank.
Ich antwortete nicht, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, die Plastikplane zu beobachten. Nicht jetzt … noch nicht. Ich wollte nicht, dass

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