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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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wahrscheinlich irgendeine Sentenz über die absolute Sinnlosigkeit bestimmter Tätigkeiten eingefallen, aber damit wollte ich mich jetzt nicht aufhalten. Ich wollte das Ganze rasch hinter mich bringen. Und weil ich mich so sehr darauf konzentrierte, hörte ich nicht, wie jemand hinter mir auftauchte – bis es zu spät war.
    Eine Hand legte sich auf meine Schulter, und ich schrie auf. Ohne nachzudenken, ging ich in leicht die Hocke, wirbelte herum und versetzte meinem Angreifer einen Tritt genau unter sein Knie, ehe ich mich wieder aufrichtete. Mir gelang instinktiv eine wunderbar fließende Bewegung. (Wer hätte gedacht, dass ich es noch immer in mir hatte?)
    Meine Verteidigung wäre sogar geradezu perfekt gewesen, wenn ich dadurch einen Dämon außer Gefecht gesetzt hätte. Stattdessen musste ich jedoch zu meinem ziemlichen Entsetzen feststellen, dass Laura vor mir lag. Ich beugte mich über sie, die Hände zu Fäusten geballt. Das Blut rauschte in meinen Ohren, und ich verspürte noch immer das dringende Bedürfnis zuzuschlagen.
    Zum Glück gelang es mir, mich zusammenzunehmen. Meine beste Freundin mit einem Kinnhaken zu begrüßen, konnte selbst ich nicht einfach so wegerklären – vor allem nicht in meiner momentanen Verfassung. Ich beugte mich stattdessen über sie und atmete tief durch. Laura lag regungslos auf dem Boden, die Hände in den Kies gekrallt, der den Schuppen und Timmys Spielplatz umgab. Dem Blick nach zu urteilen, mit dem sie mich bedachte, war sie ebenso überrascht wie ich selbst. Einen Moment lang wussten wir nicht, was wir sagen sollten. Ich erholte mich als Erste.
    »Verdammt, Laura. Schleich dich bitte nicht so an mich heran!«
Sie blinzelte. »Ich werde es mir merken«, sagte sie und stand mühsam auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sie sich ihr Schienbein. »Wo hast du das denn gelernt?«
»Bei einem Selbstverteidigungskurs«, schwindelte ich. »Die Polizei hat uns wirklich einige wirkungsvolle Tricks beigebracht, findest du nicht?« Eine absurde Antwort, ich weiß, aber es schien ihr gar nicht aufzufallen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Beinmuskeln anzuspannen und vorsichtig ihren Fuß kreisen zu lassen.
»Was tust du hier eigentlich? Das Familienerbe verstecken?«
Ich ignorierte ihre Frage und legte ihr stattdessen meine Hand auf das Schienbein. »Ist es sehr schlimm?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich werde es überleben«, meinte sie. Ich half ihr, sich ganz aufzurichten, und sie verlagerte vorsichtig ihr Gewicht auf das Bein. »Aber was hast du gerade gemacht? Ich glaube, ich habe dich noch nie so angespannt gesehen.«
»Ja, also …« Ich wusste nicht, was ich ihr antworten sollte, und entschloss mich deshalb, sie am besten mit einer Antwort abzuspeisen, die keine weiteren Fragen nach sich zog. »Ich habe letzte Nacht wieder von Eric geträumt. Und da Stuart und die Kinder gerade beim Einkaufen sind …« Ich beendete den Satz nicht, da ich annahm (zu Recht), dass sie schon verstand, was ich meinte.
»Du siehst dir also Sachen von früher an.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Manchmal fehlt er mir einfach.«
Laura sah mich an. Ihre Augen blickten besorgt. Es entsprach durchaus der Wahrheit, dass ich von Eric träumte, und zwar öfter, als mir eigentlich lieb war. Laura war von mir mehr als einmal darüber ins Vertrauen gezogen worden. Heute jedoch konnte ich meine wahren Probleme nicht mit ihr teilen, auch wenn ich das gern getan hätte. »Möchtest du darüber sprechen?«
»Nein.« Ich blickte auf den Boden, da ich mich davor fürchtete, was sie sonst in meinen Augen lesen würde. »Es geht schon. Ich muss mich sowieso zusammenreißen, ich habe um zwölf Uhr einen Termin.«
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und dann einen auf die Kartons, die noch immer in meinem Garten herumstanden. Schließlich betrachtete sie mich in meiner Jogginghose und einem T-Shirt, mit ungewaschenen Haaren und ohne Make-up. »Ich helfe dir schnell, das wieder einzuräumen.«
Am liebsten hätte ich ihr Angebot abgelehnt, aber ich war bereits spät dran. Außerdem wusste ich, dass mich Laura auf diese Weise unterstützen und mir zeigen wollte, dass sie für mich da war, auch wenn ich nicht über Eric sprechen konnte. Zudem war es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie das Bündel unter dem alten Kinderbett für etwas anderes hielt als einen zusammengerollten Teppich (wenn sie überhaupt einen Gedanken daran verlor). Also nahm ich dankend an.
»Wen triffst du denn um zwölf?«, fragte sie

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