Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
wieder mit seinem immer lauter werdenden Geschrei nach »MamiMamiMami« eingesetzt hatte, ohne auch nur einmal zwischendurch Luft zu holen.
»Timmy, Liebling – geh mit Allie.«
»Nein!«
»Allie …«
»Er will nicht.«
»Kate, nimm einfach den Jungen. Mit einer Packung Toast werde ich schon allein fertig.«
Diesmal bestimmt nicht. Ich gab Stuart zu verstehen, er solle sich nicht von der Stelle rühren, warf Allie einen finsteren Blick zu, der ihr sagte, dass sie die Extrastunde am Abend nun getrost vergessen konnte, und ging in die Speisekammer. Ich nahm eine Packung Toast aus dem Regal und kehrte in die Küche zurück. In der Kammer blieb ich gerade lang genug, um feststellen zu können, dass mein Dämon noch immer zugedeckt und zum Glück auch weiterhin mausetot war. Schon mal ein Pluspunkt.
Ich warf Stuart die Toastpackung entgegen, und er sah mich etwas verwirrt an. Offensichtlich verstand er nicht so ganz, was die Aufregung eigentlich sollte. »Hier. Jetzt koch.« Dann nahm ich Timmy an der Hand. »Na los, mein Junge. Wohin gehen wir?«
»Badezimmer! Topf!«
»Dann zeig mir mal das Badezimmer«, ermutigte ich ihn. Timmy nahm sogleich die Gelegenheit wahr, mich zu entführen. Wie immer gefiel es ihm ausgezeichnet, endlich einmal Mamis ungeteilte Aufmerksamkeit genießen zu können.
Im Bad angekommen, das er mit Allie teilte, setzte ich mich erschöpft auf die geschlossene Toilette, und Timmy platzierte seinen Boo Bear sofort strategisch auf dem kleinen Plastiktopf, den wir zur Vollendung seines achtzehnten Lebensmonats voller Optimismus erworben hatten. Sieben Monate später war das gute Stück von unserem Sohn noch immer nicht eingeweiht worden.
Aus der Küche konnte ich das Brutzeln der in Ei getunkten Brotscheiben und das gelegentliche Kratzen des Kochlöffels in der Grillpfanne hören. Ich atmete tief durch und gratulierte mir dazu, wie gut es mir bisher doch gelungen war, die Angelegenheit vor meinem Mann geheim zu halten.
Gleichzeitig fragte ich mich allerdings, ob es wirklich so schrecklich wäre, wenn Stuart mein Geheimnis erfahren würde. Auch Allie wollte ich schließlich irgendwann einmal in die Wahrheit einweihen, wenn das auch noch ein Weilchen dauern sollte. Sie hat schließlich das gute Recht, zu wissen, wer ihr Vater eigentlich war. Und das würde sie nie begreifen, wenn sie nichts von der Forza Scura erfuhr. Bei Stuart allerdings …
Stuart war mein Mann. Ich liebte ihn. Ich wollte keine Geheimnisse vor ihm haben. Gleichzeitig verspürte ich jedoch auch keinerlei Bedürfnis, ihm davon zu erzählen. Ich beruhigte mein Gewissen, indem ich mich der Grundregeln der Forza besann: Meine Identität als Jägerin hatte vollständigem Stillschweigen zu unterliegen. Daran mussten sich alle Beteiligten halten – es war ein Geheimnis, das sie mit sich ins Grab nehmen sollten. Aber im Innersten wusste ich natürlich, dass ich das nur als Ausrede benutzte. Ich wollte ganz einfach nicht, dass Stuart mich als Dämonenjägerin sah. Sobald er die Wahrheit erfuhr, würde er nie mehr nur seine Kate vor sich sehen. Und das wollte ich einfach nicht. Zwar quälte mich die leise Vermutung, dass ein Paartherapeut in dieser Art der Argumentation gewisse logische Schwächen entdecken würde, aber das konnte mir im Moment egal sein.
Während Timmy höchst zufrieden alle frischen Waschlappen, die wir besaßen, in die noch feuchte Badewanne warf, stützte ich meine Ellenbogen auf meine Knie und betrachtete ihn nachdenklich.
Padre Corletti hatte recht. Ich hätte wirklich mein körperliches Training nicht vernachlässigen dürfen. Physisch und mental war ich einfach nicht mehr auf der Höhe. Kein guter Anfang – vor allem, wenn man daran dachte, dass ich die Kraft und die Zeit finden musste, nicht nur einen toten Dämon loszuwerden, sondern noch einen wesentlich bösartigeren davon abzuhalten, San Diablo in seine Macht zu bekommen, von dem Rest der Welt ganz zu schweigen.
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Kurz nach neun. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ein sehr langer Tag vor mir lag.
    Das musste man Stuart lassen: Er schaffte es, verdammt leckere Arme Ritter auf unsere Teller zu zaubern. Dem Ei hatte er die richtige Menge an Zimt und Puderzucker beigefügt (eine kulinarische Delikatesse, von der ich gar nicht wusste, dass wir sie im Haus hatten und er sie zudem entdeckt hatte, ohne dabei über Mr. Dämon zu stolpern). Wir saßen zu viert um den Küchentisch aus den fünfziger Jahren und verschlangen eine

Weitere Kostenlose Bücher