Dämonen zum Frühstück
»Mit Schrubbern?«
»Mit Schrubberstielen.« Laura lieferte diese Information aus der anderen Ecke des Zimmers; offensichtlich war sie doch nicht so absorbiert von der Sesamstraße, wie ich angenommen hatte.
»Wieso –«
Ich hielt die Hand hoch, um Allie zu unterbrechen. »Das ist jetzt völlig egal. Wichtig ist nur, dass Richter Larson so liebenswürdig war, mir ein paar Bewegungen beizubringen. Es scheint Spaß zu machen, aber es ist nicht wirklich praktisch, ständig mit einem Degen durch die Gegend zu laufen.«
Auch wenn ich mich gerade um Kopf und Kragen schwindelte, so stimmte etwas doch unzweifelhaft: Die Welt ist voller Gefahren – und zwar sowohl aus menschlicher als auch aus dämonischer Richtung. Mein kleines Mädchen wurde groß (viel zu schnell, wenn ich mir ihre Klamotten so betrachtete), und wenn sie einmal allein dort draußen in der Welt sein würde, wollte ich sie zumindest so selbstbewusst wie möglich wissen. Warum sollte sie also nicht lernen, wie man einem Gegner ein paar Tritte versetzt? Ich finde, das ist das wenigste, was eine besorgte Mutter tun kann.
Ich blickte Stuart und Allie mit ernster Miene an. »Wir beginnen nächste Woche mit dem Kurs«, verkündete ich. »Entweder Kickboxen oder Aikido oder so etwas. Ich mache mich erst einmal kundig, was es so gibt.« Am liebsten hätte ich einen Lehrer gehabt, der meiner Tochter die Grundregeln der Selbstverteidigung beibrachte und mich gleichzeitig auf einem höheren Niveau trainierte, während Allie in der Schule war. Es war zwar höchst unwahrscheinlich, so jemanden zu finden, aber hoffen durfte ich es ja schließlich.
»Meinst du das wirklich ernst?«, bohrte Allie nach. »Ich will auch zum Cheerleader-Training. Wir müssen also aufpassen, dass sich die Termine nicht überschneiden. Aber das ist so cool!«
»Das freut mich.« Wer hätte ahnen können, dass das Versprechen, so richtig ins Schwitzen zu kommen, eine solche Begeisterung auslösen würde?
»Da hast du aber verdammt viel vor«, mischte sich Stuart ein. Dabei sah er nicht Allie, sondern mich an. Ich unterdrückte das Bedürfnis, ihm zu erklären, dass ich mir wesentlich mehr Gedanken machte, wie meine Tochter in einer solchen Welt wie der diesen am Leben bleiben würde, als dass ich mir über ihre Noten Sorgen machte. Allerdings musste ich zugeben, dass er nicht unrecht hatte. Teilweise war mein Wunsch, ihm einen wütenden Tritt zu versetzen, darauf zurückzuführen, dass ich es hasste, als verantwortungsbewusste Mutter möglicherweise einen Fehler gemacht zu haben. (Ja, ich weiß: Das ist einer der Gründe ist, warum es gut ist, zwei Elternteile zu haben. Aber wenn ich Stuart auch sehr liebe – Zeit für ein schmutziges kleines Geheimnis –, so gehört Allie doch Eric und mir. So einfach ist das. Deshalb reagiere ich stets gereizt, wenn Stuart Allie gegenüber den Vater herauskehrt. Total unfair, ich weiß, aber so ist es nun einmal. Wenn Allie das eines Tages in der Jerry-Springer-Show enthüllen sollte, dann kann ich auch nichts dagegen tun.)
»Mami?« Ich wurde mit einem bettelnden Hundeblick bedacht.
»Stuart hat recht«, sagte ich. »Wenn deine Noten schlechter werden, wirst du irgendetwas aufgeben müssen. Und da ich diesen Selbstverteidigungskurs für wichtig halte, wird entweder das Cheerleader-Training oder Ballett daran glauben müssen oder was auch immer dir gerade besonders aufregend erscheint. Verstanden?«
Sie nickte eifrig. »Ja, klar. Verstanden.«
Ich versuchte, streng dreinzublicken. »Solange wir uns darüber im Klaren sind, kannst du diese ganzen Extrastunden nehmen. Aber jetzt kommst du auf die Highschool, Kind. Das ist etwas ganz anderes als bisher – das darfst du nicht vergessen.«
»Ich weiß.« Sie legte die Hand aufs Herz. »Ehrlich. Ich werde total fleißig sein. Du wirst schon sehen.« Dann nickte sie in Richtung ihrer Freundin. »Kann Mindy auch mitmachen?«
Mindy hatte die ganze Zeit über Tim gekitzelt, blickte jetzt allerdings interessiert hoch, während mein scheinbar knochenloses Kind wie eine Gummipuppe über ihrem Schoß hing und quäkte: »Mehr Kitzel! Mehr Kitzel!«
»Darf ich, Mama?«, fragte sie und wandte sich nun mit ihrer Version eines bettelnden Hundeblicks an Laura.»Bitte.«
»Du könntest ja auch mitmachen«, schlug ich Laura vor, denn mir gefiel auf einmal die Vorstellung, so etwas zu viert zu unternehmen. Wenn ich schon einmal entschlossen war, meiner Tochter Kampfgeist einzuimpfen, konnte ich genauso gut unseren Freunden
Weitere Kostenlose Bücher