Dämonen zum Frühstück
dorthin zurückkehren.« Ich hatte das deutliche Gefühl, dass diese Art von Routine noch selbstverständlicher werden würde, falls Stuart die Wahl tatsächlich gewann. Vermutlich saß er dann nur noch in seinem Arbeitszimmer und kam höchstens einmal heraus, um sich einen Kaffee zu gönnen oder Timmy Gute Nacht zu sagen. Mir gefiel diese Vorstellung zwar gar nicht, aber ich wollte Stuart auch nicht die Pistole auf die Brust setzen und ihn dazu zwingen, etwas anderes zu machen. Schließlich ging es um den größten Traum dieses Mannes, den ich geheiratet hatte.
Es stellte sich heraus, dass ich recht hatte. Sobald Larson gegangen war (er warf mir zum Abschied bloß einen verstohlenen Blick zu), gab Stuart Allie einen Gute-Nacht-Kuss und verschwand im hinteren Teil des Hauses. Als Timmy aufwachte, veränderte sich zwar die Gruppendynamik, aber keine von uns hielt einen vorpubertären Jungen für eine Gefahr für unsere weiblichen Hormone. Außerdem war Tim ein guter Unterhalter. Er tanzte bis zum Abwinken mit den Mädchen durchs Wohnzimmer, sodass schließlich sowohl Mindy als auch Allie ihn anbettelten, endlich aufzuhören. Zum Schluss gelang es uns, ihn mit einer Handvoll Kekse ruhig zu stellen.
Sobald er mehr oder weniger flachlag, überlegten sich die Mädchen, in welcher Reihenfolge wir uns die DVDs ansehen sollten. Dabei mussten sie vor allem in Betracht ziehen, dass der erste Film auf jeden Fall für ein Kleinkind geeignet sein sollte. Während sie wie die zwei alten Männer in der Muppet-Show debattierten, sammelte ich die Pizzaschachteln zusammen und machte mich auf den Weg zur Verandatür.
»Soll ich dir helfen?«, wollte Laura wissen.
»Nein, nicht damit. Aber du kannst schon einmal Wasser für einen Kaffee aufstellen. Das wäre wirklich irrsinnig lieb von dir.«
Ich hatte zu meiner Pizza zwei Gläser Rotwein getrunken und fühlte mich jetzt dementsprechend ein wenig beschwipst und benebelt.
»Weiß Stuart eigentlich, wie leicht du zufriedenzustellen bist?«
»Was glaubst du, warum er mich wohl geheiratet hat?«
Während sie in die Küche ging, trat ich in den Garten hinaus und folgte dem kleinen Weg entlang des Hauses bis zu den Mülltonnen. San Diablo ist eine der letzten Bastionen, wo es noch nicht die hässlichen Plastiktonnen mit den kleinen Rädchen gibt, die man in so vielen amerikanischen Städten sieht. Wir haben noch die altmodischen Mülleimer aus Metall, wie man sie manchmal in Eisenwarenläden aus vergangenen Zeiten erspäht. Dort glänzen sie so sehr, dass man sich kaum vorstellen kann, sie einmal mit Kartoffelschalen und stinkenden Windeln zu füllen. Sie können mich gern für verrückt erklären, aber meiner Meinung nach tragen die Mülltonnen zum Charme unserer Stadt bei.
Ich hatte gerade den Deckel hochgeklappt, als ich es roch – jenen durchdringenden Gestank, der bestimmt nicht vom Müll stammte. Blitzschnell wirbelte ich herum, um einem neuen Dämon (diesmal einem im Teenageralter) gegenüberzustehen. Er hatte meine Reaktion wohl erwartet, denn er schaffte es problemlos, meinen Schlag abzuwehren und mir seinerseits einen Hieb zu versetzen. Mit einem Aufschrei stürzte ich, wobei mein Noch-nicht-ganz-Größe-36-Hintern meinen Sturz ein wenig abfederte. Der Tonnendeckel fiel scheppernd auf den Boden.
Sofort stützte ich mich mit den Händen ab, um wieder nach oben zu schnellen, doch der Dämon warf sich bereits auf mich. Er presste sein Knie auf meinen Brustkorb und hielt mir ein Jagdmesser an die Kehle.
Die eiskalte Klinge passte zum Gefrieren des Blutes in meinen Adern. Gestern war dieses Gefühl noch von Angst durchzogen gewesen. Heute nicht mehr. Kate Connor, Level-vierDämonenjägerin, war zurück – und sie war verdammt wütend. Das Eis in den Adern bedeutete Adrenalin und wildeste Entschlossenheit. Ich spürte, wie sich das jahrelange Training wieder zu Wort meldete (hoffentlich!). Ich war bereit, diesen Jüngling, der noch gar nicht ganz trocken hinter den Ohren war, zur Hölle und zurückzuprügeln. Daran bestand kein Zweifel. Er würde untergehen.
Ich musste nur noch herausfinden, wie.
ACHT
»Es ist vorbei, Jägerin«, knurrte er und schenkte mir ein bösartiges Lächeln. »Mein Herr und Meister ist auf dem Weg hierher, und diese Stadt ist nicht groß genug für euch beide.«
Wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, hätte ich über diese Äußerung lachen müssen. Mit seinen roten Haaren und dem Gesicht voller Sommersprossen erinnerte mich der
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