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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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eigentlich nicht gleich damit herausrücken wollte, dass ich keine Ahnung hatte, wovon er sprach. Leider blieb mir allerdings nichts anderes übrig, als meine Unwissenheit zuzugeben. »Sagen Sie doch gleich – wo genau liegt eigentlich Larnaca?«
»Auf Zypern, Kate.«
»Natürlich. Fahren Sie fort. Verunziert …«
»Mit Spraydosen«, sagte er. »Die Polizei nahm an, dass es irgendwelche randalierenden Teenager sein konnten.«
»Aber der Vatikan wusste es besser?«
»Ganz und gar nicht. Der Vatikan nahm dasselbe an. Aber dann begann das gleiche Symbol an anderen Orten aufzutauchen. Und der Schaden war jedes Mal größer.«
»Was soll das heißen?«
»Das Pfarrbüro einer Kathedrale in Mexiko wurde verwüstet.«
»Das Pfarrbüro?«
»Genau«, sagte er ernst. »Der Altar wurde ebenfalls vollgesprüht, aber es war das Pfarrbüro, das so richtig zerstört wurde. Alle Akten und Urkunden waren entweder verschwunden oder unleserlich geworden.«
»Um welche Akten und Urkunden hat es sich denn gehandelt?«
»Der Priester und einige Kirchenangestellte wurden ermordet«, sagte Larson, »weshalb wir nicht sehr viel wissen. Aber wir können wohl vom Üblichen ausgehen.«
Ich nickte, auch wenn er mich nicht sehen konnte. Dämonen oder ihre menschlichen Gefolgsleute haben bereits des Öfteren Akten von Pfarreien durchsucht, um auf diese Weise vom Glauben Abgefallene ausfindig zu machen.
Es gibt wohl kaum etwas, was einem Dämon besser gefällt, als eine ehemals gläubige Seele zu korrumpieren. Und wer würde sich besser als Opfer eignen als ein Mensch, der stark an seinem Glauben zweifelt oder ihn bereits hinter sich gelassen hat?
Ich dachte einen Augenblick nach. »Also nur Akten und Urkunden?«, fragte ich. »Keine Reliquien?«
»Nicht, dass wir wüssten.«
»Wirklich?« Das war seltsam. Allgemein kann man nämlich sagen, dass ein Dämon wesentlich mehr an Action (also an der Zerstörung von Reliquien) als an Recherchearbeit (also am Aktenlesen) interessiert ist. »Höchst merkwürdig.«
»Das kann man wohl behaupten«, antwortete Larson. »Und da ist noch etwas. Vor etwas vier Monaten wurde ein kleines Benediktinerkloster in der Toskana überfallen. Es wurde stellenweise kaum ein Stein auf dem anderen gelassen. Allerdings fielen nur die Mönchszellen der Zerstörungswut zum Opfer. Die Kapelle wurde kaum angerührt.«
»Gütiger Himmel«, sagte ich. »Und die Mönche?«
»Tot. Alle außer einem ermordet.«
Ich horchte auf. »Und der eine?«
»Hat sich selbst umgebracht«, erwiderte Larson.
Diese Antwort überraschte mich. »Sie machen wohl Scherze?«
»Leider nicht. Er stürzte sich aus dem Fenster.«
Ich schluckte und versuchte mich zu konzentrieren. Im konservativ katholischen Glauben bedeutet der Freitod eine moralische Sünde. Was um alles in der Welt konnte einen Mönch dazu bringen, sich das Leben zu nehmen? »Und wir wissen, dass Goramesh dahintersteckt?«
»Zu jenem Zeitpunkt wussten wir noch gar nichts«, meinte der Richter. »Die örtliche Polizei wurde gerufen, aber die Gegend ist sehr ländlich, und so erfolgte keine groß angelegte Untersuchung. Man ging davon aus, dass irgendeine umherziehende Bande dafür verantwortlich war, und der Fall wurde zu den Akten gelegt.«
»Aber er ist noch nicht abgeschlossen.«
»Nein. Eine Woche später tauchte eine junge Frau in einem Krankenhaus in Florenz auf. Der Polizei erzählte sie, dass sie im Stall des Klosters übernachtet hatte, während sie durch Europa reiste. Sie bekam zwar den eigentlichen Angriff nicht mit, doch am frühen Morgen ging sie zur Kapelle, um dort am Frühgottesdienst teilzunehmen. Da wurde sie attackiert. Es gelang ihr, das Krankenhaus zu erreichen, aber leider bekam die Polizei von ihr keine wichtigen Informationen, die sie irgendwie weiterbrachte.«
»Und?« Ich wusste, dass es damit nicht beendet sein konnte.
»Der Vatikan erfuhr von der Frau und schickte Inspektoren zu ihr ins Krankenhaus.«
Ich zupfte eine Feder aus dem Kissen. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, wie die Geschichte weiterging. »Sie war eine Jägerin.«
»Gut kombiniert«, erklärte er, als ob er eine Einser-Schülerin lobte. »Als sie dort auftauchte, waren die Mönche bereits tot. Sie entdeckte einen Dämon, der die Kapelle durchsuchte –«
»Die Kapelle?« Wie gesagt – Dämonen können sich zwar auf heiligem Boden bewegen, aber es tut ihnen höllisch weh. Das gehört zu den ersten Dingen, die man in der Forza lernt: Wenn ein Dämon eine Kirche betritt, offenbart sich sein

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