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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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wollte Stewart das Fenster repariert haben, ehe die Cocktailparty stieg (die für halb sieben geplant war, wie ich einer Notiz neben der Kaffeemaschine entnehmen konnte). Falls Stuart sich über den Preis beschwerte, würde ich eben wieder einen Mea-Culpa-Akt aufs Parkett legen. Zumindest wäre dann das Fenster wieder heil.
Ich gab der Dame am Telefon also die nötigen Informationen, versprach, um vier zu Hause zu sein, und legte auf. Innerlich gratulierte ich mir dazu, eine weitere Aufgabe erledigt zu haben.
Wenn das so weiterging, würde ich Goramesh gefunden und besiegt haben, ehe der erste Gast hier auftauchte. Ich war wirklich in Fahrt.
    Voller Optimismus und bester Dinge erreichte ich die Kathedrale. Ich wollte sofort loslegen. Father Ben befand sich im Pfarrbüro und ging gerade seine Notizen für die Abendmesse durch. Nach dem üblichen Small Talk über das Wetter, meine Familie und den Fortschritt der Restaurierungsarbeiten gingen wir gemeinsam zur Kirche. Dort füllte ich noch einmal mein Fläschchen Weihwasser auf und folgte dem Priester dann durch den Altarraum in die Sakristei, von wo aus eine Treppe ins Archiv im Untergeschoss führt. Von außen sieht die Kathedrale alt, aber gut erhalten aus. Doch hier unten wurde mir klar, wie sehr der Zahn der Zeit doch an diesem Gebäude genagt hatte.
    Der Priester drehte einen großen schmiedeeisernen Schlüssel im Schloss um, und eine schwere Tür sprang ächzend auf. Es gab keine Klinke und auch keinen Knauf, aber allein die Spannung des Holzes führte dazu, dass sich die Tür wie von Geisterhand nach innen öffnete. »Stolpern Sie nicht«, sagte der Priester und trat über die Schwelle.
    Als ich ihm folgte, legte er einen Schalter um, der rechts in die Wand eingelassen war, sodass einige Glühbirnen von etwa fünf Watt unseren Weg erleuchteten. Die Birnen hingen an einem uralten Kabel, das an der steinernen Wand befestigt war, und führten die Treppe nach unten. Ich blickte auf und entdeckte einen schwachen Rußfleck an der Decke über mir. Father Ben drehte sich zu mir um, wohl um sicherzugehen, dass ich ihm noch folgen wollte, und bemerkte meinen Blick.
    »Das kommt vom Rauch«, erklärte er. »Bevor es Strom gab, gingen die Priester hier mit Fackeln hinunter.«
»Cool«, erwiderte ich und bemerkte, dass ich wie meine Tochter klang. Das Ganze machte mir Spaß. Dieser Ort erinnerte mich an die Kirchen und Gruften, die Eric und ich oft gemeinsam aufgesucht hatten.
Die Treppe machte weiter unten eine scharfe Biegung nach rechts, und die Temperatur schien um mindestens zehn Grad zu fallen. Mir fiel auf einmal die Möglichkeit eines Erdbebens ein, und ich hoffte inbrünstig, dass sich Kalifornien nicht gerade in diesem Moment dazu entschließen würde, mal wieder ins Wanken zu geraten.
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr sich die Kirche über Freiwillige wie Sie freut, Kate. Wir haben einen Archivar angestellt, um die Sachen professionell zu archivieren, die es wert sind. Aber es sind die Freiwilligen, die uns helfen, unser Budget nicht übermäßig zu strapazieren.«
»Die Kathedrale ist doch für ihre Reliquien berühmt«, meinte ich. »Sind da nicht bereits viele davon archiviert und katalogisiert worden?«
»Natürlich«, bestätigte der Geistliche. »Trotzdem sind die meisten Reliquien bis zur vollständigen Restaurierung der Kirche in den Kellergewölben untergebracht.«
»Wirklich? Ist es denn nicht schade, sie einfach so wegzuräumen?« An diese wichtigen Informationen so leicht zu gelangen stachelte meinen Ehrgeiz an. Ich war ziemlich zufrieden. Ich würde einfach eine Liste der Reliquien verlangen, nach allem suchen, was irgendwie mit Knochen zu tun hatte oder aus einem der zerstörten Sakralbauten stammte. Und wumms – alles erledigt!
»Ja, das ist wirklich ein Jammer«, stimmte er mir zu, ohne zu mir aufzusehen. Denn die schmale Treppe, die wir hinunterstiegen, war nicht gerade ungefährlich, sodass wir höllisch aufpassen mussten, nicht zu stolpern und mit gebrochenen Knochen unten anzukommen. »Natürlich befinden sie sich großenteils noch in ihren Glasvitrinen, sodass man sie zu bestimmten Zeiten und nach Vereinbarung jederzeit besichtigen kann. Wir haben die Vitrinen nur ins Kellergewölbe gestellt, um sie nicht in Gefahr zu bringen.« Er schüttelte den Kopf. »So viele Jahre wurde die Sammlung im Vorraum der Kirche ausgestellt. Ich war zwar erst kurz da, als man sie hier hinunterbrachte, doch selbst mir kam es so vor, als ob damit das

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