Dämonen zum Frühstück
Ende einer Ära eingeläutet werden würde.«
Meine Zufriedenheit wich einer leisen Verunsicherung. »Wie lange waren die Stücke eigentlich ausgestellt?« Wenn sich die Knochen, die Goramesh suchte, bekanntermaßen in San Diablo befanden, gab es für den Dämon überhaupt keinen Grund, erst einen Zerstörungsfeldzug durch Italien, Zypern und Mexiko zu unternehmen, um sie dort zu suchen.
»Das hängt von der jeweiligen Reliquie ab«, erklärte der Priester. »Einige stammen noch von Pater Aceveda, als er die Kirche vor vielen Hundert Jahren gründete. Andere kamen als Geschenke über die Jahrhunderte zu uns. Der Bischof war maßgeblich daran beteiligt, sicherzustellen, dass der vorübergehende Umzug der Reliquien nicht zu schmerzvoll für die Gläubigen ist. Sobald die Restaurierung fertig ist, kommen die Stücke wieder nach oben. In der Zwischenzeit kann man einige von ihnen in wöchentlich wechselnden Ausstellungen im Bischofssaal bewundern. Und außerdem ist die ganze Sammlung auch im Internet zu besichtigen.«
Ich war mir jetzt sicher, dass ich nichts finden würde, was Goramesh interessierte. Aber es konnte auch nicht schaden, die bestehende Liste durchzuarbeiten. Ich nahm eigentlich an, dass die Knochen, um die es ging, erst vor Kurzem hierhergebracht worden waren. Das würde auch Gorameshs plötzliches Interesse an San Diablo erklären. Es musste etwas sein, was in jüngster Zeit gestiftet worden war und eine Verbindung zu Mexiko, Zypern oder Italien aufwies oder auch zu allen drei Ländern.
Father Ben war am Fuß der Treppe angekommen und betrat nun knarrende Holzdielen. Er blieb stehen und wartete auf mich. Sobald auch ich die ausgetretenen Stufen hinter mir gelassen hatte und neben ihm stand, sah ich die schwach erleuchteten Glasvitrinen, die an zwei Wänden des Kellergewölbes aufgereiht waren. Ich ging zu einer der Vitrinen und begutachtete eine Reihe von sechs Stoffsäckchen, die etwa für ein halbes Pfund Kaffee groß genug waren. In einer altmodischen Schnörkelschrift war etwas darauf geschrieben, was ich nicht entziffern konnte. In der nächsten Vitrine lagen zwei Goldkruzifixe und eine Bibel, die so aussah, als ob sie zu Staub zerfallen würde, wenn sie auch nur mit dem Finger berührt würde. Weitere Reliquien und Artefakte füllten die Vitrine, und ich drehte mich begeistert zu Father Ben um.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, meinte er.
Ich stimmte zu. »Das ganze Gewölbe ist höchst beeindruckend.« Der Raum war von groben Steinmauern umgeben, in die Metallhalterungen eingelassen waren. Dort hatte man früher wohl Fackeln hineingesteckt. Jetzt hingen schwache Glühbirnen daran, die das Ganze in ein gedämpftes Licht tauchten, das kaum in die Ecken reichte.
Der Priester lachte. »Ja, hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre.« Er wies auf eine weitere Holztür, die mit einem schweren Schloss verriegelt war. »Natürlich sind alle Reliquien von Bedeutung, aber die wirklich kostbaren Stücke werden dort drinnen verwahrt.«
Ich runzelte die Stirn. Eine alte Tür und ein bei näherer Betrachtung doch recht rostig wirkendes Schloss würden wohl kaum einen entschlossenen Dieb abhalten.
Father Ben musste meine Miene richtig gedeutet haben, denn er lachte erneut. »Wir haben versucht, das Gewölbe äußerlich nicht allzu sehr zu verändern. Aber hinter dieser Tür befindet sich ein von Stahl ummantelter Tresorraum mit einem ausgeklügelten Alarmsystem. Sie müssen sich also keine Sorgen machen. Unsere Schätze liegen hier so sicher wie in der besten Bank.«
»Gut zu wissen«, erwiderte ich. Für mich war es allerdings möglicherweise nicht ganz so gut. Ich hoffte inbrünstig, dass die Knochen, um die es mir ging, nicht da im Tresorraum aufbewahrt wurden. Ein Schloss konnte ich relativ problemlos knacken (oder zumindest gehörte das früher einmal zu meinen Spezialitäten), aber in einen Tresorraum einzubrechen war etwas ganz anderes. Das war wohl dann doch eine Nummer zu groß für mich.
Ich blickte Father Ben an. Mir war auf einmal ein Gedanke gekommen. »Warum wird die Sammlung eigentlich hier und nicht im Vatikan aufbewahrt?«
Der Priester grinste, und er wirkte dabei noch jünger als sonst. »Möchten Sie wissen, was man mir als Erklärung gab, als ich nach St. Mary kam? Oder würden Sie lieber meine Theorie hören?«
»Natürlich die Ihre«, sagte ich. Father Ben gefiel mir immer besser.
»Es geht ganz einfach um PR«, erklärte er und sah mich an, als ob er erwarten würde, dass ich vor
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