Dämonen zum Frühstück
kämpfte darum, mein Bein auszustrecken und den Hund wegzukicken, aber es gelang mir nicht. Nicht in dieser Position. Und leider auch nicht in der körperlichen Verfassung, in der ich mich derzeit befand.
Scheiße.
Ich hatte noch immer den Fleischspieß in der Hand und versuchte damit das Ungeheuer zu verletzen. Zumindest gelang es mir auf diese Weise, es nicht ganz an mich herankommen zu lassen; aber das würde nicht lange so bleiben. Ich musste näher an das Tier heran, um den Spieß in seinen Kopf, seinen Hals, irgendwohin zu bohren. Es war mir egal, welchen Körperteil ich traf. (Anders als bei einem Dämon war es bei einem solchen Hund nicht nötig, das Auge zu treffen oder ihn zu köpfen. Ich musste das Wesen einfach nur töten.)
Neben mir hörte ich auf einmal ein Rascheln. Was war das? Die Studenten mussten doch schon lange verschwunden sein. Ich fuchtelte wild mit dem Spieß herum, während ich gleichzeitig nach hinten rutschte und mit meinem freien Bein zutrat. Die Bestie wich zurück, sodass ich für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick nach rechts werfen konnte. Das Mädchen war verschwunden, aber die zwei Jungs standen noch immer da. Ich sah, wie der eine dem anderen ein Messer auf die Brust setzte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße!
»Deine Stunde hat geschlagen, Freundchen«, knurrte ich den Hund an und klang dabei tollkühner, als ich mich fühlte. Ich spürte deutlich, dass mir nur noch eine Gelegenheit blieb, das Ganze zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, ehe mich die Kraft – und wahrscheinlich auch das Glück – verließ. Es musste einfach funktionieren.
Als sich die Bestie erneut auf mich stürzte, gelang es mir, nach vorn zu rollen und mich ihr so entgegenzustemmen. Von außen betrachtet wirkte das Ganze vermutlich wie ein perverser Tanz. Ich schaffte es, den Fleischspieß irgendwo tief in die Schnauze des Hundes zu bohren. Die Kreatur heulte auf und schüttelte heftig den Kopf, um den Spieß loszuwerden. Ich rutschte ein wenig zurück, zog beide Knie an und stieß dann mit aller Kraft die Beine von mir.
Ich erwischte das Ungeheuer an seiner Brust, und es fiel nach hinten. Der Spieß in seiner Nase hatte es offenbar geschwächt. Mühsam erhob ich mich. Ohne einen Moment zu vergeuden, warf ich mich nach vorn, um den Fleischspieß zu packen. Ich riss ihn heraus und stieß ihn erneut in den Hund – diesmal mitten durch sein Herz.
Kein Blut floss. Die Kreatur verlor stattdessen ein dickflüssiges Öl, das in schwarze und orangefarbene Flammen aufging. Innerhalb weniger Sekunden wurde die Bestie davon verschlungen, bis nur noch das Echo ihres Jaulens durch die Gassen hallte.
Heftig atmend rutschte ich auf dem Boden zurück, rollte zur Seite und wollte aufstehen, um mich den Männern zuzuwenden.
Zu spät.
Zu meinem Entsetzen sah ich, wie der Angreifer bereits das Messer hob, um es tief in den Brustkasten seines Opfers zu rammen. Ich schrie auf. Eine völlig nutzlose Reaktion. Wesentlich hilfreicher war die silberne Klinge, die auf einmal aus dem Nirgendwo durch die Luft geflogen kam. Eine Sekunde später durchdrang das Metall das Auge des Angreifers. Den Körper verließ alle Kraft, und ich sah, wie die Luft erzitterte, als der Dämon in den Äther verschwand.
Das Messer, das er gerade noch gehalten hatte, fiel klirrend zu Boden. Der unter Schock stehende Student rührte sich für einen Augenblick nicht von der Stelle. Nur heftiges Keuchen war zu hören. Dann sah er mich an, warf einen Blick auf den leblosen Körper, der vor ihm auf der Straße lag, und stürzte in die Nacht.
»Ein Dämon«, sagte ich laut zu mir selbst. »Der Kerl war ein Dämon.«
»Es wäre Ihnen sicher bald aufgefallen«, erklärte Larson, der aus der Dunkelheit trat. Er streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen. »Doch dann wäre der andere Junge wahrscheinlich schon tot gewesen, und sein Körper hätte als Gefäß für den Dämon fungiert, der die Bestie kontrollierte.«
Ich fasste nicht nach seiner Hand, sondern blieb erst einmal auf dem Boden sitzen. Meine Schenkel schmerzten ebenso wie mein angeschlagenes Selbstbewusstsein. »Ich hatte keine Zeit, ihn genauer zu betrachten. Der Hund hatte die drei in die Enge getrieben. Ich kam nicht einmal auf die Idee, an so etwas zu denken. Ich lag total daneben.« Eine Weile war ich damit beschäftigt, mich voller Selbsthass herunterzumachen. Wenn Larson nicht gewesen wäre, hätte dieser Junge keine Chance gehabt. Und ich höchstwahrscheinlich auch nicht. Bereits der Kampf mit dem
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