Dämonen zum Frühstück
Kate. Hör auf, dich aufzuregen.
Ein guter Tipp. Schließlich konnte es zahlreiche Gründe geben, warum mich Larson noch nicht mit diesem Edward bekannt gemacht hatte. Vielleicht war Edward nach L. A. oder San Francisco oder an sonst einen Ort gezogen, der viel zu weit ab vom Schuss lag. Oder vielleicht wollte Edward auch nicht wieder seine Arbeit aufnehmen – ganz im Gegensatz zu mir – und hatte Larson erklärt, er solle sich davonscheren.
Was wusste ich schon? Vielleicht war dieser geheimnisvolle Edward ja auch bereits tot.
Ich fuhr die dunklen Straßen auf und ab, die den kleinen Universitätscampus umgeben. Das College liegt in einem alten Lagerhausviertel, weshalb vor allem nachts kaum Leben auf den Straßen ist. Ich schaltete einen Gang herunter, um die Gehsteige auf beiden Seiten der Straße absuchen zu können, während ich mich dazu zwang, an die vor mir liegende Aufgabe zu denken und das Geheimnis um Edward erst einmal zu vergessen.
Nach einer Weile ließ ich mein Fenster herunter und lauschte, ob ich irgendwelche Schreie, Heulen oder Schritte hören konnte. Nichts. Am Wochenende hätte ich wahrscheinlich ein tiefes Bassdröhnen vernommen, das von einer Kakofonie aus Studentenstimmen durchdrungen worden wäre. In den leer stehenden Lagerhallen fanden immer wieder Ravepartys statt. San Diablo mochte schläfrig wirken, war aber bestimmt nicht ausgestorben (von den jüngsten dämonischen Ereignissen einmal abgesehen). Doch in dieser Nacht hörte ich nicht einmal die Ratten in den kleinen Seitengassen rumoren. Wahrscheinlich hatte sich der Dämonenhund bereits aus dem Staub gemacht. Seit die Polizei den Bericht erhalten hatte, war einige Zeit vergangen. Der Hund konnte sich bereits im Norden der Stadt aufhalten oder auch sonst irgendwo untergetaucht sein.
Einerseits war ich erleichtert und andererseits irritiert. Nun hatte ich die Mühe auf mich genommen, bis hierher zu fahren, und fand nichts. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass irgendein Kid im Norden der Stadt vielleicht dem Dämon zum Opfer fallen konnte, überhaupt nicht. Doch leider ist es mir nicht vergönnt, an zwei Orten gleichzeitig sein zu können, und im Grunde hätte ich nicht einmal hier meine Runden drehen sollen. Mein Platz war zu Hause – bei meinem Mann und meinen Kindern.
Gerade als ich umdrehen und heimfahren wollte, hörte ich es
– ein leises Kratzen von Metall auf Metall. Und etwas weiter entfernt Stimmen. Vielleicht waren es Studenten? Die spät in einem Institut gearbeitet hatten und nun gemeinsam nach Hause gingen?
Keines der beiden Geräusche war besonders auffällig oder ungewöhnlich. Trotzdem kam mir die Luft auf einmal faulig vor. Verschmutzt. Böse. (Okay, okay, das klingt jetzt etwas melodramatisch. Aber ich hatte ganz einfach ein schlechtes Gefühl.) Es gab keinen spezifischen Grund, anzunehmen, dass sich der dämonische Hund noch immer in der Gegend aufhielt, aber ich hatte nicht vor, die jungen Leute ohne eine Warnung allein zu lassen. Ich wollte ihnen erklären, dass sie sich lieber woanders vergnügen sollten.
Also schob ich den Schalter des Innenlichts auf ›Aus‹; dann zog ich den Autoschlüssel heraus. Ich wollte schließlich nicht, dass der Minivan wie eine Geburtstagstorte aufleuchtete, und ebenso wenig, dass ein lautes Piepen verkündete, dass Kate Connor gerade die Straße betrat.
Nachdem ich meine kleine Flasche mit Weihwasser und einen Fleischspieß, den ich von unserem Grill im Garten mitgenommen hatte, herausgeholt hatte, schob ich meine Tasche unter den Sitz.
Dann öffnete ich leise die Tür und glitt hinaus. Zu Hause hatte ich mir noch rasch Jeans und Turnschuhe angezogen, was für solche Gelegenheiten das beste Outfit ist. Falls es tatsächlich einen Dämon geben sollte, wollte ich diesmal die Jägerin und nicht die Gejagte sein. Irgendwie freute ich mich fast darauf; allein der Gedanke an eine erregende Jagd ließ mein Herz schneller schlagen.
Zwei lange Reihen von Lagerhäusern, deren Fenster alle vernagelt waren, standen quer zur Straße. Dazwischen verlief eine schmale Gasse. In diese bog ich ein, angezogen von dem leisen Stimmengemurmel in der Ferne. Es war kurz nach Mitternacht, und wahrscheinlich saßen da irgendwo ein paar harmlose Studenten zusammen und feierten ein bisschen. Genau so etwas sollten Studenten auch tun können. Die ganze Nacht aufbleiben und trinken, sich über ihre bevorstehenden Examen Sorgen machen, noch schnell lernen und allgemein ein freies Leben führen – und all das
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