Dämonen-Zwillinge
Sir James freie Hand bekommen. Er war darin sehr großzügig. Zwar bin ich ein Mitarbeiter von Scotland Yard, doch die Aufgabe, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen, beschränkte sich nicht nur auf England oder London allein. Unser Einsatzgebiet war praktisch die gesamte Welt.
Suko würde in London die Stellung halten. Das hatte er schon öfter getan. Nur konnte niemand behaupten, dass es ihm gefiel, aber auch das gehörte zum Job.
Zudem war ich persönlich betroffen. Das war wirklich nicht nachzuvollziehen. Ich wusste einfach nicht, warum sich die beiden Frauen mir gezeigt hatten. Ich hatte nie Kontakt mit ihnen gehabt, und sie mit mir auch nicht.
Es konnte eben nur die Lösung sein, dass sie mitbekommen hatten, mit wem Harry Stahl telefoniert hatte. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage. Zumindest war in der Nacht nichts weiter passiert, denn Harry hatte mich noch mal angerufen, um mir das mitzuteilen.
Und noch etwas Neues gab es. Ich hatte am Flughafen in Frankfurt noch Geld umgetauscht.
Pfund in Euro!
Die Münzen sahen in meiner Haut etwas fremd aus. Ich war oft in Deutschland gewesen und hatte mich eigentlich an die Mark gewöhnt. Das bunte Geld fühlte sich anders an und wirkte auf mich schon etwas befremdend. Allerdings war ich sicher, dass auch meine Landsleute in den nächsten zwei bis drei Jahren dem Euro zustimmen würden. Ihnen blieb einfach keine andere Möglichkeit. Da waren die europäischen Wirtschaften einfach zu stark verzahnt.
Über das Wetter konnte ich mich auch nicht beschweren. Über Europa war der Winter hergefallen wie ein Raubtier über seine Beute. Schnee bis tief in den Süden. Glatteis in Mitteleuropa, im Osten eine schon barbarische Kälte und in der Rhein-Main-Gegend herrschten Temperaturen, die um den Gefrierpunkt pendelten, so dass auch die Gefahr bestand, dass es auf einigen Straßen glatt werden konnte.
Der Taxifahrer war ein schweigsamer Geselle, was mir sehr entgegenkam. So konnte ich meinen Gedanken nachhängen und mich innerlich auf das Zusammentreffen mit Dagmar Hansen vorbereiten.
Ich dachte darüber nach, wie sie wohl die Konfrontation mit der Vergangenheit empfand. Sicherlich nicht als Spaß. Sie musste einen Schock bekommen haben. Es ist eben nicht jedermanns Sache, so plötzlich mit einer Vergangenheit konfrontiert zu werden, von der er vorher nichts gewusst hat. Zudem eine Vergangenheit, die ihn ganz plötzlich anging, weil es sich um ein erstes Leben handelte.
Gut, Dagmar war Psychonautin. Diese Tatsache allerdings hatte mit einem ersten Leben nichts zu tun. Es war einfach Erbgut, das im Laufe der langen Jahre weitertransportiert worden und nicht verloren gegangen war. Sie hatte sich sehr gut daran gewöhnt. Es hatte nie Probleme gegeben, es war alles klar, und Dagmar hatte ihre Herkunft zudem als einen Vorteil angesehen.
Nicht aber das erste Leben, weil es auf eine bestimmte Art und Weise verlaufen war.
Ich wusste ja, wie es mir ergangen war, als ich von meinen früheren Leben erfahren hatte. Es war zwar nicht unbedingt ein Schock gewesen, aber es hatte Spuren hinterlassen. Zudem hing es auch mit der Vererbung meines Kreuzes zusammen, das sich im Besitz des Hector de Valois befunden und auch mal Richard Löwenherz gehört hatte. Sogar in noch ferneren Zeiten hatte ich existiert, doch das war in Vergessenheit geraten und auch nicht wieder hochgewühlt worden.
Ich hätte mich eigentlich gemütlich zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen können, doch genau das tat ich nicht. Es hing auch nicht mit meinen Gedanken zusammen, sondern hatte einen anderen Grund.
Ich fühlte mich ziemlich unwohl. Es war nichts zu sehen, das mal vorweg, aber ich bekam einfach mein Gefühl nicht in den Griff. Es war die Folge der unangenehmen Gedanken, die mich quälten und in mir den Druck hinterließen.
Es passte nicht...
Ich schaute auf den Fahrer. Er war ein Mann mit Ausdruck. Das Gesicht wirkte wie geschnitzt. Das dunkle Haar hatte er nach hinten gekämmt und zu einem Zopf gebunden.
Natürlich nahm er den kürzesten Weg, und der führte über die Autobahn, obwohl wir dort nicht so schnell vorankamen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Zu Staus kam es zwar nicht, aber es gab öfter einen Stop-and-go, und das passte mir auch nicht. Aber es hatte nichts mit dem anderen Gefühl zu tun. Irgendwie kam ich mir vor, nicht mit dem Fahrer allein im Wagen zu sein. Da mussten sich noch andere Personen aufhalten, aber ich sah sie nicht, auch wenn ich den
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