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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass jemand Kontakt mit ihr aufnehmen würde, und das passierte tatsächlich. Beide Frauen öffneten den Mund. Sie taten alles synchron, und so sprachen sie auch gemeinsam, obwohl Dagmar nur eine Stimme hörte und nicht zwei. Die vertraute Umgebung war ihr unheimlich geworden. Sie fühlte sich in eine andere Zeit versetzt und schwebte zugleich in dieser verdammten Leere.
    »Wir sind schon da, Mutter. Siehst du uns...?«
    Ja, ich sehe euch. Nur konnte sie das nicht aussprechen, sondern nur denken, und sie wusste auch nicht, ob die Zwillinge gesprochen hatten oder nur einen gedanklichen Kontakt mit ihr aufgenommen hatten. Möglich war jedenfalls alles.
    »Siehst du uns...?«
    Dagmar nickte.
    »Das ist gut, das ist sehr gut.« Wieder bewegten sich ihre Münder gemeinsam, aber sie sprachen auch weiterhin mit einer Stimme, und Dagmar wusste zudem nicht genau, ob sie normal redeten oder ihre Worte als Gedanken auf die Reise schickten.
    »Ich verstehe das alles nicht«, hauchte sie. »Warum seid ihr hier? Was ist mit euch geschehen?«
    »Wir sind unseren Weg gegangen, Mutter.«
    Mutter! Wieder hatten sie Mutter gesagt. Genau dieser Begriff löste bei ihr einen Widerstand aus, der in einem wilden Schrei endete. Sie wollte nicht ihre Mutter sein, sie war nicht die Mutter, das war eine andere Frau, mit der sie nichts zu tun hatte. Mit aller Macht stemmte sie sich dagegen an, aber sie ließ die beiden Gesichter nicht aus den Augen und sah, dass sich die Lippen dort zu einem hintergründigen und zugleich wissenden Lächeln verzogen.
    »Ich bin nicht eure Mutter. Ich bin es nicht!« Dagmar wollte endlich Klarheit. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und stand wie eine zitternde Puppe vor dem Fenster. Ihr Gesicht war jetzt wutverzerrt, und es gab einen ersten Widerstand, der in ihr hochstieg.
    Die Zwillinge kümmerten sich nicht darum. Sie lächelten weiter, doch dieses Lächeln war nur der Beginn einer weiteren Veränderung, denn innerhalb der Scheibe zerflossen die Gesichter.
    Sie wurden regelrecht auseinander gezogen. Zur Seite, nach oben und nach unten. Es bildeten sich Fratzen, die mit einem menschlichen Gesicht nichts mehr gemein hatten.
    Plötzlich schauten Dagmar nicht mehr die weichen Frauengesichter an, sondern zwei böse Fratzen, die sich getrennt hatten und miteinander in Verbindung standen.
    Das war das Böse in ihnen. Das war der Schrecken, den sie auch nach außen hin dokumentierten.
    Eklig und monströs. So schlimm, dass Dagmar nicht mehr an sich halten konnte. Sie torkelte zurück, presste zugleich ihre Hände vor das Gesicht und begann zu schreien.
    Aus dem Fenster aber zogen sich die zwei Gesichter zurück, die jetzt wieder so engelsgleich aussahen. Die Zwillinge waren zufrieden, denn sie hatten erreicht, was sie wollten...
    ***
    Harry Stahl erschrak, als er in das Zimmer stürmte. Er kam gerade zurecht, um Dagmar vor dem Zusammenbrechen zu retten. Sie hatte nicht mehr die Kraft, auf den eigenen Füßen zu bleiben. Sie wäre sogar neben das Bett gefallen, stattdessen federte sie in die fangbereiten Arme ihres Freundes.
    Harry Stahl blieb stehen wie jemand, der für ein Foto posiert. Er bewegte nur seine Augen und suchte nach dem Grund, der für den Zustand seiner Freundin verantwortlich war. Er konnte nichts finden. Seine Blicke wanderten durch das Schlafzimmer, sie suchten die Wände ab, die Möbelstücke, auch das Fenster, doch nichts erregte seinen Verdacht. Es blieb alles so wie gehabt.
    Zum Glück stand das Bett in der Nähe, auf das er seine Freundin legte. Dagmar atmete schwer. Die Augen hatten einen fiebrigen Glanz erhalten. Einen Grund dafür sah Harry nicht, doch es musste etwas mit ihr passiert sein. Hier im Zimmer hatte sie dieses Erlebnis gehabt.
    Wieder nahm er die gleiche Sitzposition ein. Er dachte daran, dass in den letzten beiden Stunden verdammt viel passiert war. Ihr Leben hatte wieder einen Schwung in eine andere Richtung bekommen, die sie nun gehen mussten.
    Harry tupfte Schweiß von der Stirn seiner Freundin. Er streichelte ihre Wangen, er lächelte sie an, und genau die Geste hatte Dagmar gebraucht, denn jetzt war sie wieder in der Lage, einige Worte zu sagen, und in ihr Gesicht kehrte auch wieder ein normaler Ausdruck zurück.
    »Bitte, Harry, du... du... musst mir glauben.«
    »Ja, ich glaube dir auch.«
    »Sie waren da!«, flüsterte Dagmar. »Sie waren da. Beide. Ich habe sie gesehen.« Fest umklammerte sie Harry’s rechten Arm. »Bitte, du musst mir glauben!«
    Harry nickte und

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