Dämonen-Zwillinge
hineinzudrängen. Ich hatte mir schon vorgestellt, ein Hilfsmittel zur Hand zu nehmen, und das konnte einfach nur das Kreuz sein. Wenn es mir gelang, Dagmar darauf zu konzentrieren, und sie noch selbst mithalf, einen bestimmten Zustand zu erreichen, wobei ihr auch noch das dritte Auge half, dann war schon viel gewonnen.
Sie saß nicht mehr auf der Couch, sondern hatte sich jetzt ausgestreckt und eine bequeme Lage eingenommen. Unter ihrem Kopf war ein Kissen, so lag sie etwas erhöht.
Ich hatte mich neben sie auf die Couch gesetzt. Mit einem ersten Blick hatte ich erkannt, dass Dagmar dabei war, sich zu entspannen. Ihre Lippen waren zu einem leichten Lächeln gekräuselt, die Augen hielt sie halb geschlossen, auf der Stirn war die Haut normal glatt. Nicht mal ein Umriss des Auges malte sich ab.
Sie lächelte auch weiterhin und deutete dann das Schütteln des Kopfes an.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Du siehst so ernst aus. Das steht dir nicht.«
»Nun ja, die Sachlage ist nicht eben spaßig, nehme ich an. Außerdem begebe ich mich auf fremdes Terrain, und das ist immer gefährlich, denke ich mal.«
»Ja, schon, aber was kann denn groß passieren? Du wirst einen Test durchziehen, und ich hoffe, dass es dir gelingt.«
»Das werden wir sehen.«
Ich hatte mein Kreuz hervorgeholt und hielt es so, dass Dagmar es sehen konnte. Sie schaute es mit einem besonderen Blick an, in dem zu erkennen war, wie sehr sie das Kreuz mochte. Es war für sie etwas Wunderbares. Ein herrliches Kleinod, in dem so viel Macht steckte. Und natürlich auch eine positive Kraft.
»Es ist noch immer so wunderbar, John, und ich hoffe, dass es uns helfen kann.«
»Bestimmt. Mal eine andere Frage. Wie fühlst du dich, Dagmar?«
»Was willst du hören?«
»Die Wahrheit.«
Sie schickte mir ein leises Lachen entgegen. »Ob du es glaubst oder nicht, ich fühle mich sogar gut. Ja, ich... ich habe es tatsächlich geschafft, mich zu entspannen. Es ist alles bestens. Ich habe meinen Kopf freigemacht. Mein Körper ist schwer und leicht zugleich, und ich werde versuchen, einzuschlafen oder mich innerlich zurückzuziehen. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Toll.«
Uns beiden war ja daran gelegen, den Fall aufzuklären. Es brachte wirklich nichts, wenn sich jemand sträubte. Wir mussten synchron gehen, um einen Erfolg zu erreichen, was schwierig genug war. Besonders für mich, denn ich betrat ein Gebiet, auf dem ich alles andere als ein Fachmann war. Ich musste mich darauf verlassen, was ich gesehen, gelesen und auch gehört hatte.
Ich wechselte die Haltung des Kreuzes. Es glitt von meiner Handfläche herab, und ich hielt nur noch die Kette fest, so dass sich das Kreuz in ein Pendel verwandelte.
Ein leichter Schwung reichte aus.
Langsam setzte es sich in Bewegung und schwang von einer Seite zur anderen. Dagmar hielt den Blick darauf gerichtet. Durch die kurzen Schwingungen brauchte sie ihre Augen nicht zu weit zu bewegen, sie konnte das Kreuz sehr gut verfolgen, was sie auch tat. Vor allen Dingen sagte sie nichts. Sie hielt sich mit Kommentaren zurück und stellte sich ganz und gar auf mich ein.
»Du musst jetzt ganz ruhig sein, Dagmar«, sagte ich mit leiser Stimme. »Konzentriere dich einzig und allein auf das, was du siehst, und auf meine Stimme. Alles andere ist unwichtig. Du siehst nur das Kreuz und hörst mich sprechen...«
Sie gab mir keine Antwort. Ich erlebte trotzdem eine Reaktion bei ihr, denn sie entspannte sich weiter. Die Augen zuckten dabei leicht, aber sie fielen nicht ganz zu.
»Alle Sorgen und Probleme fallen von dir ab«, sprach ich weiter. »Du musst nur noch an dich denken und daran, dass du schlafen willst. Du gibst deinen eigenen Willen auf und verlierst dich ganz in einer geistigen Sphäre. Du siehst das Kreuz. Du siehst das Pendel. Das ist jetzt dein Weg, Dagmar. Verstehst du?«
»Ja«, hauchte sie. »Ja, das verstehe ich alles. Es ist so wunderbar, das zu hören. Ich werde schlafen, ich werde träumen, mich erinnern...«
»Tief schlafen«, sagte ich. »Es gibt nur das Kreuz, nur noch das Kreuz, Dagmar. Und es gibt mich. Bist du bereit, mir zu gehorchen?«
»Das bin ich.«
Die Antwort erschreckte mich nicht, aber sie überraschte mich. Dass es so einfach sein würde, Dagmar zu hypnotisieren, hatte ich nicht erwartet. Aber ich steckte die Lorbeeren nicht mir an die Brust, denn ich wusste sehr genau, dass Dagmar Hansen schon stark mithalf.
»Du hörst mich immer noch?«
»Ja, ich höre dich.«
»Wenn ich dich
Weitere Kostenlose Bücher