Dämonen-Zwillinge
musste er von der anderen Seite stammen. Es war wichtig für mich, dass ich den Namen erfuhr, doch das musste ich zunächst zurückstellen, weil Dagmar oder Penelope unter einem zu großen Stress litt und zunächst nicht in der Lage war, mir eine Antwort zu geben.
Sie hatte mit sich selbst zu tun. Zwar stand sie auch weiterhin unter dem Einfluss der Hypnose, doch ihre Unruhe war nicht zu übersehen. Sie warf sich von einer Seite auf die andere, ohne die Ruhe zu finden, die sie haben wollte. Sogar die Augen hatte sie weit geöffnet und starrte mich an, aber ich glaubte nicht, dass sie mich sah. Vielmehr schaute sie durch mich hindurch.
Ich beobachtete auch das dritte Auge. Es gab mir keine Antwort. Es zeichnete sich zwar ab, aber es war verblasst und sah aus, als befände es sich auf dem Rückzug. Auch die Umrisse präsentierten sich nicht mehr so klar. Jetzt sahen sie aus, als hätten sie sich zurückgezogen und wären an den Rändern verschrumpelt.
»Bitte, sprich, wenn du mich hören kannst, Dagmar.«
Sie hörte mich, aber ich hatte die falschen Worte gewählt. »Dagmar? Wer ist Dagmar? Ich kenne sie nicht...«
»Ich meine Penelope.«
»Ja, ich höre dich.«
»Kanntest du mich auch?«
»Nein, deine Stimme ist mir fremd.«
»Kannst du mich sehen?«
»Nein, auch das nicht.«
»Was siehst du denn?«, stellte ich sofort danach die nächste Frage und hoffte auf eine Antwort, die ihre Umgebung beschrieb.
»Ich... ich... sehe ein Feuer«, drang es flüsternd über ihre Lippen.
»Was ist mit dir?«
»Ich sitze an dem Feuer.«
»Allein?«
»Ja, ganz allein. Es ist Nacht. Ich friere trotzdem, aber ich werde auf ihn warten. Er hat versprochen, zu mir zu kommen, denn er will mir noch etwas sagen.«
»Ist es der Mann, der dich geschwängert hat?«
Penelope wartete einen Moment mit der Antwort.
Schließlich flüsterte sie: »Ja, das ist er. Ich spüre bereits seine Nähe. Ich werde unruhig. Er ist so stark und mächtig. Er ist ein Gott...«
»Wie heißt er?« Ich wollte endlich den Namen erfahren, aber sie gab mir keine Antwort. Dafür erlebte ich, dass ihr drittes Auge sich wieder erholte. Die rot-violette Farbe darin nahm an Intensität zu, aber zugleich entstand auch eine gewisse Klarheit, so dass es möglich war, dass sich dort ein Bild oder eine Szene abzeichnete.
Genau die sah ich. Ich bekam präsentiert, dass mich Penelope nicht angelogen hatte. Ich sah sie tatsächlich an einem kleinen Feuer sitzen, dessen Lichtschein sich flackernd ausbreitete und auch gegen eine blasse Wand traf, an der die Schatten bis fast an das niedrige Flachdach hochglitten.
Der Rest der Umgebung blieb im Dunkel. Ich sah keine Bäume, kein Meer, auch keinen Strand, sondern nur noch die Frau mit den dunklen Haaren, die am Feuer saß und um ihren Körper einen Umhang gewickelt hatte, weil die Flammen sie nicht zu stark wärmten.
Da sie den Kopf gesenkt hielt, war es mir nicht möglich, ihr Gesicht ganz zu sehen. Ich erkannte nur einen unteren Ausschnitt. Ein weiches Kinn und einen kleinen Mund.
Von dem angekündigten Vater entdeckte ich keine Spur. Es konnte gut sein, dass er sich auf dem Weg befand, aber die Zeit verging, ohne dass etwas passierte und sich die Frau auch nur einmal rührte. Sie sah aus wie eine Statue.
»Magst du den Gott?«
Toll, ich erhielt eine Antwort. Aber es sprach die Frau, die vor mir lag, die Frau am Feuer bewegte sich nicht. Sie war nichts anderes als eine zum Bild gewordene Erinnerung.
»Nein, ich kann ihn nicht lieben. Er ist zu mir gekommen. Er wird noch einmal kommen. Er wird mich nehmen, und ich werde ihm gehorchen müssen. Man kann dem Gott nicht widersprechen...«
Er wird mich nehmen!, hatte sie gesagt. Jetzt wusste ich, in welch einer Zeit ich mich befand. Es war genau der Ort, an dem die Zwillinge entstehen würden.
Der Gott und der Mensch vereinigten sich!
Himmel, damit hatte ich nicht rechnen können. Und jetzt baute sich bei mir die Spannung auf. Ich konnte es nicht erwarten, und ich konnte es auch nicht ändern, ich musste es nehmen, wie es kam.
In der Dunkelheit glaubte ich, eine Bewegung zu sehen. Im Rücken der Penelope, die mit der Vorderseite des Körpers zum Feuer saß. Ich wollte sie fragen, ob sie etwas bemerkte, doch das konnte ich mir sparen, denn sie hatte etwas gehört, zuckte einmal zusammen und veränderte ihre Haltung. Die Starre fiel von ihr ab, als sie ihren Oberkörper aufrichtete. Auch der Umhang rutschte etwas zur Seite, und ich sah zum ersten Mal ihr Gesicht,
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