Dämonen-Zwillinge
auch so bleiben, solange es Menschen mit dem jetzigen Aussehen gab und sie nicht mutierten.
Ich wollte es nicht hören, aber ich musste es tun, denn ich hielt mir meine Augen nicht zu. Bis mir auffiel, dass die Laute nicht aus dem Auge drangen, sondern aus dem Mund der liegenden Dagmar. Sie erlebte das, was auch Penelope durchmachte, und ich konnte zuschauen, dass ihr Körper von einer gewissen Unruhe überfallen wurde. Sie blieb nicht mehr starr auf dem Rücken liegen. Sie stöhnte, sie bewegte sich, sie hob ihren Unterkörper an, ließ ihn wieder fallen, keuchte dabei so stark und innerlich dermaßen aufgewühlt, dass der Schweiß auf ihrem Gesicht lag wie eine Spiegelfläche.
Dann war es vorbei!
Sehr schnell und übergangslos. Mir fiel die Stille erst später auf. Da konzentrierte ich mich bereits wieder auf das dritte Auge, in dem das Bild langsam verblasste.
Das Feuer war heruntergebrannt. Es glühte nur noch. Aus dem Eingang der Hütte löste sich die hässliche Gestalt des Hirtengottes, der sich mit ungelenken Bewegungen von diesem Ort entfernte und noch ein triumphierendes Lachen in die Nacht schickte.
Schließlich war auch das Lachen nicht mehr zu hören, denn da hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
Mich interessierte wieder das Auge. Es malte sich noch auf der Stirn ab, aber es war keine Szene mehr darin zu sehen. Die Vergangenheit war für es gestorben.
Seine Farbe wurde allmählich blasser, und es würde nicht mehr lange dauern, bis es endgültig verschwunden war.
Tief in der Vergangenheit hatte sich etwas abgespielt, das bis in die Gegenwart hineinreichte und eine Frau wie Dagmar Hansen völlig aus dem Konzept gebracht hatte.
Ich wusste nicht, ob es gut gewesen war, sie in den Zustand der Hypnose zu versetzen, ich konnte es nur hoffen und ihr auch die Daumen drücken, dass sie keinen Schaden davongetragen hatte.
Dagmar Hansen lag jetzt wieder ruhig vor mir. Trotzdem hatte sie sich verändert. Der Trip in die Vergangenheit hatte sie aufgewühlt. Ihr Körper hatte den Schweiß produziert, der dafür sorgte, dass Teile ihrer Haare auf dem Kopf festklebten.
Auch ihr Atem ging schneller. Sie musste zunächst wieder zu sich selbst kommen.
Mir war jetzt bekannt, wer der Vater der Zwillinge war. Ausgerechnet der hässliche Hirtengott Pan. Das war für mich nur schwer nachvollziehbar, aber ich wusste jetzt auch, dass die alten Sagen nicht so Unrecht hatten, und war wieder um eine Erfahrung reicher.
Eines war allerdings nicht der Fall. Penelope gehörte nicht zu den Psychonauten, die sich genau um diese Zeitspanne herum im alten Griechenland befunden hatten, um die Rätsel der Welt zu lösen. Sie besaß in Griechenland ihren Ursprung. Dass Dagmar eine Psychonautin war, musste andere Ursachen haben, die in der Genealogie ihrer Ahnenkette zu finden waren. Das erste Leben und ihr normaler Zustand waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
War sie noch Penelope oder schon wieder Dagmar?
Durch Überlegungen fand ich es nicht heraus, ich musste ihr schon entsprechende Fragen stellen, was ich auch in Angriff nahm.
»Dagmar...?«
Ich hatte leise gesprochen. Für sie allerdings laut genug, denn sie schrak leicht zusammen.
»Hörst du mich, Dagmar?«
»John...?«
»Ja, ich bin es.«
»Was ist geschehen?«
Das konnte ich ihr zwar sagen, doch ich schreckte davor zurück. Ich wollte sie wieder zurück in ihren normalen Zustand holen, dazu brauchte ich allerdings das Codewort, und ich durfte dabei auch nichts überstürzen und musste behutsam zu Werke gehen.
»Ich möchte, Dagmar, dass du ganz allmählich wieder zurückkehrst und zu der Person wirst, als die ich dich kenne. Lass es uns gemeinsam versuchen – ja...?«
»Ich höre dir zu, John...«
»Das ist gut!«
Dann lachte sie! Nein, verdammt, es war nicht Dagmar, die gelacht hatte. Dieses Geräusch war aus einem anderen Mund geklungen, und er musste sich in meiner Nähe befinden, sonst hätte ich es nicht gehört.
Ich stand noch nicht auf, sondern drehte mich im Sitzen so weit es möglich war.
Ich sah keine Person im Dämmerlicht des Zimmers, die dieses Lachen ausgestoßen hatte.
Und doch hatte ich mich nicht getäuscht. Zudem war es mir bekannt vorgekommen. So lachten nur Isa und Irene. Also befanden sich die Zwillinge in der Nähe.
»Wir lesen deine Gedanken, John«, flüsterte eine Stimme quer durch den Raum. »Du brauchst keine Angst zu haben, wir sind immer bei dir und verfolgen alles sehr genau. Bis später...«
Mehr sagten sie nicht. Dafür
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