Dämonen-Zwillinge
brauchst du dir keine zu großen Sorgen zu machen. Sie sind immer in der Nähe, auch wenn du sie nicht siehst.«
»Ach. Und das weißt du? Woher denn?«
Ich winkte ab. »Ich konnte sie hören, aber ich habe sie nicht gesehen. Sie haben mich aus dem Unsichtbaren hervor unter Kontrolle gehalten. Dich im Übrigen auch. So sind sie immer über das informiert gewesen, was hier im Raum ablief.«
Dagmar staunte. Sie blickte sich dabei um, sah aber ebenso wenig eine ihrer »Töchter« wie ich. »Und sie haben nicht eingegriffen, John?«
»Nein, denn sonst säßen wir hier nicht so friedlich beisammen. Ich weiß nicht, was sie sich ausgerechnet haben oder was sie sich noch alles ausrechnen, aber sie haben mich in Frieden gelassen, was allerdings nicht bedeutet, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird. Wir müssen schon damit rechnen, dass sie irgendwann in naher Zukunft einen Angriff starten, denn ihr eigentliches Ziel werden sie nicht vergessen haben. Nur scheint ein Überfall für sie nicht eben günstig zu sein. Sicherlich halten sie nach einer besseren Gelegenheit Ausschau.«
Dagmar stimmte mir zu, indem sie nickte. »Dann stellt sich die Frage, was wir dagegen tun sollen.«
»Das müssen wir noch besprechen.«
Dagmar Hansen beugte sich vor. »Sollen wir hier in der Wohnung bleiben?«
»Das ist die Frage«, murmelte ich.
»Was stört dich daran?«
»Ganz einfach. Ich habe ja ihre Attacke erlebt, und du hast den Tod der Penelope gesehen. Beide Male spielte Feuer eine Rolle. Sie scheinen ein Faible dafür zu haben. Wenn ich ehrlich sein soll, dann möchte ich nicht, dass deine Wohnung hier abbrennt.«
»Ja, das stimmt schon.« Nach einer Pause fügte Dagmar noch etwas hinzu. »Am besten wäre es ja, wenn sie sich nach einem Zuruf zeigen würden. Oder nicht?«
»Ja, dafür wäre ich auch. Aber du kannst sie nicht manipulieren. Das hat Penelope schon nicht geschafft, und ich denke, dass uns das auch nicht gelingen wird.«
»Also müssen wir warten.«
»Oder sie zum Handeln zwingen.«
»Ach wirklich? Wie willst du das denn anstellen?« Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Ich ging darauf nicht ein und sagte nur: »In dieser Umgebung ist das schlecht.«
»Warum?«
»Es ist zu gefährlich, Dagmar. Ich denke da nicht nur an uns beide. Es geht mir mehr um die Menschen, die hier im Haus wohnen. Isa und Irene arbeiten mit Feuer. Das hast du ebenso erlebt wie ich. Wenn es hart auf hart kommt, werden sie hier alles in Brand stecken. Das können und dürfen wir nicht riskieren.«
»Dann müssen wir eben raus!«
»Genau, Dagmar!«
Sie war nicht begeistert. Verdrossen schaute sie zu Boden und nagte an der Unterlippe. Ich konnte sie irgendwie auch verstehen. Die Wohnung hatte sie bisher als einen Schutz angesehen, den sie nun verlassen sollte und sich damit praktisch auf die freie Wildbahn begeben musste.
Sie war bis ans Fenster getreten und stellte mir die Frage: »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
Ich deutete ein Kopfschütteln an. » Sorry , aber ich wüsste keine.«
»So gesehen stimmt das. Wenn du schon den Vorschlag machst, John, dann musst du auch sagen, wohin du willst. Hast du dir ein konkretes Ziel vorgestellt?«
»Das habe ich noch nicht.«
Dagmar hob die Augenbrauen. »Das sieht aber nicht gut aus.«
»Es bleibt uns wohl nicht die Zeit, nachzudenken.«
»Das weiß ich nicht.« Sie schaute sich um. »Wenn wir davon ausgehen, dass sie uns unter Kontrolle haben, dann werden sie uns auch jetzt sehen und hören können. Wohin wir auch gehen, sie sind immer in unserer Nähe.«
»Das stimmt. Nur will ich keine anderen Menschen in Gefahr bringen.«
»Das sagtest du schon, das sehe ich ein. Also verschwinden wir. Gehen hinaus, setzen uns in den Wagen und warten darauf, dass sie versuchen werden, mich zu töten.«
Ich wollte ihr eine Antwort geben, aber man kam mir zuvor. Zugleich hörten wir das Wispern. Es schwang durch die Luft, die plötzlich von Stimmen erfüllt war. Was sie sagten, war nicht zu verstehen, aber wir hörten auch das Lachen daraus hervor.
Es waren sie!
Und sie hatten ihren Spaß. Sie konnten uns sehen, wir aber waren für sie unsichtbar. Sie machten sich einen Spaß daraus, uns zu provozieren, während wir uns ratlos umschauten. Es war auch nicht zu hören, aus welch einer Richtung uns die Stimmen erreichten. Sie waren einfach überall.
Mit der rechten Hand deutete ich auf die offene Wohnzimmertür. »Wir sollten uns nicht verrückt machen lassen, Dagmar,
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