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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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neben mir aufgetaucht. Er hatte auf mich eingeredet, doch ich hatte ihm nicht zugehört. Vielleicht war es ihm auch einfach nicht gelungen, durch den Lärm in meinem Kopf zu dringen. Schließlich hatte er aufgegeben und war wieder verschwunden.
    Und ich lief weiter.
    Ich wollte zu Nick, wollte ihm sagen, was geschehen war, mich in seine Arme flüchten und von ihm trösten lassen. Aber das war keine Option. Nick hasste Dämonen. Abstoßend und widerwärtig hatte er sie genannt. Und abstoßend und widerwärtig würde er auch mich finden, sollte er je die Wahrheit über mich erfahren.
    Als jemand mich beim Arm griff und herumdrehte, fuhr ich erschrocken zusammen. Meine Fäuste waren geballt, ich war bereit, mich zu wehren. Dann sah ich Pepper, die– vollkommen außer Puste– vor mir stand.
    » Mensch, bist du schwerhörig! « , schnaufte sie. » Ich rufe ungefähr seit hundert Metern deinen Namen. Meine Güte, wie ich es hasse zu rennen. «
    » Warum tust du es dann? «
    » Weil du mir immer noch die Stalkergeschichte schuldig bist. «
    Ich starrte sie an, vollkommen ahnungslos, was sie von mir wollte.
    » Erde an Riley! « Sie schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht. » Erinnerst du dich? Agent Pepper hat für dich deine Straße ausgekundschaftet! «
    So schwer es mir auch fiel, meine Gedanken wenigstens so lange zur Ruhe zu bringen, dass ich Peppers Worte verstehen konnte, daran erinnerte ich mich natürlich. Und es war nichts, worüber ich im Augenblick reden wollte. Oder konnte. Ich müsste Pepper eine Lüge auftischen und in meiner augenblicklichen Verfassung würde ich mich bloß in Widersprüche verwickeln.
    Ich schüttelte den Kopf. » Ein andermal. «
    Pepper musterte mich von oben bis unten. Bei jedem anderen hätte ich das als unhöflich empfunden, vor allem die Genauigkeit, mit der sie mich abcheckte. » Ist alles in Ordnung mit dir? «
    » Was soll denn nicht in Ordnung sein? « , fragte ich ein wenig zu barsch. Abgesehen davon, dass mein Leben, das bis vor ein paar Stunden noch ganz annehmbar gewesen war, plötzlich in Trümmern lag? » Mir geht es prächtig! «
    » Hast du geweint? «
    Hatte ich? Meine Augen fühlten sich tatsächlich verquollen an, die Haut über meinen Wangen spannte, als wäre sie nass gewesen, und meine Nase war auch dicht. In meinem Kopf herrschte ein solches Chaos, dass es mir nicht einmal aufgefallen war. » Ich… «
    Pepper hakte sich bei mir unter. » Du kommst jetzt erst einmal mit zu mir. Ich habe jede Menge Taschentücher und eine riesige Packung Eiscreme da. Egal, was der Schuft dir angetan hat, das wird helfen! «
    Der Schuft, der für meinen aktuellen Zustand verantwortlich war, war mein Vater. Aber das konnte ich Pepper schlecht sagen. Oder etwa doch?
    Ein paar Minuten später saß ich in Peppers Zimmer, auf ihrem Bett. Neben mir eine Schachtel Kleenex und eine Schüssel mit Eis auf dem Schoß. Außerdem hatte sie Tee gekocht.
    » Falls du zu den zwei Prozent der weiblichen Bevölkerung gehörst, die sich nicht mit Süßkram beruhigen oder trösten lassen « , hatte sie gesagt und die Tasse neben mir auf dem Nachttisch abgestellt.
    Schweigend rührte ich in meinem Eis herum, beobachtete, wie es von fest zu pampig und schließlich flüssig wurde. Pepper leckte die Reste ihrer eigenen Portion vom Löffel, nahm mir meine Schüssel ab und stellte sie zur Seite. » Trink den Tee. «
    Ich griff tatsächlich nach der Tasse, doch statt zu trinken, klammerte ich mich daran fest, froh, dass meine Hände eine Beschäftigung hatten. Mit dem heißen Dampf stieg der Geruch von Pfefferminze in meine Nase und schien irgendeine Blockade in meinem Hirn zu lösen. Anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich plötzlich mit den Worten » Meine Mom war ein Dämon « herausplatzte.
    Ich biss mir auf die Lippe und wartete darauf, dass Pepper in Gelächter ausbrach oder mich gleich wieder auf die Straße setzte. Falls sie nicht vorher schreiend davonlief. Sicher, es war Pepper gewesen, die mir vom Jenseits erzählt hatte, aber es war dann doch ein Unterschied, ob man lediglich über etwas redete oder ob es plötzlich real wurde. Mit einem kranken Nachbarn konnte man schließlich auch besser leben, als wenn es ein Familienmitglied traf.
    Ein leises Rasseln durchbrach die Stille, die nach meinen Worten entstanden war. Ich sah mich nach der Quelle um und fand sie auf der Fensterbank, wo Drizzle in der Erde unter einem Bonsai schlief und dabei mit seinem Schnarchen ganze Wälder abholzte.

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