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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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erschien mir meine Theorie. Die ganze Nacht über hatten mich die Bilder der Katze verfolgt. Kein Wunder, wenn es meinem Verstand da schwerfiel, sie abzuschütteln und sofort in den Wachzustand umzuschalten. Ich hatte also geträumt aufzuwachen, was aber wohl erst wirklich der Fall gewesen war, als ich versucht hatte, vom Boden aufzustehen.
    Dads Kaffee war der Himmel auf Erden. Tatsächlich fühlte ich mich nach der ersten Tasse schon viel besser. Die Pfannkuchen, die er gezaubert hatte, während ich unter der Dusche die Erinnerungen an die Katze abwusch, trugen ihren Teil dazu bei, dass ich mich allmählich wieder wie ich selbst zu fühlen begann.
    Ganz allmählich sah ich mich imstande, Dad von meinem Traum zu erzählen. Als ich fertig war, schob er mir mitfühlend die Marmelade über den Tisch zu, damit ich meinen Pfannkuchen damit bestreichen konnte.
    » Das Schicksal dieser Katze hat dich ganz schön mitgenommen, was? «
    Man fand nicht jeden Tag ein sterbendes Tier am Straßenrand. » Ich glaube, bis auf Weiteres verzichte ich darauf, mir eine Katze zu wünschen. Oder einen Hund. «
    » Soll mir recht sein. Solange du dir nicht ersatzweise ein Pferd wünschst. «
    » Wir könnten es neben der Waschmaschine im Keller unterbringen. «
    » Oder in deinem Zimmer und du ziehst zur Waschmaschine. «
    » So ein Pferd braucht Bewegung, Dad. Wir werden schon das Wohnzimmer räumen müssen. «
    » Ich hoffe, du magst Pferdesalami. «
    Wir sahen uns über den Tisch hinweg an, dann brachen wir in Gelächter aus. Ich war Dad dankbar, dass er nicht länger nachbohrte, ob es mir wirklich gut ging. Vielleicht hatte auch die heiße Dusche gereicht, damit sich meine Gesichtsfarbe wieder deutlicher von den grauen Bodenbelägen auf seiner Station abhob.
    Während ich meine Pfannkuchen verdrückte, erstellten wir die Einkaufsliste für diese Woche, und Dad quetschte mich über meine Pläne für die Ferien aus. Viel hatte ich dazu nicht zu sagen. Ich meinte lediglich, dass ich das wohl spontan entscheiden würde. Je nach Wetter und je nachdem, an welchen Tagen ich im Laden arbeiten musste.
    Schließlich trank er seinen Kaffee aus und stellte die Tasse in die Spülmaschine. » Du bist sicher, dass es dir gut geht? Oder soll ich zu Hause bleiben? «
    » Geh nur, ich bin in Ordnung. « Grinsend fügte ich hinzu: » Es sei denn, du willst heute blaumachen. «
    Sein Grinsen geriet etwas schief. » Ich fürchte, das können wir uns gerade nicht leisten. « Das war der Nachteil, wenn man nach Stunden bezahlt wurde und nicht pauschal.
    Sobald sich Dad auf den Weg ins Krankenhaus machte, ging ich wieder nach oben in mein Zimmer. Eine Weile stand ich unschlüssig in der Tür herum. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, zum Bett zu gehen. Zu groß war meine Angst, dort etwas zu entdecken, das meine Traumtheorie widerlegen würde. Schließlich gab ich mir einen Ruck. Ich zog die Decke zurück und inspizierte Kissen und Laken, bis ich mir sicher war, dass kein Tier darauf gelegen hatte. Erleichtert räumte ich alles wieder an seinen Platz, trat ein paar Klamotten, die eigentlich in die Wäsche gehörten, in die Ecke hinter der Tür und kehrte nach unten zurück, um den Frühstückstisch abzuräumen. Ich erledigte noch ein bisschen lästigen Haushaltskram und machte mich schließlich auf den Weg zur Arbeit.
    Bis ich im Hexenkessel ankam, war der Albtraum zu einer Erinnerung verblasst. Pepper, Jonah und ich folgten unserer üblichen morgendlichen Routine. Wir füllten die Regale auf, wischten Staub– ja, ich erwischte zielsicher den Schalter, woraufhin mich der blöde Totenschädel wieder auslachte– und sperrten pünktlich auf. Alles war wie immer. Bis auf die Tatsache, dass Madame noch nicht hier war und sich bereits ein paar Leute in den Laden verirrt hatten.
    » Weiß einer von euch, wo sie steckt? « , erkundigte ich mich, als sie auch um viertel nach zehn noch nicht aufgetaucht war.
    Pepper schüttelte den Kopf. Jonah sagte etwas, seine Worte gingen allerdings im ohrenbetäubenden Gelächter des verflixten Totenkopfes unter, den ein Kunde in diesem Augenblick entdeckt hatte.
    » Was? « , bohrte ich nach.
    » Ich sagte, ihr 10-Uhr-Termin wartet auf sie. «
    » Hast du sie schon angerufen? « , wollte Pepper wissen.
    » Mailbox. Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen, aber bis jetzt hat sie sich nicht gemeldet. «
    Vielleicht gab es eine Betriebsstörung bei der U-Bahn oder sie stand mit dem Bus im Stau. Andererseits war Madame

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