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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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den Satz, den sie mir eingetrichtert hatte.
    » Solange du die Augen offen hältst, wirst du immer Dinge entdecken, die anderen verborgen bleiben. Du schaffst das schon! «
    Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte sie auch schon die Verbindung beendet. » Du schaffst das schon « , äffte ich sie nach. Klar, die Frau, die tatsächlich mit Geistern kommunizieren konnte, hatte leicht reden!
    Ich legte das Telefon an seinen Platz zurück, straffte die Schultern und machte mich auf den Weg zu der wartenden Kundin. Ich konnte nur hoffen, dass es wirklich so leicht werden würde, wie Madame behauptete. Es geht ihr nur um den Kick einer Séance. Lampenfieber hin oder her, mit jemandem, der nur eine gute Show sehen wollte, würde ich schon fertig werden.
    Ich kam gerade hinter dem Tresen vor und war schon fast beim Durchgang zum Wartebereich, als sich ein dunkelhaariger Mann, der vor einem der Regale stand, schwungvoll umdrehte und mit mir zusammenprallte. Der Zusammenstoß war derart wuchtig, dass ich ins Stolpern geriet. Geistesgegenwärtig griff er nach meinem Arm und verhinderte, dass ich auf dem Hintern landete.
    » Entschuldigen Sie! « Erschrocken sah er mich mit seinen hellgrauen, fast schon farblosen Augen an. » Haben Sie sich wehgetan? «
    » Nichts passiert. « Es war ja meine eigene Schuld. Wäre ich nicht so mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen, würde ich nicht wie eine Flipperkugel gegen arglose Kunden knallen.
    Der Mann hielt noch immer meinen Arm fest. Erst als ich einen bedeutungsvollen Blick auf seine Hand warf, gab er mich mit einem gemurmelten » Entschuldigung « frei. Seine Augen waren wirklich ungewöhnlich, fast schon unheimlich. Als könnten sie Dinge sehen… Ich schüttelte den Gedanken ab, schenkte dem Mann ein flüchtiges Lächeln, das gleichzeitig Abschied und Entschuldigung sein sollte, und ging weiter.
    Vor dem Perlenschnurvorhang atmete ich noch einmal kurz durch, dann betrat ich den dahinter liegenden Wartebereich und der Mann mit den farblosen Augen geriet in Vergessenheit.
    Eine zierliche dunkelhaarige Frau saß auf einem der Stühle und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Sie war nicht allein. Neben ihr stand ein muskulöser Mann und blätterte in einem unserer Werbeflyer. Zuerst erschreckte mich der Gedanke, meine Show vor zwei Zuschauern aufführen zu müssen, dann jedoch kam mir die Idee, dass das womöglich sogar gut war. Vielleicht lenkten sie sich gegenseitig so sehr ab, dass ich leichtes Spiel hatte. Oder der Schuss ging nach hinten los, und die beiden wären aufmerksamer, als gut für mich war. Jetzt war es ohnehin zu spät, denn sie hatten mich bemerkt. Ich setzte ein Lächeln auf und ging zu ihnen.
    Der Mann musterte mich von oben bis unten, dann warf er einen Blick auf das Foto im Flyer. » Sie sind nicht Madame Veritas. «
    Das ging ja gut los. Wenn ich die Nummer einigermaßen retten wollte, musste ich erst einmal herausfinden, in welchem Verhältnis die beiden zueinander standen. Verwandt waren sie wohl nicht. Tatsächlich hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Es war nicht nur die Größe, die sie unterschied, sondern auch die Auswahl der Kleidung. Während der Mann mit Khakishorts und Turnschuhen wie der typische Tourist aussah, trug die Frau ein dunkelblaues Kostüm mit hochhackigen Schuhen. Etwas, in dem ich mich bestenfalls auf einem offiziellen Anlass oder bei einem Vorstellungsgespräch erwischen lassen würde.
    » Mein Name ist Riley « , versuchte ich die Situation zu retten. » Sie müssen die Shepherds sein. «
    » Ich bin James und das ist meine Frau Grace « , nickte er. » Wo ist nun Madame Veritas? «
    » Sie ist leider krank geworden. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich die heutige Sitzung übernehmen. « Ich war selbst beeindruckt, wie professionell ich mich anhörte. Nur weiter so, Riley Summers! Go, go, go!
    Grace betrachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. » Sie sehen nicht aus wie ein Medium. Abgesehen davon… Nehmen Sie es mir nicht übel, aber sind Sie nicht ein bisschen jung für so etwas? «
    » Geister nehmen keine Rücksicht auf Alter und Mode. « Ich gab mir alle Mühe, pikiert zu klingen, als hätte sie mich in meiner Berufsehre gekränkt. » Wenn sie Kontakt aufnehmen wollen, kommt es ihnen nicht auf derart weltliche und oberflächliche Dinge an. « Wenn ich diese Shows regelmäßig abziehen sollte, brauchte ich unbedingt so etwas wie eine Uniform. Jede Menge Klimperschmuck und bunte Klamotten. Nicht, dass

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